"Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar", so dichtete einst Friedrich Schiller (Der Jüngling am Bache). Und das mag für liebende Paare nach wie vor seine Richtigkeit haben. Woran es in kleinen Hütten aber definitiv fast immer mangelt, ist Stauraum. 

Dabei wäre er dort, und das ist das Paradoxon des Einrichtens, eigentlich am nötigsten. Denn wer in einem Apartment oder WG-Zimmer lebt, muss dort alle seine Habseligkeiten unterbringen. Auch jene, die weniger dekorativ sind. Den Staubsauger, den Wäscheständer oder den großen Rucksack, den man nur einmal im Jahr braucht. Wie also schafft man dafür Stauraum, der nach Möglichkeit auch noch gut aussieht?

Die üblichen Notlösungen versagen meist - zumindest in letzterem Punkt. Was hinter der Zimmertür versteckt wird, fällt spätestens bei geschlossener Tür ins Auge. Und vollgestopfte Schränke und Schubladen, die sich nur noch mit Mühe schließen lassen, sind nicht nur ein unschöner Anblick. Man wird sie auch kaum noch nutzen, weil man zwischen all dem Krempel nichts mehr findet.

Nicht jede Nische vollstopfen

Schritt eins auf dem Weg zu mehr Stauraum erfordert deshalb keine Investitionen, sondern vor allem den Mut, sich von Dingen zu trennen. Was braucht man wirklich? Und was kann weg, kann verschenkt oder auf dem Flohmarkt verkauft werden? 

Alle sechs Monate empfiehlt Sima Niroumand eine solche private Inventur. Die Kölnerin entwickelt Wohnkonzepte für kleine Wohnungen, vor allem für Familien. Niroumand weiß, wovon sie spricht: Mit zwei Kindern wurde ihre eigene Innenstadtwohnung in Köln eigentlich zu klein. Aber die Familie hatte keine Möglichkeit umzuziehen. "Also mussten wir nach Möglichkeiten suchen, den vorhandenen Wohnraum zu optimieren."

Damit all die Dinge, die nach dem Ausmisten noch da sind, tatsächlich aufgeräumt werden, "muss Stauraum so gestaltet werden, dass man ihn gut nutzen kann", sagt Niroumand. Schubladen sollten also nicht klemmen, sondern sich leicht öffnen lassen, Schränke und Regale ohne größere Verrenkungen erreichbar und gut beleuchtet sein. "Selbstklebende LED-Strips eignen sich dafür sehr gut", sagt Niroumand. 

Sie hält auch nichts davon, in jede Nische noch ein Schränkchen zu schieben, jede Lücke zwischen zwei Möbelstücken mit Regalbrettern zu füllen: "Das wirkt oft sehr unruhig."

Das Bett wird zum Stauraum

Platz schaffen, ohne zu viel Raum zu verbrauchen, lässt sich besser mit Möbeln, die mehrere Funktionen haben. Unter einem Bett zum Beispiel sind bis zu vier Quadratmeter Platz für Stauraum. Den macht man mit einem Podestbett nutzbar: Der Lattenrost wird auf Kästen mit Schubladen oder Regalen montiert. Küchenschränke sind dafür gut geeignet. 

Plant man das Podest etwas breiter und länger als die Matratze, entsteht zusätzliche Ablagefläche, "die sich auch als Sitzgelegenheit eignet", sagt Paola Bagna. Die Architektin hat sich auf Mikroapartments spezialisiert. In Berlin gestaltete sie Wohnungen, in denen auf 20 Quadratmetern Schlaf- und Wohnraum, Küche und Bad Platz fanden.

Ein Klassiker für hohe Räume ist das Hochbett, unter dem Platz ist für Schränke, einen Schreibtisch oder ein Sofa. "Im Altbau ist die Höhe eine Qualität, die sich gut nutzen lässt", sagt Bagna, "aber man muss aufpassen, dass man sich durch solche Einbauten nicht das Tageslicht nimmt." Das sei nämlich gerade für kleine Räume wichtig, die, wenn kein Licht hereinfällt, noch winziger wirken.

Auch ein Schreibtisch kann zum Multifunktionsmöbel mit Aufbewahrungsmöglichkeit werden - wenn man die Arbeitsplatte auf niedrige Schränke oder Regale legt. Hocker und Bänke zum Aufklappen sind zugleich Mini-Truhe und Sitzgelegenheit. Stauraum schaffe auch, wer statt einer Zwischenwand einen Schrank aufstellt, der sich von beiden Seiten öffnen lässt, sagt Paola Bagna. Eine Nische im Raum kann man mit einem Vorhang oder Paravent abtrennen und dahinter Staubsauger und Wäscheständer verstecken.

Regale bis zur Decke bauen

Vielen Räumen lässt sich noch erstaunlich viel Platz abgewinnen, wenn Regale und Schränke nicht auf halber Höhe enden, sondern bis zur Decke gebaut werden. Auch über der Tür ist noch Platz für ein Regalbrett oder einen Hängeschrank. "Man sollte dabei zwischen offenen und geschlossenen Möbeln wechseln und mit unterschiedlichen Tiefen spielen, damit die Konstruktion nicht zu wuchtig wirkt", empfiehlt Architektin Bagna.

In Dachwohnungen gibt es unter der Schräge – dort, wo man ohnehin nicht mehr bequem stehen oder sitzen kann – noch ungeahnte Raumreserven für einen passgenauen niedrigen Schrank. Unter dem Stichwort "Drempelschrank" finden sich etwa im Netz Selbstbau-Anleitungen, die Bretter kann man sich im Baumarkt auf Maß zusägen lassen. 

Hinter Schranktüren verschwinden dann die Dinge, die man nicht ständig im Blick haben möchte. "Offenen Stauraum sollte man eher für dekorative Objekte nutzen, für schöne Vasen oder ein hübsches Geschirr", sagt Sima Niroumand. "Man sollte sich genau überlegen, welche Dinge man jeden Tag sehen möchte – und welche nicht."

 Und wenn sich dann doch wieder das Chaos einschleicht und allerlei Krimskrams die aufgeräumte Optik zerstört? Spätestens dann ist allerhöchste Zeit, mal wieder auszumisten.