Man hat die Ausbildung begonnen und eigentlich läuft alles gut - man versteht sich mit dem Ausbilder und den Kollegen, die Arbeit macht Spaß. Doch eines fehlt: konstruktives Feedback. Ständig fragt man sich, ob man auf dem richtigen Weg ist oder etwas anders machen sollte.
Doch wie können Auszubildende kommunizieren, dass Feedback fehlt oder gar unprofessionell ist? An wen können sich Azubis wenden? Sina Kröger, Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, gibt im Interview Antworten.
Frage: Warum ist Feedback während der Ausbildung so wichtig?
Sina Kröger: Feedback bietet in der Ausbildung Sicherheit, Gewissheit und Orientierung. Auszubildende können daraus Rückschlüsse auf ihre Tätigkeiten und Fortschritte ziehen und ihre Leistung besser einschätzen. Besonders in neuen Lernumgebungen ist ein realistischer Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung richtungsweisend und motivierend.
Da es in der Ausbildung um das Erlernen eines Berufes geht, werden dort komplexe Tätigkeiten und fachspezifische Kenntnisse vermittelt, vor allem durch das Anleiten, Nachmachen und Wiederholen. Und dabei ist es ganz entscheidend, in den Übungs- und Lernsituationen auch Korrekturen vornehmen zu können.
Meiner Meinung nach ist es ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Dazu bedarf es Rückmeldungen, ob etwas richtig oder falsch gemacht wurde. Ziel des Feedbacks ist es, Veränderungen und Verbesserungen zu bewirken, ohne den Auszubildenden schlechtzumachen oder zu bestrafen. Feedback sollte immer konstruktiv, konkret, sachlich und respektvoll sein und einen festen Bestandteil im Berufsleben darstellen.
Frage: Welche Schritte können Azubis gehen, wenn sie feststellen, dass das Thema Feedback zu kurz kommt?
Sina Kröger: Regelmäßiges Feedback ist entscheidend für einen erfolgreichen Ausbildungs- und Entwicklungsprozess. Auszubildende sollten daher das Recht und den Mut haben, aktiv Feedback beim Ausbilder oder anderen vorgesetzten Personen einzufordern.
Im Rahmen des Berichtshefts müssen Auszubildende ohnehin regelmäßig Ausbildungsnachweise führen, was wöchentlich oder sogar täglich geschieht. Diese Berichte bieten eine gute Gelegenheit, die täglich erlernten Inhalte zu protokollieren und sie wöchentlich mit dem Ausbilder zu besprechen. Solche Gespräche ermöglichen es, über Fortschritte, Defizite und auch über die Berufsschule zu sprechen.
Frage: Und was können Azubis bei unprofessionellem Feedback tun?
Sina Kröger: Gerade bei unangenehmem oder unprofessionellem Feedback ist es wichtig, trotzdem ins Gespräch zu gehen und vielleicht noch einmal um Klärung zu bitten. Hierzu kann man auch Verbündete oder Verantwortliche als Unterstützung heranziehen, zum Beispiel kann man den Ausbilder um Rat und Support bitten.
Je nachdem, wie schlimm das Feedback ist, kann man sich auch an die Beratungsstellen wenden. So hat zum Beispiel jede IHK in Deutschland eine Ausbildungsberatung und eine Schlichtungsstelle. Um dem im Vorhinein entgegenzuwirken, sollte man sich vor Ausbildungsbeginn auch auf eine gemeinsame Feedbackkultur mit dem Betrieb einigen, um die Erwartungen und das Verhalten in Bezug auf Feedback zu klären. Feedback sollte auch immer in einem bestimmten Rahmen erfolgen und nicht zwischen Tür und Angel.
Es ist zudem wichtig, dass man sich vorab erkundigt, auf wen man in bestimmten Situationen zukommen kann. Hierzu kann man sich an Kollegen wenden und nach Ansprechpartnern oder Mentoren fragen, die einen in der Ausbildung begleiten. Durch diese Vorbereitung kann man sicherstellen, dass man in Zukunft auch in schwierigen Situationen gut unterstützt wird.
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