Spätestens mit dem ersten Job oder der ersten eigenen Wohnung hat wohl jeder Mensch ein eigenes Girokonto. Im Durchschnitt liegen dort 12.700 Euro, zeigt eine Statistik der Bundesbank. Ziemlich viel, wenn man Experten fragt. Denn um Ersparnisse aufzubewahren, eignen sich andere Konten deutlich besser. Mit der richtigen Auswahl behalten Sparer nicht nur den Überblick über ihr Geld, sondern verschenken auch keine Zinsen. Aber wo sollte welches Geld liegen?
Girokonto
Das Girokonto ist das Konto fürs Alltägliche. Hier landen Einnahmen wie Gehalt oder Rente. Und laufende Ausgaben wie Miete oder der Handyvertrag werden von dort beglichen. Das ist nur mit einem solchen Kontokorrentkonto möglich, sagt Sebastian Schick, Chefredakteur des Verbraucherratgebers Biallo. Ersparnisse sollten dort besser nicht liegen, denn sie werden auf einem Girokonto in der Regel nicht verzinst. Und es besteht die Gefahr, dass sie versehentlich ausgegeben werden. "Ich würde etwa das Doppelte der monatlichen Ausgaben dort liegen lassen und alles andere zur Seite legen."
Wem das zu kompliziert ist, der kann sich an die Daumenregel von Finanzberaterin und Buchautorin Stefanie Kühn halten: "Einen Tag vor dem Gehaltseingang sollten möglichst noch 1.000 Euro Guthaben drauf sein. Den Rest kann man zum Monatsende abräumen und anlegen." So bleibt immer ein Sicherheitspuffer für Ausgaben und trotzdem liegt das Geld nicht unnütz herum.
Wichtig ist, dass das Konto nicht ins Minus rutscht, etwa aufgrund von größeren, ungeplanten Ausgaben. Dafür sollte dann besser das Sparkonto geplündert werden, bevor teure Überziehungszinsen fällig werden. Deshalb tut etwas Überblick über die eigenen Ausgaben immer gut. Schick rät außerdem, nicht zu viele Girokonten zu besitzen. Mehr als zwei Girokonten könnten sich negativ auf den Schufa-Score auswirken.
Tagesgeld
Damit das Ersparte nicht unverzinst auf dem Girokonto liegt, ist es sinnvoll, ein Tagesgeldkonto zu eröffnen. Wer mag, kann per Dauerauftrag seine Sparsumme dorthin überweisen. Mit einem Tagesgeldkonto sind Sparer flexibel: "An das Geld dort kommt man schnell heran. Es lässt sich jederzeit auf das Referenzkonto überweisen", erklärt Stefanie Kühn. Überweisungen auf andere Konten als das eigene Girokonto sind normalerweise nicht möglich. Ins Minus rutschen kann es auch nicht, da Tagesgeldkonten auf Guthabenbasis laufen.
"Auf ein Tagesgeldkonto gehört die Notfallreserve von drei bis sechs Nettomonatsgehältern", rät die Finanzberaterin. "Erst wenn dieser Notgroschen angespart ist, sollten Sparer Geld für andere Ziele wie den nächsten Urlaub oder eine Immobilie zurücklegen." Weil die Angebote in der Regel kostenlos sind, kann es sich anbieten, gleich mehrere davon zu haben. Das erleichtert den Überblick, welches Geld wofür gedacht ist.
Während es auf Girokonten kaum Zinsen gibt, werden Ersparnisse auf einem Tagesgeldkonto mittlerweile wieder ordentlich verzinst – zumindest bei einigen Anbietern, so Schick. Bei vielen Sparkassen und Volksbanken lägen die Zinsen mit rund 0,7 Prozent deutlich niedriger als bei Online- oder Direktbanken. "Deshalb sollten sich Kunden nach einem guten Angebot umsehen. Derzeit sind durchaus drei Prozent Verzinsung möglich", so Kühn.
Lockangebote für Neukunden bieten mitunter bessere Konditionen. Sie gelten in der Regel nur für wenige Monate. Danach fällt die Verzinsung auf das Niveau für Bestandskunden ab und kann jederzeit an die Marktlage angepasst werden. "Deshalb sollte man sich bei der Auswahl eines Tagesgeldkontos auch die Konditionen für Bestandskunden anschauen und möglichst eins wählen, wo die Spanne nicht zu groß ist." Wer den Aufwand nicht scheut, kann aber auch Zinshopping betreiben und nach Auslaufen des Neukundenangebots die Bank wechseln.
Festgeld
Sobald auf dem Tagesgeldkonto eine größere Summe als der Notgroschen liegt, kann das Geld aufs Festgeldkonto geschoben werden, um etwas höhere Zinsen zu erhalten. Bei einem Festgeldkonto legen Kundinnen und Kunden ihr Geld für eine bestimmte Laufzeit an und können während dieses Zeitraums auch nicht darüber verfügen. Deshalb sollten Kühn zufolge nur Ersparnisse ins Festgeld wandern, die während der Anlagedauer ganz sicher nicht gebraucht werden.
Die Laufzeiten eines Festgeldkontos liegen üblicherweise zwischen zwölf Monaten und zehn Jahren und versprechen für diese Zeit einen festen Zins. "Normalerweise erhalten Kunden bessere Konditionen, je länger sie sich binden", sagt Schick. Im Moment sei das aber anders. "Wir haben eine inverse Zinskurve. Das heißt, dass Banken für kürzere Laufzeiten oft sogar höhere Zinsen zahlen als für längere." Er rät: Länger als fünf Jahre sollte man sein Geld derzeit nicht auf Festgeldkonten anlegen – falls doch, dann zumindest gestreut über eine mehrstufige Zinstreppe.
Zu einer solchen rät auch Finanzberaterin Stefanie Kühn, um etwas flexibler auf das Geld zugreifen zu können. Dazu eröffnen Sparer mehrere Konten mit unterschiedlicher Laufzeit - etwa von einem bis zu fünf Jahren - und verteilen die Ersparnisse gleichmäßig auf die fünf Zeiträume. So werden Jahr für Jahr wieder ein Teil der Ersparnisse frei, die dann erneut angelegt werden können.