Plauen. Der 27. Europäische Bauernmarkt läuft. Bis 11. März können tausende Kunden in der Biller-Festhalle in Plauen einkaufen. Die unglaubliche Geschichte dieser landwirtschaftlichen Direktvermarkter-Messe liest sich wie ein Märchenbuch. Denn zwischen Krieg und Frieden lagen damals wie heute nur 1.000 Kilometer. Aber der Reihe nach.
Europa ist zu Gast bei Freunden
Während in der Ukraine die Panzer rollen, sind im Vogtland derzeit über 70 Händler aus 13 Ländern zusammengekommen. "Das hier sind irgendwie alles unsere Freunde", zeigt Armin Döhler auf die von einer riesigen Menschenmenge umringten Stände. Der ehemalige Chef des Amtes für Landwirtschaft kann es selbst kaum fassen, was aus der Idee von 1995 geworden ist. Mit ihm zusammen hatte Michael Bretschneider vom später gegründeten Verein Vogtländischer Bauernmarkt e.V. den internationalen Gedanken aufgegriffen.
Sie haben an den Bauernmarkt geglaubt
Rückblick: Gerade als Europa im ehemaligen Jugoslawien 200.000 Tote zu beklagen hatte und mehrere Millionen Flüchtlinge irgendwo ein sicheres Zuhause suchten, wuchs im 1.000 Kilometer entfernten Plauen der Wunsch, die neu gewonnene Freiheit nach der DDR-Diktatur mit Menschen anderer Herkunft zu feiern. "1995 hielten zehn kleine, regionale Betriebe vor dem Möbelhaus Biller einen Bauernmarkt ab. Das war der Ursprung. 1996 haben wir dann den 1. Europäischen Bauernmarkt mit Teilnehmern aus sechs Ländern veranstalten können, weil Rainer Biller und die Beschäftigten seines Möbelhauses an uns geglaubt haben", erinnert sich Michael Bretschneider. Als Wahlkreisabgeordneter konnte auch Andreas Heinz während dieser Aufbruchsphase als Verbindungsmann zum Sächsischen Landtag helfen. Der Nebenerwerbslandwirt "hatte ebenso an diese einmalige Chance geglaubt. Aber ich war nur einer, der Türen geöffnet und Wege gezeigt hat. Was die Leute vor Ort geleistet haben, ist grandios", findet Andreas Heinz.
Riesiger Ansturm
Zeitsprung. Dr. Peter Jahr steht als Mitglied des Europäischen Parlaments inmitten hunderter Kunden. "Was für eine wunderbare, friedliche Atmosphäre. Ich freue mich für euch in Plauen, dass ihr hier so viele Nationen unter einem Dach begrüßen dürft!" Der Europaabgeordnete weiß um die symbolische Bedeutung des Bauernmarktes, der zugleich auch eine riesige Leistungsschau der Landwirtschaft ist. Dieser Agrar-Grand-Prix wird ganz sicher wieder über 30.000 Kunden anlocken. Der Ansturm ist unglaublich groß.
Köstliche Produkte
Im Möbelhaus Biller in Plauen trifft man Händler aus Italien, Österreich, Ungarn, Polen und Kroatien genauso wie aus Tschechien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, der Schweiz, Bulgarien und Deutschland. Auch Litauen ist vertreten. Geöffnet hat der Europamarkt in Plauen täglich von 10 bis 18 Uhr. Es gibt delikate Käsesorten, Gebäck aus der Bretagne, Langos und Crêpes werden ebenso frisch zubereitet. Bulgarische Kebapcheta gelten als Geheimtipp und erst recht die Antipasti vom Balkan. Herrliche Weine aus verschiedenen Anbaugebieten West- und Osteuropas können verkostet werden.
Wer sich von den kulinarischen Genüssen vor Ort überzeugen möchte, kann hier Reisetrends 2023 für den kommenden Sommer checken.
erschienen am 06.03.2023