Plauen . In den 1960er Jahren gab es in Plauen einen beliebten Treffpunkt für spezielle Musikfans. Heinz Tonndorf berichtet: "Die Beatles-Fans und die Rolling Stones-Fans sah man seinerzeit in der Innenstadt. Die neue Musikgeneration erkannte man an ihren langen Haaren, den Schlaghosen mit Kettchen, riesigen Absatzschuhen und den bunten Hemden." Auch die legendären Pilzkopffrisuren legten sich viele junge Leute zu, um so ihre Liebe zu den Beatles zu offenbaren.
Das Capitol war ein Anziehungspunkt
Getroffen haben sich die "Revoluzer" am Samstagnachmittag auf den Treppen des Capitols. Das Kino auf der Bahnhofstraße hatte vor 60 Jahren eine unglaubliche Bedeutung. Für alle jüngeren Leser: In jener Zeit stellte das Kino den kulturellen Treffpunkt dar. Es gab auch in Plauen mehrere Lichtspielhäuser. Und das Capitol war sowas wie der Edelschuppen, wo unter anderem auch offizielle Veranstaltungen durchgeführt wurden. Die Jugend von damals wollte auf dieser Flaniermeile - das war einst die Plauener Bahnhofstraße als wichtigste Einkaufsstraße des Vogtlandes - auffallen. Manch einer von diesen "coolen Socken" provozierte sogar die Stinos (Kurzform für stinknormal). Und so saßen rechts auf den Treppen die Beatles-Fans mit ihren Kofferradios und links saßen die Stones-Fans, ebenfalls mit Kofferradios ausgestattet. Es war laut. Sehr laut!
Zuerst kam der ABV, dann die Polizei
Heinz Tonndorf erzählt: "Die Beatmusik der Sender RIAS Berlin, B1 oder Radio Luxemburg dröhnte aus den Lautsprechern. Es gab Gespräche über Musik, Kassetten und Beatbilder wurden getauscht und eine BRAVO machte auch meistens die Runde. Die Beatmusik brachte die Fans in Laune. Auch andere Musikfreunde kamen dazu und lauschten den Beatklängen", berichtet Musikfreund Tonndorf. Die Stones- und die Beatles-Songs wurden dann immer besonders laut gehört. Dieses Schauspiel dauerte immer so lange, bis die ersten Ärgernisse in Gestalt der ABV's (Abschnittbevollmächtigten) erschienen. "Diese Hilfspolizisten forderten uns auf, die Musik einzustellen, auseinander zu gehen und den Platz zu verlassen", schmunzelt Heinz. Half der Appell der ABV's nicht, erschien geraume Zeit später die Volkspolizei im Mannschaftswagen. Sie forderte dann mit Nachdruck auf, den Platz zu räumen.
Manch einer musste mit aufs Polizeirevier
Es erfolgten zudem Ausweiskontrollen. Wer keinen Ausweis vorzeigen konnte, wurde mit aufs Revier genommen. Nach der Feststellung der Personalien gab es die Androhung einer Verwarnung nebst Belehrung über das Verhalten in der Öffentlichkeit. So war das im Sozialismus. Im Kulturfenster in den Kolonnaden erinnert Heinz Tonndorf an diese Zeit. Im Einkaufszentrum auf der Bahnhofstraße werden die Kunden regelmäßig von Plattensammler Tonndorf mit tollen Dekorationen überrascht. Übrigens fand 1971 in Plauen die erste genehmigte Disco des Vogtlandes statt. Friedbert Sammler gehörte später dann zu den staatlich geprüften Schallplattenunterhaltern, die mit der Zeit immer prominenter wurden. Heute ist der "Samy" in Plauen und Umgebung quasi bekannt wie ein bunter Hund. Weil die Musik alle verbindet. Ganz besonders die Rebellen der Sechziger und siebziger Jahre!
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