Akuter Lehrermangel in Pausa: Kampf um Bildung

Schule Derzeit gibt es die Vier-Tage-Woche für die 5. und 6. Klasse

Pausa. 

Pausa. Wie kann man Lehrer gewinnen, in der Pausaer Oberschule zu unterrichten? Das war die zentrale Frage, die sich in der Diskussion des Elternbeirates mit dem Landtagsabgeordnete Stephan Hösl (CDU), der Stadt Pausa-Mühltroff als Schulträger, dem Schulleiter Jürgen Kolbe und zwei jungen Lehrern herauskristallisierte. Der Schulelternrat um die Vorsitzende Susi Jung hatte das Treffen organisiert. Sie sagte: "Wir als Eltern haben seit August, als uns die Situation bekannt wurde, viel unternommen." Es gab Kontakte mit dem Landesschulamt in Zwickau, mit der Bundestagsabgeordneten Yvonne Magwas, mit dem Stadtrat Pausa-Mühltroff, eine Unterschriftensammlung wurde auf die Beine gestellt, und jetzt das Treffen mit dem Landtagsabgeordneten aus Reichenbach.

 

Eltern kämpfen um Bildung ihrer Kinder

Dass es zu solch einer Notsituation kommen könnte, meinte Susi Jung, hätte man nie gedacht. "Vorher hatten wir Tombolas oder anderes organisiert." Dass die Situation so sei, dass es zwar Lehrer gebe, sie aber nicht in den ländlichen Raum kommen brauchen, auch wenn da Lehrermangel herrsche, das sei ein Schock gewesen. Es geht um die Kinder und das Wissen, das sie derzeit nicht erhalten, das sie brauchen. Deshalb kämpfe man. Und zwar so laut, dass Pausa in Zwickau beim zuständigen Landesschulamt schon Aufmerksamkeit erregt habe. Das bestätigte Stephan Hösl, wobei er bescheinigte, dass die Schule in Pausa-Mühltroff derzeit nicht die einzige sei, die Hilfe in der Politik sucht.

 

Es wurden viele Fehler gemacht

"Wir haben viele Fehler gemacht", meinte er. Das begann nach der politischen Wende, als es den Geburtenrückgang gab, dass man Lehrer in Teilzeit schickte. Und: "Wir haben nicht genug Lehrernachwuchs generiert." Wie es das statistische Landesamt zeige, sind die Schülerzahlen steigend. "Es gibt noch mehr Fehler. Wenn eine Frau schwanger ist, wird sie sofort vom Schuldienst befreit, sie darf nicht arbeiten." Und wenn junge Lehrer in Dresden, Leipzig oder Chemnitz keine Stelle bekommen, würden sie auch schon mal in soziale Berufe gehen. Wie man dies stoppen könnte, dass die Lehrer aufs Land gehen? In die Verbeamtung wurden 1,7 Milliarden Euro gesteckt; Sachsen war neben Berlin das einzige Bundeland, in welchem dies zuvor nicht so gehandhabt wurde, so dass Lehrer abwanderten. "Das hat marginal geholfen. Uns fehlt das Personal, das sich ausbilden lässt", so Hösl. Das sei bundesweit ein Thema, betreffe auch Bereiche wie Ärzte und die Pflege.

 

 

Lehrer bevorzugen die Großstadt

Absolventen von Lehrberufen würden nur das Gymnasium kennen, Oberschulen, zumal im ländlichen Raum, wo die Schule kein sozialer Brennpunkt sei, würden sie gar nicht kennen. Diese Überlegung brachte Stephan Hösl ebenfalls vor. "Wir können im Moment keine Anreize schaffen, einen Lehrer auf dem Land besser bezahlen als in der Großstadt. Die Ungleichbehandlung funktioniere nicht, da würde sofort der Lehrerverband reagieren. Es könnte beispielsweise einen Benzinzuschuss geben, argumentierte Stefan Kratz, ein junger Lehrer, der aus familiären Gründen nach Pausa gezogen ist und hier unterrichtet. Er nannte weitere Gründe, warum junge Lehrer lieber in der Großstadt bleiben. "Fast immer haben Lehrer auch einen Partner, der studiert hat." Für den aber gebe es auf dem Land keinen Arbeitsplatz. Und: "Junge Leute gehen gerne mal feiern." In Pausa gebe es kaum eine Möglichkeit dazu, mal abends wegzugehen. Und wenn es mit einem zugesagten Kita-Platz dann doch nicht klappe, wie er einen Fall kenne, dann würde man sich das merken.

 

"Sachsen hat Image-Problem"

Madeleine Lindemann-Weihermüller, eine junge Lehrerin, gab noch weiteres zu bedenken: "Es will von den jungen Lehrern keiner hierher. Sachsen hat ein Imageproblem." Das wisse sie aus Süddeutschland. Und: "Ich war schon in Plauen, in Oelsnitz. Wir werden als Lehrer verheizt. Der Job reibt uns auf. Samstagvormittag bereite ich Unterricht für ein Fach vor, für das ich nicht ausgebildet bin." Stefan Kratz berichtete, dass er in den vergangenen Jahren in acht verschiedenen Fächern unterrichtete. Dass das Vogtland auch schöne Seiten habe, die die jungen Lehrer gar nicht kennen, brachte Andreas Seidel, stellvertretender Bürgermeister und Schulleiter in Plauen, vor. Seine zwei wichtigen Punkte an die Politik: "Der ländliche Raum muss gestärkt werden. Die Verbeamtung war richtig, denn ein wichtiger Anreiz ist die Bezahlung."

 

Eine gute Nachricht gibt es

Der Schulleiter brachte den Vorschlag eines nicht zurückzuzahlenden Bafög-Satzes für die Lehrerausbildung vor. "Die Kosten sind Peanuts gegenüber denen, die durch den jetzigen Ausfall des Unterrichts entstehen." Wenn Lernkompetenzen in Kernfächern wie Mathematik, Physik, Informatik oder Deutsch fehlen. Einen kürzere Studienzeit als sieben Jahre war ein weiteres Argument. Eine gute Nachricht, aber erst fürs zweite Halbjahr, hatte Jürgen Kolbe parat: "Ab da können wir zur Fünf-Tage-Woche auch für die Fünft- und Sechstklässler zurückkehren. Zwei neue Kollegen haben begonnen, eine Lehrerin kommt aus der Elternzeit zurück."

 



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