Prozesse werden digitaler, Fachkenntnisse wichtiger, der Arbeitsmarkt wandelt sich: Wer auf der Suche nach einem Job mit Zukunft ist, kann oft von einer Weiterbildung profitieren. Bildungsgutscheine - mit denen sich Weiterbildungen via Agentur für Arbeit finanzieren lassen - gibt es dabei nicht nur für Arbeitslose – auch Angestellte können unter bestimmten Bedingungen gefördert werden. Wer Unterstützung erhält und wie Sie den richtigen Kurs finden, erfahren Sie hier. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick: 

Für wen ist ein Bildungsgutschein gedacht?

In erster Linie für Arbeitslose und Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Eine Weiterbildung soll die "Vermittlungschancen deutlich verbessern", wie es in einem Merkblatt der Bundesagentur für Arbeit heißt.

"Die Weiterbildung muss also als Maßnahme identifizierbar sein, mit der Arbeitslosigkeit oder die Gefahr arbeitslos zu werden, beendet werden kann", sagt auch Fabian Rüter vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. "Eine berufliche Weiterbildung kann die Chancen einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erhöhen".

Auch Beschäftigte können unter bestimmten Voraussetzungen eine Teilförderung für Weiterbildungsmaßnahmen von der Arbeitsagentur in Anspruch nehmen. Nämlich dann, wenn das Unternehmen vor besonderen Herausforderungen wie Strukturwandel, Digitalisierung oder Fachkräftemangel steht. Die Maßgaben sind in diesem Fall etwas andere. "Eine davon ist, dass sich auch die Arbeitgebenden finanziell an der Maßnahme beteiligen", so Rüter.

Wie bekomme ich einen Bildungsgutschein?

Wichtigste Grundvoraussetzung für einen Bildungsgutschein ist ein Beratungsgespräch. "Der erste Schritt sollte der Weg zur Arbeitsagentur sein", sagt Anja Knoblich von der Bundesagentur für Arbeit. Die Mitarbeiter können dort genau angeben, "unter welchen Voraussetzungen wer welche Ansprüche auf Qualifizierung und Förderung hat".

In der Regel gebe es keinen Rechtsanspruch auf eine Förderung, deshalb würde jeweils individuell entschieden. Ausnahmen seien Personen, die über keinen Schul- oder Berufsabschluss verfügen.

Wichtig: Ein Bildungsgutschein ist nur eine bestimmte Zeit lang gültig. Tritt man innerhalb der auf dem Gutschein vermerkten Frist keine Weiterbildungsmaßnahme an, verfällt die Förderung. Und es werden nur Weiterbildungen bei Bildungsträgern gefördert, die entsprechend zertifiziert sind. 

Welche Weiterbildung passt zu mir?

Der Pool der möglichen Weiterbildungen ist groß. Gar nicht so einfach also, sich für ein passendes Programm oder eine zielführende Schulung zu entscheiden. Die Beraterinnen und Berater der Bundesagentur für Arbeit sollen dabei helfen. Sie informieren im Gespräch nicht nur über mögliche Fördermaßnahmen, sondern schauen gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden, welche Weiterbildung in der individuellen Situation sinnvoll oder sogar notwendig ist.

Auch im Netz kann man sich kundig machen. So gibt es von der Bundesagentur für Arbeit ein nationales Onlineportal für berufliche Weiterbildung. Unter "mein-now.de" können Interessierte zum Beispiel ihre eigenen Kompetenzen testen und passende zertifizierte Bildungsträger finden. Weitere Informationen bietet das "Kursnet" der Bundesagentur.

Auf der Webseite des Deutschen Bildungsservers findet sich die Metasuchmaschine für Weiterbildungen, das "InfoWeb Weiterbildung". Angebote, um die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu testen, hat etwa der "Profilpass". Auch Checklisten, wie sie vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung oder dem Bundesinstitut für Berufsbildung angeboten werden, können Orientierung geben.

Worauf kann ich bei der Kurswahl achten?

Weiterbildung ist nicht gleich Weiterbildung. So nutzen unterschiedliche Bildungsträger zum Beispiel verschiedene Lernformen. Zu überlegen ist dementsprechend auch, ob das jeweilige Angebot zur eigenen Persönlichkeit passt.

Anja Knoblich rät, sich den Träger vorab genau anzuschauen und Kontakt aufzunehmen. "Ich würde etwa fragen, wie viele Teilnehmer das Kursziel in der Regel erreichen und ob nach der Weiterbildungsmaßnahme eine weitere Begleitung möglich ist." Außerdem könne man bitten, an einer Schnupperstunde teilzunehmen.

Wenn die Weiterbildung nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, lohnt sich ein Blick auf die möglichen Gründe. "Es ist jedenfalls nie gut, einfach nicht mehr hinzugehen", sagt Anja Knoblich. Sie empfiehlt in jedem Fall, eine Rückmeldung an das Jobcenter oder die Bundesagentur für Arbeit zu geben und gemeinsam nach möglichen Alternativen zu suchen.

Wie erkenne ich unseriöse Anbieter?

Wer eine Weiterbildung über die Bundesagentur für Arbeit gefördert bekommt, muss auf zertifizierte Anbieter zurückgreifen. Damit soll die Qualität der Weiterbildung sichergestellt werden. 

Wer unabhängig davon auf die Suche nach Weiterbildungen geht, tut gut daran, zu prüfen, ob die Angebote die eigenen Erwartungen und Bedarfe erfüllen. Unrealistische oder übertriebene Versprechungen sollten dabei skeptisch hinterfragt werden, wie Fabian Rüter rät. Auch ein fehlendes Impressum, mangelnde Informationen über den Anbieter und die Philosophie des Trägers, die Qualifizierung der Lehrenden oder den Inhalt und den Ablauf der Weiterbildung könnten Hinweise auf mangelnde Qualität sein. 

Es gebe zwar keine Forschung dazu, wie hoch ein angemessener Preis für die jeweiligen Weiterbildungsangebote zu sein habe. "Bei sehr hohen Preisen aber kann man skeptisch werden", so Rüter. Dasselbe gilt für Sonderangebote. "Ein seriöser Weiterbildungsanbieter würde keine Rabatte bewerben."

Was kann ich von einer Weiterbildung erwarten?

Eine Weiterbildung kann aus verschiedenen Gründen erfolgen. Werden Weiterbildungen über die Bundesagentur für Arbeit gefördert, ist das Hauptziel die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.

Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit funktionierte das zuletzt recht gut, so Fabian Rüter. In den Jahren 2021 und 2022 hätten demnach sechs von zehn Teilnehmenden an Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Weiterbildung wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen.

Aus den Daten ergebe sich außerdem, dass Personen mit Berufsabschluss dafür deutlich höhere Chancen hätten. Menschen, die lange arbeitslos gewesen oder älter als 55 Jahre seien, hätten dagegen trotz Weiterbildung oft größere Probleme, wieder in ein Beschäftigungsverhältnis zu kommen.