Überraschung: Pfefferminztee ist überhaupt kein Tee. Genauso wenig wie Kamillen- oder Hagebuttentee. Was zeichnet echten Tee aus? Woher kommt das Heißgetränk?

Tee genießt man meist, ohne viel darüber zu wissen. Deshalb kommen hier sechs interessante Fakten.

1. Viele Sorten sind überhaupt kein Tee

Jetzt einen fruchtigen Hagebuttentee! Oder doch einen wohltuenden Kamillentee? Zweifelsfrei haben solche Heißgetränke ihre Fans und Vorzüge - doch um wahren Tee handelt es sich nicht.

Das Deutsche Lebensmittelbuch ist eine Sammlung von Leitsätzen, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht wird. Sie dient dem Handel als Orientierungshilfe bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln. Darin heißt es:

Kräuter- und Früchtetee sind "teeähnliche Erzeugnisse aus Pflanzen oder Pflanzenteilen, die nicht vom Teestrauch stammen und die dazu bestimmt sind, in der Art wie Tee verwendet zu werden".

In diese Kategorie fallen unter anderem auch:

  • Fencheltee
  • Rooibos- und Honeybush-Tee (beide aus Südafrika)
  • Mate-Tee (aus den Blättern des südamerikanischen Matestrauches)
  • Lapacho-Tee (aus der Rinde des südamerikanischen Lapachobaums)

Im Alltag mag man hier noch so beharrlich von Tee sprechen. Doch wenn Kenner dieses Wort in den Mund nehmen, meinen sie echten Tee, der auf Basis des Teestrauches Camellia sinensis hergestellt wird.

Auf Basis meint: Der Strauch, von dem die Blätter geerntet werden, ist in der Regel eine Unterart des Ursprungsstrauches - genannt Varietät. Im Teeanbau wird unterschieden zwischen:

  • Camellia sinensisvar. assamica: "Die Camellia assamica ist ein echtes Tropengewächs, das viel Wärme braucht", sagt Kyra Schaper vom Deutschen Tee & Kräutertee Verband. Vor allem in Indien und Sri Lanka wird sie kultiviert.
  • Camellia sinensisvar. sinensis: In den Hochlagen Chinas und auf den Plantagen im indischen Distrikt Darjeeling wird oft diese widerstandsfähigere Varietät angebaut, die auch Frost verträgt.

Noch robuster ist die Assam-Hybride, Ergebnis von Kreuzungen der beiden Varietäten. Diese Pflanze wird auf den Plantagen weltweit immer populärer. Laut dem Deutschen Teeverband ist sie heute die Grundlage für die meisten Teekulturen der Welt.

Und was ist nun echter Tee?

Zu den Originalen zählen schwarzer Tee und grüner Tee. Weitere Klassiker auf Basis des ursprünglichen Teestrauches sind:

  • weißer Tee
  • Oolong-Tee
  • Matcha-Tee
  • Pu-Erh-Tee

Welcher Tee entsteht, ist Ergebnis des Verarbeitungsprozesses:

  • Beim schwarzen Tee lässt man die Blätter welken und fermentieren.
  • Grüner Tee kommt ohne Fermentation aus und wird schonend gedämpft oder geröstet, um das Grün der Blätter zu erhalten.
  • Oolong-Tee und Pu-Erh-Tee unterscheiden sich nach Grad und Art der Fermentation. Weißer Tee wird dagegen nur getrocknet.
  • Matcha ist der einzige gemahlene Tee, den man dann auch mittrinkt und nicht nur aufgießt.

2. Den ersten Tee trank angeblich der Kaiser von China

Bei der Frage nach dem Ursprung des Tees wird die Faktenlage dünn. Die Geschichte seiner Entdeckung nennt der Teeverband folglich eine Legende. Sie klingt fast zu schön, um wahr zu sein:

Der mythologische Urkaiser Shennong soll etwa 3000 Jahre vor Christus über das alte China geherrscht haben. Im kaiserlichen Palastgarten wuchs ein Strauch, den eine Windbö ergriff. Ein Blatt löste sich und segelte geradewegs in die Tasse des Kaisers.

Eine Variante der Geschichte besagt, dass Teeblätter eines brennenden Teezweiges direkt ins kaiserliche Trinkwasser gelangten, das zu der damaligen Zeit bereits abgekocht wurde und somit heiß war. Das Blatt färbte das Wasser braun - wie von Geisterhand.

Shennong, dem Mythos nach Begründer der chinesischen Medizin, gefielen der herbe Geschmack und die wohltuende Wirkung. Der Tee war entdeckt. Der Kaiser soll das Heißgetränk von diesem Tag an täglich zu sich genommen haben. Er war es auch, der es Tee nannte.

Aber kein Mythos ohne Gegenmythos: "Auch Indien hat seine eigene Legende zum Tee", sagt Kyra Schaper.

Dort kursiert die Geschichte einer ebenso zufälligen Begebenheit. Ein Fakir namens Dharma versuchte, sich sieben Jahre dem buddhistischen Glauben ohne Schlaf hinzugeben. Dabei befiel ihn heftige Müdigkeit. In der Hoffnung, dass Kauen ihn wach halten könne, riss Dharma einige Blätter eines nahen Strauches ab - und steckte sie in den Mund.

Und siehe da: Verschwunden war die Müdigkeit, das Vorhaben gelang. Natürlich hatte der Fakir zufällig zu Teeblättern gegriffen.

Zur ersten Geschichte passt, dass die chinesische Provinz Yunnan als Urheimat des Teestrauchs Camellia sinensis gilt. Zur zweiten, dass die andere Stammpflanze, Camellia assamica, allein dem Namen nach aus Assam in Indien stammen könnte - wo sie noch heute wild wächst.

China gilt heute als Ursprungsland des Tees. Doch die wahre Herkunft des Tees ist nicht abschließend geklärt. Wahr ist: In keinem anderen Land wird heute mehr Schwarz- und Grüntee erzeugt als dort.

3. Der meiste Tee kommt heute aus China

China ist der mit Abstand wichtigste Erzeuger von Tee.

Das zeigen aktuelle Zahlen des International Tea Committee (ITC), das seit über 80 Jahren Statistiken für die weltweite Teeindustrie erstellt. Im Jahr 2023 verteilte sich die Herstellung so:

  1. China: 3,25 Millionen Tonnen (49,2 Prozent)
  2. Indien: 1,37 Millionen Tonnen (20,7 Prozent)
  3. Kenia: 0,57 Millionen Tonnen (8,6 Prozent)
  4. Sri Lanka: 0,26 Millionen Tonnen (3,9 Prozent)

Die übrigen Länder kommen auf 1,16 Millionen Tonnen (17,6 Prozent).

Fast die Hälfte des weltweit erzeugten Tees stammt somit aus dem Reich der Mitte. Die Hauptanbaugebiete befinden sich neben Yunnan in den Provinzen Fujian, Zhejiang, Anhui und Hunan.

Die Geschichte des Tees in Indien, auf das gut ein Fünftel der globalen Herstellung entfällt, hängt eng mit der Kolonisierung durch die Briten zusammen. Ein britischer Oberst soll 1780 die ersten Versuche unternommen haben, auf dem Subkontinent Tee anzubauen - mit Teesamen, die aus China stammten.

Die Produktion im großen Stil begann 1839 unter Führung der einstigen Assam Tea Company. Heute ist Assam eines der größten zusammenhängenden Teeanbaugebiete der Welt, die anderen beiden wichtigen Gebiete auf dem Subkontinent sind Darjeeling und Nilgiri.

Auf Platz drei steht Kenia. Auf den Plantagen des ostafrikanischen Landes wird knapp ein Zehntel des weltweiten Tees erzeugt. Die ersten Teesamen kamen dort über Assam 1903 an, der kommerzielle Teeanbau begann 1924. Die Hauptanbaugebiete liegen im Hochland, östlich und westlich des Ostafrikanischen Grabenbruchs.

Beim Import nach Deutschland sieht die Verteilung anders aus: Der meiste Schwarz- und Grüntee wird aus Indien eingeführt, rund 24 Prozent des importierten Tees. Sri Lanka lag 2023 erstmals auf Rang zwei vor China.

4. Wie viel Tee die Deutschen trinken - und welchen

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland lag 2023 bei 68,2 Litern. So steht es im jüngsten Tee-Report des Teeverbandes.

  • 40,5 Liter entfallen auf Kräuter- und Früchtetees.
  • 27,7 Liter machen Schwarz- und Grüntee aus.

Die Zahlen zeigen: Puristen scheinen die Teetrinker in Deutschland zumindest bei Kräuter- und Früchtetees nur bedingt zu sein.

  • Mehr als die Hälfte der verkauften Tees in dieser Sparte sind Mischungen - insgesamt 44,9 Prozent des gesamten Absatzes.

Unter den Puristen sieht die Verteilung so aus:

  • Pfefferminze: 8,2 Prozent
  • Kamille: 4,7 Prozent
  • Fenchel: 3,9 Prozent
  • Rooibos: 2 Prozent

Bei den echten Tees gibt es einen klaren Favoriten:

  • Schwarztee liegt bei einem Gesamtanteil von 24,6 Prozent.
  • Grüner Tee kommt nur auf 8 Prozent.

In Deutschland wird Tee aber von einem anderen Heißgetränk weit abgehängt: Jeder Mensch trinkt hierzulande im Schnitt mehr als doppelt so viel Kaffee pro Jahr wie Tee.

5. Die Ostfriesen sind Tee-Weltmeister

Witze über Ostfriesen sind oft ziemlich gemein. Einer geht so:

"Warum machen die Ostfriesen immer nur eine Viertelstunde Teepause? Weil man sie sonst wieder neu zur Arbeit anlernen müsste."

Doch der folgende Fakt ist kein Scherz, dazu wird das Thema im hohen Nordwesten der Republik zu wichtig genommen: Die Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken - nachzulesen im Tee-Report.

Kurze Erläuterung: Die entsprechende Statistik berücksichtigt nur Tee, der vom Teestrauch stammt - also Schwarztee und Grüntee.

Demnach liegt der Teeverbrauch der Menschen in Ostfriesland bei 300 Litern pro Kopf und Jahr - höher als in jedem anderen Land der Erde.

Auf den folgenden Plätzen liegen:

  • Libyen: 273 Liter
  • Marokko: 224 Liter
  • China: 207 Liter

Im europäischen Vergleich folgen auf Ostfriesland die Iren mit im Schnitt 198 Litern. Die große Teenation Großbritannien liegt einen Platz dahinter, sie kommt auf 167 Liter pro Kopf.

Deutschland liegt mit seinen 27,7 Litern Schwarz- und Grüntee in Europa nur auf Rang 8 - der heftige Teedurst der Ostfriesen hin oder her.

Der Teegenuss in Ostfriesland ist historisch verwurzelt: Der erste Tee gelangte um das Jahr 1610 nach Europa - und zwar aus den niederländischen Kolonien in Asien nach Amsterdam.

Ostfriesland liegt praktisch um die Ecke. Und so wird dort heute bis zu sechsmal am Tag eine Teezeit - Teetied - eingeschoben. Bekannt ist auch der Echte Ostfriesentee, eine kräftige Schwarztee-Mischung.

Die ostfriesische Teezeremonie zählt seit 2016 sogar zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco in Deutschland.

6. Teein ist dasselbe wie Koffein

Wissenschaftler mag das Gerücht verblüffen, doch es hält sich hartnäckig: Teein (je nach Schreibweise auch Thein) wirke zwar wie Koffein, sei aber eine andere Substanz. Das stimmt nicht.

Erstaunlicherweise sei noch nicht generell bekannt, dass Thein Koffein ist, heißt es beim Wissenschaftlichen Informationsdienst Tee (WIT). Das Missverständnis erklärt sich schlicht so: Koffein im Tee wurde 1827 entdeckt, und man bezeichnete es zunächst als Teein.

Allerdings regt Koffein im Tee anders an als im Kaffee.

"Es kommt im Tee nicht in freier, sondern in gebundener Form vor, was eine andere Aufnahme und Wirkungsweise hervorruft", erklärt der WIT. Wer eine Tasse Tee trinkt, wird sanfter und länger anhaltend angeregt. Koffein im Kaffee wirkt schneller und kürzer.

"Tee regt an, aber nicht auf."

Anders als in Kaffee kommt Koffein in Tee zusammen mit sogenannten Polyphenolen vor. Diese sekundären Pflanzenstoffe sorgen möglicherweise dafür, dass der Körper das Koffein langsamer aufnimmt.

Vergleicht man den Koffeingehalt von Tee und Kaffee, muss ebenfalls differenziert werden. Die Menge im trockenen Produkt und dem daraus hergestellten genussfertigen Getränk unterscheidet sich:

  • Tees enthalten je nach Sorte um die drei Prozent. Weiße Tees haben oft relativ hohe Koffeingehalte von vier bis fünf Prozent.
  • Bei Kaffeebohnen liegt der Anteil bei ein bis zwei Prozent.

Im fertigen Getränk aber kehrt sich das Verhältnis meist um.

Der Grund: Rein mengenmäßig benötigt man bei der Zubereitung mehr Kaffeepulver als Teeblätter. Typischerweise sind es laut WIT 40 Gramm versus 13 Gramm auf einen Liter Heißgetränk. Das heißt:

  • Beim Kaffee kommt man auf 60 bis 120 Milligramm (mg) Koffein.
  • Beim Tee kommt man nur auf knapp 60 mg Koffein.

Gut zu wissen: Bis zu 350 mg Koffein pro Tag gelten für gesunde Erwachsene als unbedenklich, so das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Das entspricht bis zu sieben Tassen Tee.

Auch die Teesorte hat einen Einfluss auf den Koffeingehalt.

Die Angaben unterliegen aber einer enormen Bandbreite und beziehen sich in der Regel auf die Trockenmasse, erklärt Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Er nennt grobe Richtwerte:

  • Eine Tasse mit 200 Millilitern (ml) Schwarztee enthält in etwa 45 mg Koffein.
  • Bei einer Tasse Grüntee ist es rund die Hälfte.
  • Oolong-Tees liegen ungefähr zwischen Schwarz- und Grüntee.
  • Eine Schale Matchatee enthält rund 70 mg Koffein, bei typischer Zubereitung von 2 g Matchapulver in 120 ml Wasser. Das entspricht ungefähr der Koffeinmenge eines Espresso.

Auch die Ziehzeit des Tees macht einen Unterschied: Zieht der Tee zwei bis drei Minuten, hat er eine anregende Wirkung. Es lösen sich weniger Gerbstoffe aus den Teeblättern, das Koffein kann sich entfalten - der Tee ist anregend.

Je länger er zieht, umso mehr findet eine Wechselwirkung zwischen Tanninen und Koffein statt, was dessen anregenden Effekt hemmt. "Je länger die Blätter in der Tasse schwimmen, desto mehr Gerbstoffe lösen sich und das Getränk beruhigt", sagt der Ernährungswissenschaftler.

Gut zu wissen: Wie beim Kaffee gibt es auch entkoffeinierte Sorten, die nur einen minimalen Rest enthalten: Maximal 0,4 Prozent Koffein darf laut BZfE in der Trockenmasse enthalten sein.