Plauen. An Graffiti als Kunstrichtung scheiden sich die Geister. Einerseits sind Schriftzüge, die wahllos in einer Nacht- und Nebel-Aktion auf Häuser, Wände und Züge gesprayt werden eine Sachbeschädigung, die auch optisch keinen Gewinn bringen. Andererseits verfügen zahlreiche Graffitikünstler über ein außergewöhnliches Talent, triste Ecken und graue Wände mit ihren Spraydosen in farbenfrohe Kunstwerke zu verwandeln. Nur fehlen ihnen leider allzu häufig die legalen Gelegenheiten, ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.
Weniger Vandalismusschäden durch Schmierereien
Neue Wege geht die Wohnungsbaugesellschaft Plauen. Sabine Lubkowitz ist die Teamleiterin für Vermietungsservice & Marketing des Großvermieters. "Als im vergangenen Jahr kurz vor dem Abriss der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße 39/41 Benjamin Völker an die uns herantrat und darum bat, übers Wochenende an der Giebelwand nochmal sprühen zu dürfen, legte er damit den Grundstein für eine Kollaboration der besonderen Art", erinnert sich Sabine Lubkowitz. Das Kunstwerk gefiel den WbG-Verantwortlichen. Mehr noch erkannten sie darin die Chance, den immer wiederkehrenden Vandalismusschäden durch Schmierereien und Kritzeleien an ihren Häusern ein wenig mehr Herr zu werden
Anwohner sehen es positiv
Bereits im vergangenen Herbst gestaltete Benjamin Völker mit einem weiteren Mitstreiter ganz legal den Durchgang an der Dr.-Karl-Gelbke-Straße 8. Ganz unkompliziert wurde sich abgestimmt: Welche Fläche, welches Motiv, dazu gab's ein Legitimationsschreiben für eventuelle Nachfragen seitens der Ordnungshüter. Und schon ging es los. Drei Wochen experimentierten die beiden nach Feierabend, bis sie mit ihrem Werk zufrieden waren. In dieser Zeit kamen sie mit unzähligen Anwohnern und Passanten aller Altersstufen ins Gespräch. Die einhellige Meinung: "Das wird gut!"
Sie machen Plauen schöner
Auch für die WbG ist dieses Projekt eine Erfolgsgeschichte, denn seither herrscht Ruhe in diesem Durchgang. Das Kunstwerk erfreut - nach wie vor unversehrt - Passanten wie Anwohner. "Grund genug an diesem Konzept festzuhalten und weitere von wiederkehrenden Schmierereien betroffene Flächen für die legale Graffiti-Gestaltung freizugeben", betont Sabine Lubkowitz. Auch Benjamin Völker wurde zum Wiederholungstäter. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Mathias Lang und Uwe Petzold reichte er den Entwurf einer Unterwasserwelt ein und eine passende Fläche für das Kunstwerk war schnell gefunden: der Durchgang Jößnitzer Straße 58. Seit gut einem Monat nun zieren Meeresschildkröte, Hai und Krake in einer mystischen Unterwasserwelt aus Korallen und Schiffwrack die Wände und bringen Farbe in den ehemals tristen Durchgang.
erschienen am 16.10.2023