Plauen. Alle fragen sich, weshalb die Inzidenzwerte im Vogtland unglaublich schnell gesunken sind. Am 14. April lag der Wert noch bei 402,7. Sechs Wochen später, am 27. Mai, meldete das Robert-Koch-Institut eine Sieben-Tage-Inzidenz von 8,8. Am heutigen Freitag gibt es einen leichten Anstieg auf 19,5. Insgesamt aber ist das Infektionsgeschehen unter Kontrolle. Ganz im Gegensatz zum 30. Dezember 2020, als das Vogtland mit einem Inzidenzwert von 1.210 die bundesweit 412 Städte und Landkreise anführte. Nun fragen sich viele Vogtländer: Wie stabil sind die aktuellen Zahlen? Kann es einen Rückfall geben? Eine hundertprozentige Antwort hat keiner. Aber es stehen alle Ampeln auf grün. Und zwar aus folgendem Grund.
Mindestens 106.150 Vogtländer sind geimpft oder genesen
Das Vogtland hat aktuell 225.000 Einwohner. 18.000 Corona-Infizierte gelten als genesen. Im Impfzentrum Eich wurden 62.650 Zweitimpfungen durchgeführt. Das Impfzentrum Plauen meldet 10.500 Zweitimpfungen. Des Weiteren haben mindestens 117 Impfärzte sowie die fünf Krankenhäuser der Region hunderte Erst- und Zweit-Impfungen durchgeführt. Weil diese Zahlen fehlen, ist eine genaue Gesamtzahl nur schwer zu ermitteln. Man darf aber sicherlich von mindestens 15.000 weiteren Zweitimpfungen ausgehen. Wahrscheinlich sind es mehr. Es sind also in der Summe mehr als 106.150 Vogtländer geimpft oder genesen. In Kombination mit den Massentestungen sank die Zahl der täglichen Covid-Neuinfektionen enorm. Weil täglich weitere Zweitimpfungen stattfinden, marschiert das Vogtland jetzt der sogenannten Herdenimmunität entgegen. Wie stabil die Experten die Lage einschätzen, kann man unter anderem daran erkennen, dass bereits ab diesem Samstag die Hotels im Vogtlandkreis wieder schrittweise öffnen dürfen. Auch die Innengastronomie steht schon in den Startlöchern.
Was sagt der Handel?
Im Handel versucht man unterdessen, sich auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten. BLICK hat bei Torsten Böhm nachgefragt. Der Plauener Unternehmer führte das Unternehmen Hifiboehm über drei Jahrzehnte an elf Standorten im Vogtland, Erzgebirge, Westsachsen und Ostthüringen erfolgreich durch alle Krisen. Seine Mannschaft (52 Mitarbeiter) hat während der verschiedenen Lockdown-Phasen immer wieder schnell reagieren müssen. "Wir sind zuversichtlich. Die Kundenkontakte steigen jetzt rapide. Unsere Leute sind topfit in Sachen Hygienevorschriften. Es läuft alles wieder an!" Als Visionär und Vordenker wertet Torsten Böhm mit seinen Spezialisten die letzten 15 Monate aus. Mit einem erstaunlichen Ergebnis. "Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden sehr gerne den exklusiven Termin nutzen. Deshalb führen wir den Expertentermin beim Spezialisten ein. Buchen kann man diesen Termin digital oder telefonisch", kündigt der Geschäftsführer von Hifiboehm an.
Der Handel schickt eine Botschaft an die Politik
In Richtung Bundestag, den Freistaat Sachsen und die Landkreisverwaltung schickt der Handel eine klare Botschaft: Zieht die richtigen Lehren aus den vergangenen Monaten! Torsten Böhm wird diesbezüglich ganz konkret: "Wenn ich für Click and Meet künftig Termine online vergebe und Kontaktdaten erfassen lasse zur möglichen Nachverfolgung, dann muss das zwingend anders laufen als jetzt. Denn neben der hochgradig fragwürdigen Zettelwirtschaft macht es auch keinen Sinn, den Menschen eine Corona-WarnApp oder die Luca-App oder Simba und was sonst noch aufs Auge zu drücken", warnt Torsten Böhm. Er glaubt: "Wenn unsere Behörden keine Einheit bilden, wird es ganz sicher zuerst kritische Nachfragen geben. Denn meine Leute müssen sich bereits jetzt mit Impf- und Genesungs-Bescheinigungen aus Bayern, Thüringen und bald auch aus dem Ausland auskennen. Wenn wir es dann in der Folge als Land nicht schaffen Kompatibilität herzustellen, verlieren wir international gesehen im digitalen Bereich weiter an Boden. Und das vollkommen unnötig. Denn wir haben technisch gesehen eine Rakete zur Verfügung, fahren derzeit aber nur Fahrrad drauf!"
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