In vielen Unternehmen gibt es keine Abschiedskultur - stattdessen geht der letzte Arbeitstag einfach mal so vorüber. Das hört Katharina Mahne öfter von ihren Klienten und Klientinnen, sie bietet Coaching rund um den Ruhestand an. Aus ihrer Sicht macht es für Firmen durchaus Sinn, eine Abschiedskultur zu pflegen.

"Auch die jüngeren Mitarbeitenden im Unternehmen nehmen das wahr", sagt sie. "Wenn sie erleben, dass die Älteren bis zum Schluss ein wichtiger Teil des Unternehmens sind, haben sie eher ein Interesse daran, zu bleiben, statt zu wechseln."

Bedürfnisse abfragen und respektieren

Und auch wenn jemand wegen eines anderen Jobs oder eines nicht verlängerten Vertrages die Firma verlässt, drückt ein gebührender Abschied Wertschätzung aus. Laut Mahne ist vor allem wichtig: "Wer verabschiedet wird, sollte dabei eine entscheidende Rolle haben." Sprich: Die Kollegen oder Vorgesetzten sollten sich vorher bei dem zu Verabschiedenden erkundigen, was dessen Bedürfnisse sind, und diese respektieren.

Denjenigen, die gehen, rät die Coachin, selbst aktiv zu werden und Wünsche zu äußern. "Vielleicht holen Sie sich auch einen vertrauten Kollegen oder eine nahestehende Kollegin ins Boot und besprechen gemeinsam, wie Sie sich den Abschied vorstellen."

Persönliche Worte finden

Chef oder Chefin steht es trotz ihrer Position möglicherweise sogar gut zu Gesicht, sich etwas zurückzunehmen - je nachdem, wie lang andauernd oder wie eng der Kontakt in der Zeit der Mitarbeit war. Das betrifft zum Beispiel offizielle Worte zum Abschied: "Vielleicht gibt es einen langjährigen Kollegen, der eine Abschiedsrede persönlicher gestalten kann", sagt Coachin Mahne. 

Gleiches gilt für ein Abschiedsgeschenk. Sind für jeden, der geht, als nie hinterfragtes Ritual ein Strauß Blumen und eine Flasche Wein üblich, kann das lieblos wirken. Besser ist auch hier, jemanden zu fragen, der die Abschied nehmende Person gut kennt.

Gutes hervorheben und Konflikte klären

Gute persönliche Worte des Abschieds innerhalb des Kollegenkreises findet man automatisch, wenn man einen guten Kontakt hatte, glaubt die Coachin. Ein Tipp: "Machen Sie sich Gedanken darüber, was denjenigen Menschen als Bereicherung ausgemacht hat, und sagen Sie ihm, dass das künftig fehlen wird."

Schwieriger ist es, wenn man zu dem Kollegen oder der Kollegen eine konflikthafte Beziehung hatte. Hier rät Mahne: "Überlegen Sie sich, ob Sie die Beziehung vielleicht noch befrieden wollen. Viele schrecken davor zurück, aber mit einem offenen Konflikt auseinanderzugehen, hängt einem oft nach."

Aus den Augen, aus dem Sinn? Das muss nicht sein. Gehen Sie auch hier ins Gespräch und schauen Sie, wie man vielleicht weiterhin verbunden bleiben kann. Etwa, indem es Feiern gibt, zu denen Ehemalige gerne noch kommen können. Das erleichtert auch einen Abschied nach langer Betriebszugehörigkeit, denn so kann er allmählicher geschehen.