Was Sie über die Grippe wissen sollten

Symptome, Verlauf, Gefahren Eine echte Grippe haut den Körper ganz schön um. Hier erfahren Sie alles über die Symptome, Dauer und Behandlung der Krankheit. Und die Unterschiede zur Erkältung und zu Corona.

Köln. 

Jedes Jahr erwischt sie Millionen Menschen weltweit: die echte Grippe. Wer sie bekommt, liegt oft tagelang flach. Mit Schnupfen und Husten, Fieber und Gliederschmerzen. Auf die leichte Schulter sollte man die Erkrankung nicht nehmen.

In diesem Überblick steht alles, was Sie zur Grippe wissen müssen.

Woran erkenne ich, dass ich Grippe habe?

Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Zu den typischen Symptomen der Erkrankung zählen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

  • Fieber zwischen 38 und 40 Grad oder höher
  • Muskel- und Gelenkschmerzen im ganzen Körper
  • Kopfschmerzen
  • Halsschmerzen
  • Schüttelfrost
  • starke Abgeschlagenheit und ausgeprägtes Krankheitsgefühl
  • trockener Husten ohne Schleim
  • verstopfte oder laufende Nase
  • Appetitlosigkeit
  • starke Müdigkeit

Oft ist eine Grippe nicht von einer gewöhnlichen Erkältung zu unterscheiden, die durch andere Viren ausgelöst wird. Die folgenden Merkmale sprechen allerdings eher für eine echte Grippe:

1. Bei einer Influenza sind typischerweise nicht nur die Atemwege betroffen. Der gesamte Körper gerät in Mitleidenschaft.

2. Während sich eine Erkältung eher langsam entwickelt, fühlt man sich bei einer Grippe ganz plötzlich sehr krank. Die Influenzaviren schlagen schnell und heftig zu.

Die Symptome einer Grippe und einer Erkältung ließen sich aber nicht immer so einfach voneinander abgrenzen, sagt der Infektiologe Prof. Mathias Pletz vom Universitätsklinikum Jena. Auch durch die klinische Untersuchung sei das nicht zweifelsfrei möglich. "Für eine sichere Diagnose brauche ich einen PCR-Test", sagt Pletz.

Hinzu kommt: Nicht jeder, der sich Influenza-Viren einfängt, liegt richtig flach. "Die Grippe macht nicht immer schwer krank." Etwa ein Drittel bemerke die Infektion nicht, ein Drittel erkranke leicht und ein weiteres Drittel habe den typischen, heftigen Verlauf.

Dauer und Schwere der Grippe hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  • die Eigenschaften des Erregers
  • die körperliche Verfassung der erkrankten Person
  • die Immunantwort des Körpers

Gut zu wissen: Manchmal ist umgangssprachlich auch von einem grippalen Infekt die Rede. Das ist aber kein klar definierter, wissenschaftlicher Begriff. "Manche Patienten beschreiben damit eine leichte Grippe, andere eine schwere Erkältung", sagt Pletz.

Woher weiß ich, dass ich kein Corona habe?

Viele Symptome der Grippe ähneln denen einer Covid-19-Erkrankung. "Sicherheit bietet nur ein Test", sagt Pletz.

Faustregel: Eine schwere Grippe bricht akut los, Corona baut sich eher langsam auf, wie das bei einer Erkältung typisch ist.

Wann sollte ich mit einer Grippe zum Arzt?

Das ist vor allem bei Menschen geboten, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben. Bei den folgenden Gruppen raten Expertinnen und Experten zum Arztbesuch:

  • kleine Kinder (schon bei Grippeverdacht)
  • Seniorinnen und Senioren bei hohem Fieber
  • Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder einer Herz- oder Lungenkrankheit, die das Risiko für Komplikationen erhöhen
  • Erkrankte mit zusätzlichen Beschwerden wie Luftnot, Schwindel und Kreislaufproblemen
  • Menschen mit Erkältung oder leichter Grippe, die nach drei bis vier Tagen einen neuen Schub bekommen - dann kann sich eine Lungenentzündung entwickelt haben

Tipp: Mathias Pletz rät dazu, sich für wenig Geld ein Pulsoximeter zu kaufen. Das Gerät misst die Sauerstoffsättigung im Blut. Das ist dem Experten zufolge aussagekräftiger als die Körpertemperatur. "Wenn der Wert unter 92 fällt, würde ich bei einem Arzt vorstellig werden."

Wann kann eine echte Grippe lebensgefährlich sein?

Gesunden Kindern und Erwachsenen kann eine Grippeinfektion in der Regel wenig anhaben. In manchen Fällen kann die Krankheit aber lebensgefährliche Folgen haben oder zu Folgekrankheiten führen

Die häufigste lebensgefährliche Komplikation sei eine bakterielle Superinfektion, sagt Infektiologe Pletz, der auch Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie ist. Dabei greifen Bakterien, die sich sonst unauffällig verhalten, als Folge der Influenza-Infektion den Körper an – vor allem die Lunge.

Wie lässt sich die Grippe behandeln?

Wichtig ist vor allem Ruhe:

  • im Bett bleiben
  • viel schlafen
  • Anstrengung vermeiden

"Es ist ganz wichtig, sich lange genug zu schonen und nicht zu früh wieder mit Sport anzufangen", warnt Pletz. Denn sonst kann eine gefährliche Herzmuskelentzündung drohen.

Außerdem wichtig: viel trinken - mindestens zwei Liter pro Tag.

Grippe-Kranke liegen oft eine gute Woche flach. So lange dauert es, bis die Beschwerden nachlassen. Husten und Erschöpfung können Betroffene länger plagen.

Eine Erkältung klingt hingegen meist innerhalb einer Woche ab.

Menschen mit dem Risiko für einen schweren Verlauf können darüber nachdenken, sich vom Hausarzt einen Neuraminidase-Hemmer verschreiben zu lassen. Das ist ein Medikament, das die Vermehrung des Virus hemmt und die Dauer der Erkrankung senken kann, wie Pletz erklärt.

In Deutschland bekommt man das Mittel aber nicht ohne weiteres verschrieben, weil es nicht den Leitlinien entspricht. "In Japan zum Beispiel ist das Gang und gäbe, bei uns nicht."

Wichtig ist laut Pletz vor allem, das Medikament frühzeitig zu nehmen, am besten innerhalb der ersten 48 Stunden.

Wie werden die Influenza-Viren übertragen?

Die Erreger der Grippe werden auf zwei Wegen übertragen:

1. Tröpfcheninfektion: Wenn ein Erkrankter niest, können die umstehenden Personen winzige Tröpfchen mit dem Erreger einatmen.

2. Schmierinfektion: Auch auf Gegenständen wie Türklinken können sich Influenza-Viren tummeln. Wer sich danach an die Nase fasst, bringt den Erreger zu den Schleimhäuten - und damit in den Körper.

Überall, wo sich viele Menschen aufhalten, ist das Risiko einer Grippe-Infektion erhöht, zum Beispiel in Kindergärten und Schulen, Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln.

Infizierte können Influenza-Viren laut BZgA bereits einen Tag vor Krankheitsbeginn bis etwa eine Woche nach Auftreten der ersten Krankheitszeichen weiterverbreiten.

Gut zu wissen: Derzeit gibt es vier Virustypen, die laut RKI die saisonale Influenza verursachen - jeweils zwei A- und B-Varianten. Davon zirkulieren weltweit verschiedene Varianten, deren Mix sich von Jahr zu Jahr sowie innerhalb einer Saison ändern kann.

Wann muss ich mich vor der Grippe in Acht nehmen?

Als Grippesaison bezeichnen Experten den Zeitraum, in dem Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren. Das ist in der Regel von Anfang Oktober bis Mitte Mai.

Tritt die Grippe örtlich und zeitlich gehäuft auf, sprechen Experten von einer Grippewelle. Es gibt sie jedes Jahr in Deutschland - mal mehr oder weniger stark. Ihren Höhepunkt erreicht sie meist im Januar. Sie dauert drei bis vier Monate.

Manchmal kann die Grippewelle auch schon früher einsetzen. So war es 2022: Schon im Herbst und Frühwinter gab es viele Grippeinfektionen. Die Grippewelle 2020/21 während der Corona-Pandemie ist ausgefallen, weil es viel weniger Kontakte unter den Menschen gab.

Was ist der beste Schutz gegen die Grippe?

Die jährliche Grippeschutzimpfung ist Experten zufolge die beste Maßnahme, sich und andere gegen Grippe zu schützen. Dafür ist im Oktober oder November der beste Zeitpunkt. Dadurch ist man zum Start der Grippe-Hochsaison rund um den Jahreswechsel geschützt.

Es dauert etwa zwei Wochen, bis sich der körpereigene Schutz vollständig aufgebaut hat. Diese Schutzwirkung nimmt nach etwa drei Monaten wieder langsam ab.

Oft beginnen Grippewellen - also eine erhöhte Aktivität von Influenzaviren - am Anfang des Jahres. Weil diese Wellen anschließend drei bis vier Monate dauern können, kann laut Pletz eine Impfung auch noch im Dezember oder sogar im Januar sinnvoll sein.

Es ist ratsam, den Impfschutz jedes Jahr zu erneuern. Grippeviren verändern sich immer wieder, jedes Jahr zirkulieren deshalb neue Virusstränge. Und auch die Immunität nimmt mit der Zeit ab.

Übrigens: Die Influenza-Impfung schützt nicht vor Erkältungen. Somit ist laut RKI eine Erkältung trotz Grippe-Impfung möglich. Das spricht nicht für eine fehlende Schutzwirkung der Impfung.

Um sich nicht mit der Grippe anzustecken, helfen diese Maßnahmen:

  • Menschenmengen meiden und Abstand halten
  • Hände gründlich und regelmäßig waschen
  • Räume intensiv und regelmäßig lüften



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