Foodwatch-Report: Milch-Produktion deutlich klimaschädlicher als angenommen

Zahl der Milchkühe soll mindestens halbiert werden Laut dem "Milchmärchen"-Report von Foodwatch ist Milch-Erzeugung deutlich klimaschädlicher, als behauptet wird. Deshalb fordert die Organisation, pflanzenbasierte Ernährungsweisen voranzubringen: "Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen."

In Deutschland gibt es rund 3,7 Millionen Milchkühe. Sie alle produzieren Methan, was laut Umweltbundesamt rund 28-mal klimaschädlicher als CO2 ist. Die daraus resultierende Umweltbelastung werde vonseiten der Industrie heruntergespielt, behauptet nun der "Milchmärchen"-Report des gemeinnützigen Vereins Foodwatch.

So seien etwa die Emissionen als Folge von Tierhaltung hierzulande dreimal höher als angenommen: "Die Wahrheit hinter dem Milchmärchen von Industrie und Lobbyverbänden ist: Die Milchproduktion verursacht enorme Klimaschäden und großes Tierleid", lässt sich Annemarie Botzki von Foodwatch zitieren.

Die Nicht-Regierungs-Organisation fordert daher, dass die Zahl der Milchkühe in Deutschland mindestens halbiert werden müsse, um einen wirksamen Klimaschutz zu erreichen. Würden in Deutschland Milch und Milchprodukte gänzlich durch pflanzliche Alternativen ersetzt und dadurch frei werdende Flächen renaturiert, ließen sich so bis zu zehn Prozent der gesamten Deutschen Treibhausgas-Emissionen einsparen, rechnen die Studien-Autoren vor.

"Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen"

"Es geht nicht darum, Milch, Käse oder Joghurt zu verbieten. Aber wenn wir Klima- und Tierschutz ernst nehmen wollen, kommen wir um eine Wahrheit nicht herum: Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen und essen", fordert Botzki.

Laut des "Milchmärchen"-Reports seien bei den bisher kursierenden Zahlen zur Milch-Klimabilanz nur die direkten Treibhausgase einberechnet gewesen, wie etwa durch die Haltung und Fütterung der Tiere entstehen. Indirekte Emissionen, wie etwa durch Anbau und Import von Futter wie beispielsweise Soja, würden dabei aber nicht berücksichtigt.

Das Gleiche gelte für Emissionen, die durch die Erschließung von Weideland oder zum Futteranbau entstehen. So seien in Deutschland viele Moore trockengelegt worden, auch dadurch seine Treibhausgase freigesetzt worden. Die ehemaligen Moore, die jetzt landwirtschaftlich genutzt werden, setzten laut Foodwatch rund sechs Prozent der deutschen Gesamtemissionen frei. Sie werden in offiziellen Statistiken aber nicht der Landwirtschaft zugerechnet.

Effizienzsteigerung auf Kosten der Tiere

Die Foodwatch-Aktivisten setzen sich auch mit der Behauptung auseinander, Kühe, die optimierte Milchmengen abgeben, schonten das Klima. Die "Milchleistung" pro Kuh und Jahr ist durch Effizienzsteigerung heutzutage viel höher als früher, was letztlich auch zu einem geringeren Ausstoß von Treibhausgasen führt - so die verbreitete Argumentation. Verbunden mit der Klage, dass eine weitere Steigerung der Effizienz aus Tierschutzgründen kaum noch möglich sei.

Foodwatch widerspricht: Schon heute würden rund 40 Prozent der Milchkühe hierzulande an schmerzhaften Euterentzündungen leiden. Die hohe Belastung führe auch dazu, dass viele Tiere krank würden und vorzeitig geschlachtet werden müssten. Verringere man hingegen die Milchproduktion, reduziere das nicht nur die Emissionen, sondern auch das Tierleid.



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