Speise der Götter - so nannte der schwedische Naturforscher Carl von Linné den Kakaobaum. Wir verraten, was in der kostbaren Bohne enthalten ist.
Kakao als Heilmittel?
Den Azteken war Kakao heilig. Sie sagten dem rituellen Getränk ihrer Herrscher und Priester eine stärkende und aphrodisierende Wirkung nach. So steht es in Ewald Notters Buch "Handwerk Schokolade".
Spanische Missionare lernten von den Azteken über die therapeutische Wirkung des bitteren Gebräus. In europäischen Apotheken wurde Kakao als Medizin verkauft.
Und Alexander von Humboldt schrieb: "Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt wie gerade bei der Kakaobohne."
Schön und gut, aber:
Kann Schokolade überhaupt gesund sein?
Der gesundheitliche Effekt hängt stark von der Sorte ab.
Dunkle Schokolade enthält mehr Kakao und damit auch mehr wertvolle Bestandteile wie Flavonoide. Darauf weist Stefan Kabisch hin, Studienarzt an der Charité in Berlin.
So sollen diese sekundären Pflanzenstoffe wirken:
- entzündungshemmend
- krebsvorbeugend
Im Schokoladen-Magazin "Theobroma Cacao" schreibt Arne Homborg, der selbst Schokolade und Pralinen herstellt: "Einige Polyphenole können auch Körperzellen vor freien Radikalen schützen, die Zelloxidation verlangsamen und Fettablagerungen in den Blutgefäßen vermindern. So beugen sie Arterienverkalkung und einem Herzinfarkt vor."
Die "Apotheken Umschau" listet folgende Inhaltsstoffe auf:
- Magnesium
- Eisen
- Kalzium
- Beta-Karotin
- Vitamin E
- Vitamin B1
- Vitamin B2
- Niacin
Aber: Der Zucker und der hohe Fettgehalt sind ungesund.
Faustregel: Je mehr Kakao eine Schokolade enthält, desto gesünder ist sie.
Reine Kakaobohnen gelten manchen sogar als Superfood. Die Flavonoide neutralisieren freie Radikale im Körper und reduzieren Entzündungen. Damit tragen sie zur Gesundheit bei.
Milchschokolade und weiße Schokolade mit wenig Kakaoanteil sind dagegen keine gesunden Lebensmittel. Man sollte sie nur in Maßen genießen.
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Der Kakaogehalt entscheidet darüber, wie gesund oder ungesund eine Tafel Schokolade ist. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Noch ein Vorteil von Zartbitter: "Niemand isst drei Tafeln dunkle Schokolade pro Tag", sagt Kabisch. Man nimmt also nicht so viele Kalorien zu sich.
Ein wichtiger Baustein für eine gesunde Ernährung oder gar eine Medizin ist aber selbst die Hardcore-Tafel aus 100 Prozent Kakao nicht – abgesehen davon, dass sie den wenigsten schmecken dürfte, denn sie ist außerordentlich herb.
"Alles, was Schokolade enthält, liefern auch andere Lebensmittel, die weniger Kalorien haben", sagt Kabisch.
Macht Schokolade glücklich?
Ja, würden die meisten wohl sagen - weil sie so lecker ist. Dieser Zusammenhang ist tatsächlich wissenschaftlich belegt.
- Kakao enthält die essenzielle Aminosäure Tryptophan, die im Körper in das Glückshormon Serotonin umgewandelt wird.
- Außerdem wirke das Alkaloid Theobromin in der Kakaobohne stimmungsaufhellend, schreibt Georg Bernardini, Mitbegründer der Confiserie Coppeneur, in seinem Buch "Schokolade – das Standardwerk". Allerdings ist die Dosis bei beidem niedrig.
Als Antidepressivum taugt Schokolade nichts. Dafür sei der Anteil psychoaktiver Substanzen zu gering, sagt Kabisch.
Macht Schokolade fit und wach?
Milchschokolade kann dem Körper durch ihren Zucker schnelle Energie liefern. Allerdings hält dieser Energieschub meist nicht lange an, da der Blutzuckerspiegel nach einem schnellen Anstieg auch rasch wieder abfällt.
Gerade dunkle Schokolade enthält außerdem Theobromin und Koffein.
Das Theobromin wirkt laut Bernardini:
- gefäßerweiternd
- harntreibend
- herzstimulierend
Koffein hält wach und regt die Magensäfte an. Der Anteil von Koffein im Kakao ist allerdings sehr gering - selbst richtige Schokoholics dürften kaum eine Wirkung spüren.
Reine Kakaobohnen werden manchmal als natürlicher Wachmacher genutzt, sie stehen auf Schreibtischen in Büros, wobei die stimulierende Wirkung von Theobromin mild ist.
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Kakaobohnen pur sind gesünder als Schokolade. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Tipp: Kakaobohnen kann man essen wie Nüsse. Fürs Müsli oder eine Bowl gibt es auch Nibs, gesüßt mit Yaconwurzeln aus Peru, die einen niedrigen glykämischen Index haben, also den Blutzuckerspiegel niedrig halten.
Hilft Schokolade bei hohem Cholesterin?
Schokolade kann potenziell bei der Regulierung von Cholesterin helfen, aber es hängt stark von der Art der Schokolade und der Menge ab, die konsumiert wird.
Die Flavonoide können:
- den Blutdruck senken
- die Gefäßgesundheit verbessern
- den "guten" HDL-Cholesterinspiegel erhöhen
Bei sehr dunkler Schokolade mit einem Kakaoanteil von weit über 50 Prozent sei das durchaus denkbar, sagt Kabisch. "Aber es ist sehr fraglich, ob Schokolade Tabletten ersetzen kann." Darauf sollte man sich wohl kaum verlassen.
Milchschokolade enthält viel Zucker und gesättigte Fette. Beides kann das Herz-Kreislauf-System belasten und den "schlechten" LDL-Cholesterin erhöhen.
Hilft Schokolade bei Bluthochdruck?
Die Flavonoide in dunkler Schokolade könnten einen positiven Effekt haben. Die Wirkung ist aber eher mild und kurzfristig.
Schokolade ist kein Ersatz für eine gesunde Lebensweise oder medizinische Behandlung bei Bluthochdruck.
Verursacht Schokolade Karies?
Das in Kakao enthaltene Fluor und Phosphat härten zwar den Zahnschmelz und hemmen so durchaus Karies, wie Kabisch erklärt. Davon ist aber nur eine sehr geringe Menge enthalten.
Wichtiger: Der Zucker in Schokolade greift natürlich den Zahnschmelz an. Viel Schokolade zu essen, ist für die Zähne also eher schlecht.
Macht Schokolade dick?
Wie beim Alkohol gilt bei Schokolade der einfache Grundsatz: in Maßen genießen. "Schokolade ist ein energiereiches Lebensmittel", sagt Kabisch. Sie enthält viel Fett und meist auch viel Zucker.
Zur Veranschaulichung: In einer 100-Gramm-Tafel stecken je nach Sorte 500 bis 600 Kalorien – rund ein Viertel des täglichen Bedarfs.
Gut zu wissen: Was die Kalorien insgesamt angeht, nehmen sich Zartbitter und Vollmilch nichts. Die eine enthält mehr Zucker, die andere mehr Fett.
Kann Schokolade süchtig machen?
Ob eine echte Schokoladensucht existiert, ist umstritten.
Im Kakao ist Anadamid enthalten, was laut Arne Homborg auch in Marihuana zu finden ist. Aber: "Die Mindestdosis, um bei einem erwachsenen Menschen auch nur annähernd eine berauschende Wirkung zu erzielen, liegt bei 20 Kilogramm Vollmilchschokolade."
Kabisch sagt: "Eine Abhängigkeit ist eher durch Zucker zu befürchten. Er spricht das Belohnungszentrum wesentlich stärker an."
Enthält Schokolade Gifte?
Leider ja. In Kakaobohnen kann sich das Schwermetall Cadmium anreichern. "Cadmium kann beim Menschen Nierenschäden verursachen und gilt bei Aufnahme über die Atemwege als krebserzeugend", warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung.
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Da der Kakaoanteil in dunklen Schokoladen hoch ist, können diese stärker mit Cadmium belastet sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Gut zu wissen: Besonders viel Cadmium nehmen laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Kakaobäume auf, die auf vulkanischen Böden wachsen. Das trifft vor allem auf Kakao aus Südamerika zu.
Die Europäische Kommission hat Grenzwerte festgelegt, die seit 2019 gelten:
- Milchschokolade darf maximal 0,10 mg Cadmium pro Kilogramm enthalten.
- Dunkle Schokolade mit mehr als 50 Prozent Kakao darf bis zu 0,80 mg Cadmium pro Kilo enthalten.
Die Weltgesundheitsorganisation nennt einen tolerierbaren Wert von einem Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht und Tag.
"Danach wäre auch der tägliche Verzehr von 100 g der stärker belasteten Schokoladen kein Problem", erklärt Arne Homborg.
Verursacht Schokolade Verstopfung?
Schokolade enthält wenige Ballaststoffe, die wichtig für eine gute Verdauung sind. Deshalb hält Kabisch das durchaus für plausibel.
Fun Fact: Bernardini hat den Selbstversuch gewagt und schreibt, "dass zu viel Schokolade den Stuhlgang negativ beeinflusst."
Wer sollte auf Schokolade verzichten?
Menschen, die an der seltenen Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie leiden, können die in Schokolade enthaltene Aminosäure Phenylalanin nicht verarbeiten.
Diabetiker und Übergewichtige dagegen dürften durchaus Schokolade essen, sagt Kabisch – solange sie zu dunklen Sorten mit hohem Kakaogehalt greifen.
Wie bio ist Schokolade?
Auf viele Tafeln ist heute ein Bio-Siegel gedruckt. Und selbst Bauern in Ländern, die keinen zertifizierten Kakao produzieren, arbeiten laut Bernardini meist gemäß der Bio-Richtlinien. "Der Einsatz von Pestiziden ist für viele Bauern auch schlicht unbezahlbar", schreibt er.
Ohnehin hätten sich ökologische Methoden wie der Baumschnitt oder der Einsatz von Nützlingen beispielsweise gegen die Hexenbesenkrankheit in Brasilien besser bewährt als Chemie, so Bernardini.
Gut zu wissen: Nur, weil eine Schokolade kein entsprechendes Siegel hat, heißt das nicht, dass sie nicht bio ist. Manchmal sparen Hersteller sich das Geld für teils teure Siegel, betont Bernardini.
Der Kakao selbst ist zwar auch ohne Siegel oft bio - das muss dann aber nicht für mögliche weitere Bestandteile der Schokolade gelten – etwa für den Zucker oder die Milch.