Die Sportfreundschaft zwischen Hof und Plauen lebt neu auf

Plauen/Hof. Der Sport vereint schon ewig die Menschen rund um Hof und Plauen. Er verbindet die Regionen. Nur die 40 Jahre DDR haben für einen Bruch gesorgt. Doch der tiefe Graben, den die 3,60 Meter hohe Mauer an der deutsch-deutschen Grenze hinterlassen hat, er wächst jetzt endlich zu. Das wurde bei einem großen Jubiläumsspiel in Plauen deutlich. In der Spitzenstadt boten die Jungs vom einstigen FC Bayern (jetzt SpVgg Bayern Hof) zusammen mit der gastgebenden VFC-Traditionself guten Fußball. Und es gab für alle Beteiligten einen überraschenden Exkurs in die Historie der oberfränkisch-vogtländischen Verbindungen. Auch Thüringen spielte eine große Rolle. Aber der Reihe nach.

Oberfranken, Vogtland und Ostthüringen gehören 1.000 Jahre zusammen

Es sind zwei Jahrhunderte alte Handelsrouten. Die A9 und die Zubringerautobahn A72 gelten als Lebensadern für die Franken, die Vogtländer und die Menschen in Ostthüringen. Historiker Dr. Adrian Roßner hat herausgefunden: "Die A9 in ihrem heutigen Verlauf gibt es seit über 1.000 Jahren. Der zunächst schlecht ausgebaute Feldweg machte eine frühe Besiedlung durch Reisende möglich. Entlang der späteren Postkutschenstrecke entstanden im Laufe der Zeit viele Städte, die für immer miteinander verbunden sind", berichtet der 32-jährige Wissenschaftler, der selbst aus Zell im Fichtelgebirge stammt und inzwischen in Bayreuth direkt an der A9 lebt. Auch der Sport spielt eine riesengroße Rolle. Bereits fünf Jahre vor der Gründung des VFC Plauen gab es das erste Spiel zwischen Plauener und Hofer Sportlern.

Plauen gegen Hof: Das älteste Fußballspiel unserer Regionen

Dr. Andreas Krone ist der "Historikus" aus dem Vogtland: "In Plauen wird seit 1893 Fußball gespielt. Eines der ersten Spiele fand am 24. Oktober 1898 in Hof statt. Der Allgemeine Turnverein Hof gewann 7:0", berichtet der aus Plauen stammende Wissenschaftler. Bekannt ist auch: Am 13. Juni 1902 trat eine Mannschaft unter dem Namen Vogtländischer Fußballclub gegen die Spielvereinigung ATV Hof an (0:3). Dieses Team trat jedoch im Anschluss nicht mehr in Erscheinung. Der VFC wurde am 27. Mai 1903 gegründet. Es begann eine bis heute fortwährende Sportfreundschaft zwischen Hofer und Plauener Fußballern. Und auch das Umland ist einbezogen.

Der Thüringer Ingo Walther spielt für Plauen und lebt in Bayreuth

Aus Bayreuth reiste an jenem Sonntag mit Ingo Walther ein ziemlich bekannter Ost-West-Fußballer nach Plauen. "Natürlich bin ich die A9 und die A72 gefahren", berichtete der Publikumsliebling, der aus Kahla (Thüringen) stammt, beim VFC Plauen in der damals 3. Liga groß rauskam und dann in Chemnitz, bei der Spielvereinigung Greuther Fürth und der Spielvereinigung Bayreuth die Fans jeweils als Kapitän und Publikumsliebling begeisterte. "Das war für mich heute viel mehr als nur ein Fußballspiel. Das Ergebnis spielt gar keine Rolle", stellte der VFC-Kicker fest. Doch im Nachhinein darf man sogar die beiden Torschützen für die Spielvereinigung Bayern Hof als "historisch gelungen" einstufen. Denn mit Daniel Micklisch (aus Plauen) und Christian Schmidt (Jena) erzielten bei diesem Ü35-Städtevergleich zwei Jungs aus Sachsen und Thüringen die Treffer zum 2:0 für die Oberfranken. Genau das hatten sich die Veranstalter gewünscht: Endlich diese Verbindung wieder herstellen.

VFC Traditionself e.V. verbindet alle Generationen

Zur Heimpremiere des nagelneuen VFC Traditionself e.V. wollten die Plauener unbedingt einen Fußballvergleich mit traditionellem Hintergrund bestreiten. VFC-Historiker Volker Herold weiß: "Die Spiele gegen Franken haben für uns Plauener mindestens genauso viel Tradition, wie die Spiele gegen Zwickau oder Chemnitz. Das geht 120 Jahre zurück!" Umso größer war die Freude beim VFC und dessen Vorgängern von Wema Plauen, als die Bayern-Hof-Oldies um Trainer Herbert Börner tatsächlich zusagten. Gespielt wurde extra auf dem Sportplatz Lindentempel in Plauen, wo der HC Einheit vor 100 Jahren eine Handballabteilung gründete und tatsächlich Großfeldspiele auch gegen Hofer Mannschaften durchführte. Die Sportstätte wurde dann vor 60 Jahren zum Fußballdomizil. Als Kind und Jugendlicher spielte dort auch Daniel Micklisch ab und an. Der heute 50-jährige Wahloberfranke absolvierte 1996 zwei Spiele in der 3. Liga für Plauen und spielte dann von 1998 an für Bayern Hof sowie viele weitere fränkische Klubs, wo er später auch als Trainer fungierte. Inzwischen ist Daniel Micklisch beim FSV Schleiz in Thüringen gelandet. Natürlich liegt auch diese Stadt an der A9.

Redaktionsleiter gibt in Plauen Debüt in Hofer Traditionsteam

Spielorganisator Karsten Repert ist seit sechs Jahren in beiden Regionen zu Hause: "Es gibt noch ganz viel zu erzählen über die vielen Verbindungen zwischen dem Vogtland, dem Frankenwald und dem Fichtelgebirge. Die Partnerstädte Hof und Plauen, aber auch die Orte im Umkreis, sollten wieder viel öfter zueinander finden", meint der Sportjournalist. Die Hofer saßen übrigens noch lange nach Spielschluss beim Freundschaftsbier mit den Plauenern zusammen. Besonders gewürdigt wurde Peter Reifenrath, der mit dem FC Bayern einst in der 2. Bundesliga spielte und im stolzen Alter von 67 Jahren in Plauen sein letztes Fußballspiel absolvierte. Bemerkenswert auch, dass mit Sören Göpel-Schulze der Redaktionsleiter der Frankenpost sein Debüt im Trikot der Hofer Traditionsmannschaft in Plauen feierte. Der heute 37-jährige Thüringer spielte einst mit Rot-Weiß Erfurt in der A-Junioren-Bundesliga und ab 1996 für die Spielvereinigung Bayern Hof. "Wir müssen uns unbedingt wieder öfter sehen", stellte Sören Göpel-Schulze fest.

Eine Sportverbindung, die von ganz alleine funktioniert

Die Hofer und die Plauener haben sich nun also für ein Rückspiel in der Saalestadt verabredet. Die Saale fließt übrigens ohne die 40-Jahre-Mauer-Unterbrechung zwischen beiden Regionen von West nach Ost seit weit mehr als 1.000 Jahren. Sie entspringt im Fichtelgebirge zwischen Zell und Weißenstadt, am Nordwesthang des Großen Waldsteins und schlängelt sich ein Stück durchs Vogtland. Geschichtswissenschaftler Dr. Andreas Krone gehört übrigens auch zum VFC-Betreuerstab. Er blickte letzten Sonntag voraus: "Meistens sind Partnerstädte auf politischer Ebene verbunden. Es wäre toll, wenn diese beiden Fußballteams aus Hof und Plauen die Regionen auch wieder in sportlichem Sinne miteinander verbinden."

Die Aufstellungen

Bayern Hof spielte mit: Jirí Hruby, Adnan Udovic - Martin Rebhahn, André Keilwerth, Florian Ascherl, Torsten Drechsel, Florian Narr, Sören Göpel-Schulze - Michael Weiß, Mo Tamo, Waldemar Schneider, Thomas Bauer, Christian Schmidt, Christian Klein - Daniel Sam, Martin Weiß, Daniel Micklisch, Erwin Okraffka, Peter Reifenrath - Trainer Herbert Börner, Teamleiter Alexander Rieger, Organisator Thomas Popp.

VFC Plauen: Alexander Grötzsch, Patrick Schüler, Michael Ott - Heiko Riedel, Catalin Popa, Sven Gemeiner, Ingo Walther, Marco Hölzel, Kai Zimmermann, Marco Weigl, Karsten Haasler, Mathias Köhler, Stephan Riedel, Rico Kurzendörfer, Julian Sesselmann, Christian Ulbricht - Trainer: Andreas Meyer, Teambetreuer Anja Riedel, Jens Starke, Axel Schröter, Maik Soschinski, Enrico Brust, Detlef Rabe, Dr. Andreas Krone, Moderator Karsten Repert.

erschienen am 28.07.2024