120 Jahre VFC Plauen: Mikrofonverbot für große Reden!

Jubiläumsfest Bekanntester Fußballverein des Vogtlands findet zu seinen Wurzeln zurück

Plauen. 

Plauen. Eine offene Familie sein. Den anderen Vereinen die Bühne überlassen. Voller Demut auf 120 Jahre Sportgeschichte zurückblicken. Genauso hatte sich der VFC Plauen sein Jubiläumswochenende gewünscht. "Ich kann nur den Hut ziehen, wie sich dieser Verein hier bei unfassbarer Hitze präsentiert. Wir möchten ganz sehr gerne wiederkommen", bedankte sich der ehemalige DDR-Nationalspieler Jürgen Heun im Namen seines FC Rot-Weiß Erfurt. Es lief gerade die abschließende Festgala "120 Jahre VFC Plauen". Gefeiert wurde nicht pompös. Moderator Volker Herold klärte auf: "Wir feiern hier in einem Festzelt auf der Stadionwiese. Nicht elitär. Kein Promi darf eine Rede halten. Dafür sitzen hier alle Mitglieder, Sponsoren, Politiker und die Fans ganz eng bei einem Sternquellbier zusammen. Wir feiern mit ganz viel Herz und Freundlichkeit. Der VFC war immer arm, aber sexy. Und genau so ist er zum bekanntesten Sportverein des Vogtlandes geworden", ließ VFC-Historiker Volker Herold wissen.

1.700 Zuschauer erlebten an zwei Tagen

Volker Herold führte zusammen mit Festorganisator Karsten Repert durch die zweistündige Gala. Cheftechniker Kevin Riedl avancierte zum Programmmanager. Fanfaren, Bilder, Musik und Fernsehbeiträge aus ARD, MDR, TV3 und VRF liefen auf der Großbildleinwand. Der Abend geht als emotionaler Höhepunkt des Wochenendes in die Geschichte ein. 120 Jahre VFC! Das Geburtstagswochenende avancierte zum Fest des Fußballs und der Freude. Nach anstrengenden Wochen wurde die Stadionorganisatorin Silja Schumann reichlich belohnt. Insgesamt 1.700 Zuschauer erlebten an zwei Tagen die Festivitäten. Es gab viel Lob für den VFC sowie die Vogut-Eventauswahl, die zusammen als Partner aufgetreten waren. Die Ermittlung der Zuschauerzahl erwies sich im Vogtlandstadion während der sieben Spiele übrigens als sehr schwierig. "Denn hier ist erstmals in unserer Vereinsgeschichte der Eintritt für alle frei und die Leute suchen den Schatten. Ich möchte mich bei allen Unterstützern im Namen der Fans bedanken, dass sie das hier möglich gemacht haben", freute sich VFC-Präsident Thomas Fritzlar über das tolle Sponsorenpräsent.

Bei 37 Grad im Schatten leistet der VFC etwas Großartiges!

Nach dem Auftakt der Vogut-Auswahl am Freitagabend (700 Zuschauer) erlebte der VFC Plauen am Samstag eine Hitzerekordschlacht. Bei 37 Grad im Schatten ging es an die Grenze für Helfer, Sportler und Zuschauer. Die Erfurter Fußballlegende Jürgen Heun brachte es auf den Punkt: "Leute! Ihr habt 120 Jahre geschafft, weil ihr das Ding auch bei dieser Hitze durchzieht", stellte der ehemalige Nationalspieler und bekannteste Profifußballer des FC Rot-Weiß Erfurt fest. Knapp mit 4:2 hatten seine Jungs mit Ronny Hebestreit und Armin Romstedt im Kader beim VFC gewonnen. Die 170 Zuschauer waren begeistert. "Weil nicht nur wir 'Alten', sondern auch die großen Helden der 1990er Jahre zurückgekommen sind", freute sich der frühere Wema-Torjäger Joachim Gruhle, der während der öffentlichen Festgala (400 Besucher) voller Stolz seinen ersten eigenen Pokal in die Lüfte streckte.

Werner Bamberger: "Ich bin begeistert von dieser Freude hier!"

"Ich bin so begeistert von dieser Freude hier im Zelt", schwärmte die Wema-Legende Werner Bamberger. Gerade waren mit Nachwuchstrainer Udo Zenner, Mannschaftsleiter Thomas Sesselmann und Stadionsprecher Gerd Schremmer drei ganz große VFCer für drei Jahrzehnte im Dienste des Sports geehrt worden. Zwei Stunden lang wimmelte es Auszeichnungen, Fernsehemotionen und historische Bildmotive auf Großbildleinwand. "Das war das Kurzweiligste und schönste Programm aller Zeiten", jubelte VFC-Fan Katja Schuberth nach der Show. Die 42-Jährige ist mit ihrem Verein durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Genau wie die vielen Generationen vor ihr.

Es gab eine große Überraschung

"Ich habe heute erfahren, dass nur jeder sechste Verein von vor 100 Jahren heute noch existiert. Jetzt weiß ich, dass auch wir Oldies hier zusammenhalten müssen, damit unser VFC wirklich nie untergeht", meldete sich der 1999er Sachsenpokalsieger Ingo Walther zu Wort. Sein damaliger Rechtsverteidiger Heiko Riedel hatte die VFC-Traditions-Mannschaft um den ehemaligen Champions League-Spieler Catalin Popa direkt nach der Gala noch einmal in die Stadionkabine gebeten: "Das heute ist kein Abschluss. Das muss der Anfang sein. Wir werden uns von nun an regelmäßig, mindestens jedes Jahr treffen und im kommenden Jahr hier noch viel größer feiern. Das sind wir unserem Verein schuldig", blickte Heiko Riedel nach vorne. Alle Beteiligten hatten verstanden: "Der VFC ist in 120 Jahren immer arm gewesen. Aber sexy", lachte VFC-Fan Ulrich Rauh.

Was man wissen sollte...

Immer dann, wenn in der Spitzenstadt alle zusammenhielten, stürmte Plauen überregional zu großen Erfolgen. Genau diese Gänsehautmomente aus den 1960er Jahren, als es Plauen bis in die DDR-Liga (2. Liga der Republik) schaffte und die Sachsenpokalsiege 1999 und 2004 durfte das Publikum noch einmal miterleben. Als Aufsichtsräten und gleichzeitigen Sponsoren lief es auch Wolfgang Stark und Gunter Reiher kalt den Rücken runter. "Wir Sponsoren haben einst die zweite Insolvenz des Vereins verhindert. Sonst hätte der VFC in die Kreisklasse gemusst. Es geht jetzt langsam, aber es geht aufwärts", ergriff der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Stark kurz das Wort. Das Mikrofon musste auch der Chef sofort wieder abgeben. Die Galaorganisatoren hatten auf große Reden ganz bewusst verzichtet.

Michael Hiemisch: "Meine Laufbahn verdanke ich dem VFC!"

Stattdessen tanzten Lilli Rockmann, Fabienne Lotter, Jasmin Köhler und Charlotte Sadikei von der Tanzwerkstadt des Spiel-Spaß-Kindertreffs grandios. Und Fußballartist Serhii Dubrovski begeisterte mit seinem Auftritt ebenso. Ohne es zu wissen, hielt der letzte Regionalligatrainer des Vereins, Michael Hiemisch, dann die Schlussrede. Und die wird noch lange in Erinnerung bleiben: "Der VFC Plauen ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Nie war dieser Verein glamourös. Aber immer gutbürgerlich und ein ganz wichtiger Teil der Gesellschaft. Nur jeder sechste Verein von früher ist noch da. Meine Laufbahn verdanke ich wie so viele andere Spieler oder Trainer dem VFC. Deshalb bin ich heute vom MSV Duisburg hier her gekommen. Weil ich danke sagen möchte", so das wunderbare Schlusswort von Michael Hiemisch. Es wird eine Fortsetzung geben. Der Verein informiert dazu in den kommenden Tagen. VFC-Museum, VFC-Mediathek, VFC-Chronik, VFC-Filmnacht: Das alles ist bereits in Arbeit.



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