Winter ist Erkältungszeit. Viele verkriechen sich am liebsten drinnen. Dabei hat die Kälte auch positive Effekte für die Gesundheit. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Immunsystem stärken und Ihre Haut schützen können.

1. Was macht Kälte mit dem Körper?

"Für den Körper ist Kälte durchaus eine Herausforderung", sagt der Oldenburger Allgemeinmediziner Prof. Michael Freitag.

Der Grund: Der Körper muss dafür sorgen, dass er seine Temperatur von 37 Grad möglichst nicht unterschreitet. Friert er, fängt er an zu zittern. Durch diese Bewegung entsteht Wärme.

Damit insgesamt nicht zu viel Wärme verloren geht, verengen sich die Blutgefäße der Haut. Der Organismus steuert den Blutstrom hin zu überlebenswichtigen Organen und damit zur Körpermitte.

Die Folge: Oft werden Hände, Füße und Ohren kälter. Handschuhe, Mütze und wärmende Einlagen in den Schuhen beugen hier vor.

Kälte hat aber auch positive Effekte: Sie kann die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöhen, die zu einem starken Immunsystem beitragen.

2. Geht Kälte aufs Herz?

Wenn es sehr kalt ist, können die niedrigen Temperaturen die Herzkranzgefäße verengen. Dadurch fließt weniger Blut zum Herzmuskel, der dadurch weniger Sauerstoff erhält.

"Das Herz ist bei niedrigen Temperaturen vermehrt beansprucht", sagt der Frankfurter Kardiologe Prof. Thomas Voigtländer. Weil die Blutgefäße der Haut und verschiedener anderer Körperregionen verengt sind, steigt oft auch der Blutdruck.

"Das Herz muss also gegen einen größeren Widerstand anpumpen", erklärt Voigtländer, der auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung ist.

Achtung: An sehr kalten Tagen kommt es vermehrt zu Herzinfarkten. Nehmen Sie Brustschmerzen oder Atemnot bei Kälte nicht auf die leichte Schulter. Das gilt für Menschen aller Altersgruppen.

Ein Arzt sollte Ihr Herz baldmöglichst untersuchen, wenn Sie bislang als gesund galten, aber im Winter plötzlich Folgendes verspüren:

  • Schmerzen im Brustkorb
  • Druck im Brustkorb
  • Brennen im Brustkorb
  • Atemnot

Gut zu wissen: Herzpatienten sollten bei Kälte besonders vorsichtig sein und große Anstrengungen vermeiden. Trotzdem gilt: Maßvolle Bewegung an der frischen Luft ist gesund.

3. Wie kann ich im Winter mein Immunsystem stärken?

Mit diesen Tipps können Sie Ihr Immunsystem bei Kälte ankurbeln:

  • Schwitzen: Wer hohe Temperaturen gut verträgt, kann zur Stärkung der Abwehrkräfte einmal pro Woche in die Sauna gehen. Die Hitze regt die Durchblutung an. Schwitzen entgiftet den Körper.
  • Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport. Schon mit einem täglichen Spaziergang von 20 Minuten an der frischen Luft stärken Sie Ihr Immunsystem.
  • Wechselduschen: Das steigert nicht nur Ihre Abwehrkräfte, sondern regt auch den Kreislauf an, erklärt Michael Freitag. Duschen Sie zunächst warm, bei nicht mehr als 38 Grad Celsius. Dann stellen Sie das Wasser auf kalt um - jedoch nicht unter 18 Grad Celsius. "Es kostet Überwindung, aber es ist effektiv", sagt der Mediziner.

Und so geht's: Beginnen Sie am rechten Fuß außen und duschen Sie das Bein bis zur Hüfte ab. Wechseln Sie nun auf die Innenseite des rechten Beins, führen Sie den kalten Wasserstrahl vom Oberschenkel zurück zum Fuß. Wiederholen Sie den Vorgang am linken Bein.

Als Nächstes folgen die Arme: Starten Sie am rechten Handrücken und führen Sie den kalten Wasserstrahl bis zur Schulter. Dann wechseln Sie auf die Innenseite und duschen den Arm von der Schulter zurück bis zur Hand kalt ab. Das Gleiche machen Sie mit dem linken Arm.

  • Nährstoffe: Achten Sie auf eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung. Im Winter sind vor allem Vitamin C und D wichtig. "Früchte wie Äpfel, Bananen, Orangen und Kiwis punkten mit Vitaminen", erklärt Freitag.

Vitamin C - für eine starke Abwehrkraft - steckt etwa in Paprika und frischen Kräutern. Vitamin D bekommt der Körper nicht zuletzt durch Sonnenlicht ab. Daher ist es wichtig, auch in der kalten Jahreszeit nach draußen zu gehen und die Wintersonne zu genießen. Ein Mangel an Vitamin D führt zu Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.

4. Wie schütze ich meine Haut vor Kälte?

Wie viel Schutz die Haut braucht, hängt auch von ihrer Dicke ab. Die Gesichtshaut, aber auch die Hände reagieren oft empfindlich auf Kälte. Kein Wunder, diese Körperteile sind ihr am meisten ausgeliefert.

Einige Tipps, wie Sie Ihre Haut im Winter schützen:

  • Verwenden Sie keine Emulsionen oder Gesichtsmilch, rät Freitag. Flüssige Cremes enthalten viel Wasser, das bei Kälte unbemerkt gefrieren kann und der Haut damit schadet.
  • Achten Sie auf die Verpackung: Es gibt spezielle Kälte-Cremes, die für eisige Temperaturen entwickelt wurden.
  • Auch reichhaltige, fettige Pflege ist bei akut trockener Haut empfehlenswert. "Fettreiche Cremes, gerne mit Harnstoffanteil Urea, schützen die Haut gut vor dem Austrocknen", so Freitag.
  • Die Stiftung Warentest empfiehlt Cremes vom Emulsionstyp Wasser-in-Öl. Winzige und in Öl eingeschlossene Wasserkügelchen sorgen dafür, dass diese langsam einziehen und die Haut versorgen. Erkennbar an der Abkürzung W/O auf der Verpackung.
  • Bei starken Minusgraden können Sie Ihr Gesicht zusätzlich mit einer Sturmmaske oder mit einem Schal vor der Kälte schützen.

5. Frieren Frauen tatsächlich schneller?

"Ja, das ist oft so", sagt Freitag.

Im Vergleich zu Männern haben Frauen:

  • einen anderen Körperbau
  • eine andere Hautdicke
  • einen niedrigeren Anteil an Muskelmasse

Bei Männern beträgt der Muskelanteil des Körpers im Schnitt etwa 40 Prozent, bei Frauen etwa 25 Prozent. Weil Muskeln permanent Energie verbrauchen, erzeugen sie Wärme. Weniger Muskelmasse hat also weniger Körperwärme zur Folge.

Männer haben außerdem meist eine dickere Haut als Frauen. Auch hormonelle Faktoren spielen eine Rolle. So sorgt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen dafür, dass sich die Blutgefäße weiten. Auch dadurch geht Körperwärme verloren.

6. Wie kann ich Kälte vorbeugen?

Das können Sie vorbeugend bei Kälte tun:

  • Bauen Sie durch Bewegung mehr Muskelmasse auf.
  • Haben Sie eine Kanne mit heißem Tee griffbereit.
  • Und - klar - ziehen Sie sich warm an.

Der Zwiebellook: Wie Sie mehrere Schichten am besten kombinieren

Beginnen Sie mit einer dünnen Lage aus Kunststoffmaterialien. Die leiten Feuchtigkeit nach außen. Unterhemden aus Baumwolle sind nicht geeignet, da sie Feuchtigkeit speichern.

Die nächsten Lagen dürfen aus wärmenden Stoffen wie Wolle, Merinowolle oder Fleece sein. Zu guter Letzt sollte eine wasserdichte Jacke nicht fehlen, die vor Wind und Wetter schützt.

7. Wie viel sollte ich im Winter trinken?

Auch im Winter ist es wichtig, dem Körper ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. "Trockene Heizungsluft und eine vergleichsweise geringe Luftfeuchtigkeit entziehen dem Körper Wasser", sagt Freitag.

Erwachsene sollten nach der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag trinken.

Tipp: Stellen Sie eine Wasserflasche oder eine Kanne mit ungesüßtem Tee neben sich. So vergessen Sie das Trinken auch im Winter nicht.

8. Hilft Glühwein beim Aufwärmen?

Nette Idee, aber nein. Von alkoholischen Getränken rät die DGE bei Kälte ab - egal, ob es darum geht, die nötige Flüssigkeitsmenge aufzufüllen oder sich aufzuwärmen.

Der Grund: Kurzzeitig kann nach einem Glühwein zwar ein wärmender Effekt und ein wohliges Gefühl eintreten. Danach sei einem aber meist kälter als vorher. Alkohol erweitert Freitag zufolge die Blutgefäße an der Körperoberfläche. Wärme gelangt so schneller nach außen.

9. Was kann ich gegen den Winterblues tun?

Antriebslos, abgeschlagen, bedrückt: Bei vielen Menschen sorgt die dunkle und kalte Jahreszeit für eine niedergeschlagene Stimmung. Umgangssprachlich ist dann oft die Rede vom "Winterblues".

Prof. Andreas Hillert, Chefarzt der Schön Klinik Roseneck für Psychosomatik, rät: Gestehen Sie sich zu, keine Maschine zu sein, die reibungslos funktioniert - gerade im düsteren Winter.

Ihnen fällt das morgendliche Aufstehen schwer? Keine Sorge. Es ist absolut in Ordnung, wenn es etwas länger dauert, bis Sie aus den Federn kommen. "Unsere Leistungsgesellschaft setzt da Maßstäbe, die schlicht ungesund sind", sagt Hillert.

Nicht immer ist eine akute Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit behandlungsbedürftig. "Oft sorgt beispielsweise schon mehr Bewegung, etwa ein Spaziergang, dafür, dass sich die Stimmung aufhellt", sagt Hillert.

Ist die Antriebslosigkeit ausgeprägt und hält sie im Winter längere Zeit an, könnte eine saisonal bedingte Depression vorliegen. Das sollten Sie von einem Arzt oder Psychotherapeuten abklären lassen.

Wer unsicher ist, kann zunächst einen Selbsttest machen, um mehr herauszufinden. Die Deutsche Depressionshilfe bietet ihn online an.

Tipp: Lichttherapielampen - also Tageslichtlampen - können helfen. Setzen Sie sich ein- bis zweimal pro Woche 30 Minuten vor eine solche Lampe. Am besten am frühen Morgen, wenn es draußen noch dunkel ist.

Eine regelmäßige Anwendung kann einen positiven Effekt auf Ihr Befinden haben. "Allzu hohe Erwartungen sollte man in die Lampen aber nicht setzen", sagt Hillert. Die Wirkung tritt längst nicht bei jedem ein. Aber einen Versuch sei es wert.

Die Lampen geben helles Licht ab - die Lichtstärke liegt etwa bei 10 000 Lux, die Lichtleistung bei 500 Lumen. Sie kosten je nach Preisklasse zwischen etwa 40 und 110 Euro.

10. Was bringt eine Kältetherapie - für wen ist sie geeignet?

Bei der Kältetherapie verbringen Menschen maximal drei Minuten in einer Kältekammer, die eine Temperatur von sage und schreibe bis zu minus 165 Grad Celsius hat.

Durch die Kälte werden schmerz- und entzündungshemmende Mechanismen im Körper in Gang gesetzt - ideal für Rheuma- und Schmerzpatienten. Eine Kältetherapie kann auch bei Nacken- oder Rückenverspannungen sowie psychischen Problemen helfen.

Kälte kurbelt den Stoffwechsel an - und Muskeln regenerieren sich.

Die Therapie wird mittlerweile in vielen Städten angeboten, zum Teil auch als Wellnessprogramm. Besuchen Sie entsprechende Einrichtungen aber nur nach Rücksprache mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. Eine Kältetherapie ist nicht für jeden geeignet.

Machen Sie besser keine Kälteanwendungen bei:

  • Bluthochdruck - über 160/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg)
  • Herzschrittmachern
  • akuten Herzkreislauf-Erkrankungen, etwa schweren Herz-Rhythmus-Störungen