Held oder Elektroschocker? Ein Ausritt mit dem MHero 1

Autotest Wer sagt denn, dass Elektroautos immer vernünftig sein müssen. Nachdem uns Tesla gerade mit dem Cybertruck geschockt hat, bringt Dongfeng mit dem MHero 1 einen Prunk-Panzer. Zum Fürchten!

Berlin. 

Mehr Nachhaltigkeit, mehr grüne Mobilität? Pustekuchen! Nicht alle, die Elektroautos kaufen, wollen auf Kuschelkurs setzen. Das zumindest scheint die Überzeugung des chinesischen Dongfeng-Konzerns zu sein, der jetzt sein vom Militärfahrzeug zum Premium-Panzer geadelte Topmodell MHero 1 nach Europa bringt.

Das SUV geht gerade in der Schweiz für ungerechnet rund 155.000 Euro an den Start und kommt für einen kleinen Aufschlag im Herbst auch zu uns. 

Ein Panzer für den Prunk

Eine endlos breite Front, stechende Scheinwerfer, Fenster wie Schießscharten und Flanken wie mit Platten gepanzert machen dieses Elektroauto fit für die Endzeit - und zum Blickfang auf jeden Boulevard. Innen spielt der Hersteller weiter mit dem Mythos des Militärs, hat deshalb etwa die Türgriffe wie Pistolen gestaltet und lässt jedes Mal den Sound des Durchladens erklingen, wenn die Tür Schloss fällt.

Nur gut, dass man diesen Sound auch abschalten kann. Und noch besser, dass Dongfeng ein paar Extras bei uns erst gar nicht anbietet - zum Beispiel den Nagelstreuer, mit dem chinesische Militärs in bester James Bond-Manier Verfolger stoppen können.

Martialischer Auftritt - auf Luxus muss aber niemand verzichten

Der MHero 1 mag martialisch vorfahren, trotzdem zeigt er sich auch luxuriös und vornehm. Er ist kein spartanischer Truppentransporter, sondern ein feudaler Feldherren-Panzer. So werden seine Insassen selbst auf der Rückbank mit Massage und Klimatisierung in den Polstern gepampert. 

Dazu gibt es - wie es sich für ein China-Auto gehört - riesige Displays: hinter dem Lenkrad, vor dem Beifahrer, in der Frontscheibe und natürlich vor der Mittelkonsole. Selbst den Rückspiegel hat Dongfeng mit einer Kamera ersetzt. Und es gibt kaum einen Handgriff, den nicht ein E-Motor erledigt.

Robuster Look - robuste Fähigkeiten

Der Antrieb steht den imposanten Auftritt in nichts nach. Denn der MHero 1 will kein Blender sein, sondern meint es ernst mit der Buckelpiste. Wie die elektrische Mercedes G-Klasse oder der Hummer EV fährt er deshalb mit vier E-Motoren, hat ein zweistufiges Getriebe und leistet sich zwei mechanische Sperren, die für einen festen Kraftschluss der Achsen sorgen.

Und auch die Luftfederung ist nicht nur dem maximalen Komfort auf dem Asphalt verpflichtet. Sondern auf Knopfdruck bockt sie den Wagen noch einmal bis zu zehn Zentimeter auf, erhöht die Bodenfreiheit so auf 35 und die Wattiefe auf 90 Zentimeter. Dazu kommen noch ein halbes Dutzend Fahrprogramme für jeden Untergrund und der MHero 1 kämpft sich tatsächlich heldenhaft durchs Gelände. 

Auch auf der Straße Spitze

Weil solche Abenteuer bei uns eher selten sind und weil es in der Steppe zudem keine Steckdosen gibt, beeindruckt der Brocken auch auf Asphalt. Mit 800 kW/1088 PS und 1400 Nm beschleunigt er in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Maximal sind bis zu 180 km/h drin. 

Natürlich lässt sich das stattliche Gewicht dabei nicht ganz vergessen machen, doch wirkt der Koloss erschreckend leichtfüßig und mit einer Hinterachslenkung angenehm handlich. Nicht umsonst misst der Wendekreis kaum mehr als zehn Meter. 

Rekord-Akku und die Grenzen des Führerscheins

Die Energie für den kolossalen Kraftakt liefert ein nicht minder imposanter Akku, der mit 142 kWh zu den größten zählt, die bei uns angeboten werden - und trotzdem nur für 450 Norm-Kilometer reicht. Deshalb gibt es den MHero 1 daheim in China auch mit Range Extender. Der vergrößert nicht nur den Aktionsradius, sondern verkürzt auch die Ladezeiten. Die werden ansonsten bei 11 kW am Wechsel- und 100 kW am Gleichstrom sonst schnell quälend lang.

Und das ist nicht der einzige Nachteil der riesigen Batterie: Sie treibt auch das Gewicht in die Höhe. Und zwar so weit, dass der Panzerwagen für Zivilisten auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,9 Tonnen kommt. Damit erfordert er in Deutschland wahlweise einen Pkw-Führerschein vor 1999 (Klasse 3) oder gleich den Lkw-Führerschein. Aber wer sich ein Auto für 150.000 Euro leisten kann, der kann auch noch mal zur Fahrprüfung antreten. 

Fazit: Spaß mit schalem Beigeschmack

Natürlich sind vier Elektromotoren weniger verwerflich als acht oder gar zwölf Zylinder und nicht jedes Akkuauto muss gleich die Welt retten. Doch während die Chinesen sonst ausgesprochen seriöse Stromer nach Europa bringen, ist der MHero 1 ein reines Spaßmobil für ein paar wenige Abenteurer.

Dass er dabei genau wie vor 30 Jahren der Hummer und nicht zuletzt auch die Mercedes G-Klasse mit seinen militärischen Weihen wirbt, macht ihn für manche vielleicht noch interessanter. Dieser Aspekt hat aber speziell in Zeiten wie diesen einen schalen Beigeschmack. Schließlich fahren gerade wieder genügend Militärfahrzeuge durch die TV-Nachrichten, als dass man sie bei uns auch noch auf der Straße haben müsste. 

Datenblatt: Dongfeng MHero 1

Motor und Antrieb:Vier Elektromotoren
Max. Leistung:800 kW/1088 PS 
Max. Drehmoment:1400 Nm 
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Zweistufen-Automatik

Maße und Gewichte
Länge:4987 mm
Breite:2080 mm
Höhe:1935 mm
Radstand:2950 mm
Leergewicht | zulässiges Gesamtgewicht:3410 kg | 3920 kg
Zuladung:510 kg
Kofferraumvolumen:452-1137 Liter

Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:4,2 s
Batteriekapazität (brutto):142,0 kWh
Durchschnittsverbrauch:k.A.
Reichweite:450 km
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Energieeffizienzklasse:k.A.

Kosten:
Basispreis der Modellreihe: ca. 160.000  Euro 
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Acht Airbags, Spurhalte- und Abstandsregelung
Komfort:Klimaanlage, Allradlenkung, Head-Up-Display, Luftfederung



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