Pausa. Eine Stadtmühle in Pausa? "Viele wissen gar nicht, dass es eine solche in der Vorstadt gab", sagt Helmut Dittrich aus der Erdachsenstadt. "Die Stadtmühle wurde 1988 abgerissen." Der Senior holte Erkundungen zur Historie ein. "Ich fragte im Stadtarchiv nach, im Pausaer Heimatverein und bei den Nachfahren der Familie, die dort lebte."
Ein Stück Geschichte im 1:100 Format
Abgerissen wurde der Mühlenkomplex im Jahr 1988. Bereits 1976 war der Betrieb der Getreide- und Sägemühle mit eingestellt worden. Sozusagen aus Bildern ließ der Bastler die Stadtmühle im Maßstab 1: 100 neu entstehen. Sägewerk, Lagerraum, den Mühlenbetrieb mit Mühlrad und Wohnhaus, detailgetreu wurde alles mit Sperrholz nachgebaut.
Werdegang des Bauherren
Als Helmut Dittrich nach der politischen Wende mit dem Modellbau begann, ließ er als erstes die Pausaer Kirche im Kleinformat entstehen. "Das war 1991, als das Gerüst an der Kirche stand. Da dachte ich, es ist die Gelegenheit, sie abzumessen." Als nächstes war ein Projekt aus der alten Heimat von Helmut Dittrich an der Reihe. Er stammt aus Schweidnitz nahe Breslau in Schlesien und kam 1946 mit einem Treck der Heimatvertriebenen nach Pausa, siedelte sich hier mit seiner Familie an. Viele Jahre engagierte er sich rührig in der Pausaer Ortsgruppe der Schlesier. Ein ehemaliges Gasthaus in der alten Heimat, welches weggerissen wurde, hat er als Modell wieder aufgebaut. Bei einem Treffen übergab er den Heimatfreunden, von denen zuvor nützliche Informationen zum Bauwerk erhalten hatte, das Gasthaus en miniature im Maßstab 1:100 ."Als nächstes baute ich das Pausaer Rathaus nach", sagt der ehemalige Tischler, den der Werkstoff Holz auch mit Erreichen des Rentenalters nicht losließ. Mit dem Zollstock nahm er die Maße am Haus im Stadtzentrum der Erdachsenstadt. Aus Sperrholz baute er das Gebäude nach, klebte und brachte die Farben sowie Verzierungen auf. Der nächste Weg führte den Tüftler in die Zimmerei Lotthard. "ich kam auf die Idee, den neuen Glockenstuhl für die Kirche zu bauen." Im Maßstab 1:10 entstand dieser. "Als ich den fertig hatte, dachte ich, es gehört ja auch der Kirchturm dazu", erinnert sich der Senior verschmitzt. Den nachbebauten Turm kann man öffnen, dann sieht man den Glockenstuhl darin. Das Werk schenkte Helmut Dittrich dann der Kirchgemeinde Pausa. Die Friedhofskapelle "Zum Heiligen Kreuz" in Pausa, die 1896 geweiht wurden, war ebenfalls ein Bastelprojekt des Seniors. "In den 50-er und 60-er Jahren war ich viel mit dem Zug gefahren", so der Pausaer, der zu DDR-Zeit die damals begehrten Laubsägearbeiten für Pyramidenmodelle und Schwibbögen verrichtete. Also baute er auch den Bahnhof nach, nachdem er dazu geforscht hatte. Jedes Stück ist zugleich ein Stück Pausaer Geschichte, die damit auflebt.
erschienen am 10.05.2023