Plauen. Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation wird nicht in Plauen und Leipzig errichtet. Die Jury hat sich für Halle an der Saale entschieden. Das Juryurteil wurde am Dienstagabend bekannt. Halle erhält damit vom Bund eine einmalige Grundinvestition von 200 Millionen Euro sowie jährlich 40 Millionen Euro für die Betreibung des Zukunftszentrums. Rund 200 Arbeitsplätze werden
geschaffen. Heute folgen die Statements der Verantwortlichen. Als Bundestags-Vizepräsidentin und direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete des Vogtlandkreises meldete sich Yvonne Magwas zu Wort: "Ich bedauere sehr, dass sich die von der Bundesregierung eingesetzte Jury nicht für die gemeinsame Bewerbung von Plauen und Leipzig entschieden hat. Die beiden sächsischen Städte legten ein sehr überzeugendes Konzept vor."
Yvonne Magwas: "Große Chance für unsere Region geht verloren!"
Die Bewerber Plauen/Leipzig hätten nach Auffassung der Bundestagsabgeordneten mit ihrer historischen Authentizität und umfangreichen Transformations-Erfahrungen gepunktet. Mit dem Zukunftszug Plauen-Leipzig wurde ein Element entwickelt, welches das Zukunftszentrum ortsunabhängig und niederschwellig mit den Menschen via Schiene verbunden hätte. Eine Brücke zwischen Metropole und ländlichem Raum zu schlagen, das wäre möglich geworden. Yvonne Magwas: "Eine große Chance für unsere Region geht damit leider verloren. Dennoch war die Bewerbung für Plauen und das Vogtland wichtig. Die Rolle der Spitzenstadt und der Region als Wiege der Friedlichen Revolution erlangte im Zuge der Ausschreibung mehr Aufmerksamkeit, die mutigen Menschen, die 1989 für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen und die Einheit folgend in der Transformation gestalteten, mehr Würdigung", findet Yvonne Magwas und fügt hinzu: "Das ist für mich ein mittelgroßes Trostpflaster. Der Zukunftszug ist zudem übernahmefähig. Ein großer Dank gilt allen Vogtländerinnen und Vogtländern, darunter viele junge Menschen, die sich in der Bewerbungsphase, bei Workshops intensiv eingebracht haben. Sehr gute, inspirierende Ideen zum Thema Transformationsprozesse sind entstanden. Es wäre wichtig, einen Weg zu finden, diese nutzbar zu machen für die Region."
Die Jury war gar nicht in Plauen...
"Respektlos war, dass die Jury Plauen als einzige der Bewerberstädte nicht besuchte. Als das offenbar war, hatte ich dies gegenüber der Jury-Vorsitzenden, der sachsen-anhaltischen SPD-Bundestagsabgeordneten Budde, und Staatsminister Carsten Schneider MdB nochmals eingefordert, was leider zurückgewiesen wurde. Die Jury und die Bundesregierung als deren Auftraggeber müssen sich das vorwerfen lassen. So geht man mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern nicht um, das ist respektlos", kritisiert Yvonne Magwas.
War es eine politische Entscheidung?
Yvonne Magwas schreibt in ihrem Statement: "Die drei SPD-regierten Ostländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hatten früh zusammengelegt mit der Bewerbung von Frankfurt/Oder. Namentlich hatte der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Platzeck die Bewerbung von Anfang an parteipolitisch betrieben und gepusht. Nun hat am Ende eine Jury-Vorsitzende aus Sachsen-Anhalt mit SPD-Parteibuch ersatzweise ihr Heimatbundeslandsprojekt erreicht. Die Entscheidung besitzt nach alledem einen schalen Beigeschmack", so die Äußerung der Vogtländerin.
Mehrheitsentscheidung
Das Zukunftszentrum an sich ist ein wegweisendes Projekt. Erarbeitet wurde es von der damaligen Regierungs-Kommission "30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit", der beispielsweise auch der Präsident der IHK Chemnitz Dieter Pfortner angehörte, in der vergangenen Wahlperiode des Bundestages. In ihrer Pressemitteilung schreibt Yvonne Magwas: "Neben dem Zentrum gibt es viele weitere gute Vorschläge der Kommission, beispielsweise den eines ostdeutschen Begabtenförderungswerkes. Die Bundesregierung ist gefragt, diese nun endlich zügig umzusetzen. Das Zentrum wird ein Fundament-Baustein für eine weiter gelingende Transformation in unserem Land sein." Die Bundestagsvizepräsidentin merkt abschließend an: "Angesichts der großen gesamtgesellschaftlichen Bedeutung und auch ob der eingesetzten Haushaltsmittel ist es mehr als bedauerlich, dass nicht der Deutsche Bundestag, unser vom Volk gewähltes Parlament, die Standortentscheidung getroffen hat. Auch das hatte ich im Verfahren angemahnt. Die Ampel-Regierung und die sie tragenden Bundestagsfraktionen haben mit ihrer Mehrheit anders bestimmt", so Yvonne Magwas.
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