Als Mitte der 90er-Jahre die ersten Handys auf den Markt kamen, hatten einige die Befürchtung, dass bei der Nutzung der Mobiltelefone deren Strahlung Hirntumore begünstigen könne. Eine umfassende Studie der Australian Radiation Protection an Nuclear Saftey Agency (ARPANSA) in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entkräftet diese Befürchtung nun endgültig.
Funkwellen vom Handy stellen demnach kein erhöhtes Risiko für Krebs dar, wie der leitende Autor der Studie, Ken Karipidis, bestätigte: "Unsere Untersuchung zeigt keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und Hirnkrebs oder anderen Kopfkrebsarten."
Analyse vorangegangenen Studien
Für die Studie wählten die Forscher aus 5.000 vorherigen Forschungen die 63 aussagekräftigsten Studien aus, die zu diesem Thema zwischen 1994 und 2022 in 22 Ländern veröffentlicht wurden. Dabei konzentrierten sich die Wissenschaftler auf Krebserkrankungen wie Meningeomen (Hirnhauttumore), Gilomen (Tumore in den Gilazellen des Gehirns), Akustikusneurinomen (Tumore am Hörnerv) und Krebserkrankungen, die das Nervensystem betreffen. Ergebnis der Metaanalyse ist, dass Funkwellen kein erhöhtes Krebsrisiko bergen, auch nicht bei intensiver Nutzung und auch nicht bei Kindern.
Frühere Untersuchungen, die ein anderes Ergebnis nahelegten, wiesen methodische Mängel auf. So hatte etwa eine Einstufung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO 2011 die elektromagnetische Felder, die bei der Handynutzung entstehen, als "möglicherweise krebserregend" bewertet. Aus Sicht von Karipidis war der Versuchsaufbau jedoch nicht korrekt angelegt, da lediglich zwei Kontrollgruppen, eine mit Hirntumoren und eine ohne, untersucht wurden und diese nach ihrer Handynutzung befragt wurden. "Als die IARC 2011 Radiowellen als krebserregend einstufte, basierte das auf begrenzten Erkenntnissen", erklärte Karipidis.
Der Wissenschaftler betonte aber auch, dass die Forschung weitergehen müsse. Insbesondere Studien, die Auswirkungen von jahrzehntelanger Handynutzung untersuchten, seien noch sehr überschaubar. Hinzu kommt, dass immer wieder neue Technologien auf den Markt kommen, die neue Untersuchungen erfordern, wie etwa die 5G-Technologie.