Hier digitale Waschmaschinen, durchsichtige Fernseher oder smartes Sexspielzeug. Dort leise surrende Robotaxen, autonome Großbagger und funkelnde Elektroautos für Übermorgen: Die Zusammenstellung der CES in Las Vegas wirkt ein wenig willkürlich.
Doch längst ist die größte Elektronikmesse der Welt auch zu einer wichtigen Autoshow geworden.
Denn egal, ob Haushaltsgerät, Smart Device oder eben Fahrzeug, alles wird digital, smart und vernetzt - wie wild versuchen die Hersteller in allen Branchen, neue Techniktrends zu setzen oder ihnen zumindest möglichst schnell zu folgen.
Während Automessen wie die IAA zuletzt - wenn überhaupt - eine mehr oder minder breitere Blechbeschau geboten haben, öffnet sich auf der CES ein großes Fenster in die Zukunft.
In der Spielermetropole lässt sich schon heute erkennen, was morgen oder übermorgen auf unseren Straßen und in unseren Autos los sein wird. Fünf große Trends haben sich dabei in diesem Jahr herauskristallisiert.
1. Digitale Dampfplauderer und Besserwisser
Spätestens seit dem Aufkommen von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz in aller Munde - und bald auch in allen Autos.
Denn es gibt aktuell wohl keinen Pkw-Hersteller, der solche selbst lernende Software nicht zu integrieren versucht. Das beginnt zunächst bei der Sprachsteuerung, die natürlicher wird und mit dem gesammelten Wissen des Internets viel breitere Themenbereiche abdeckt.
Und es soll noch viel weitergehen, sagt Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer und verspricht für künftige Modelle wie die nächste Generation des CLA ein "hyperpersonalisiertes Erlebnis".
Talk to me: Die Kommunikation mit dem Auto verläuft dank Künstlicher Intelligenz (KI) immer natürlicher.
Dafür wird das Bediensystem zu einem digitalen, von Highend-Rechnern animierten Assistenten, der mitfühlen und vorausdenken kann und so zum digitalen Lebensgefährten wird.
So soll das Betriebssystem zum Beispiel passend zur Situation zwischen vier unterschiedlich emotionalen Tonlagen wechseln und über das Beobachten und Erkennen von Routinen viele Wünsche erfüllen können, bevor sie der Fahrer überhaupt geäußert hat - etwa für Komforteinstellungen oder Reiseziele.
2. Das Ende der Langeweile
Die Zeiten, in denen Fahrspaß vor allem über Straßenlage und Beschleunigung definiert wurde, gehen mit elektrischer Revolution, verstärkter Regulierung und zunehmender Verkehrsdichte dem Ende entgegen. Dafür sorgt jetzt die Elektronik für immer mehr Unterhaltung und macht selbst aus der Rushhour ein Erlebnis.
Hersteller wie BMW integrieren immer mehr Unterhaltungsanwendungen in ihre Fahrzeuge - nutzbar aber nur im Stand, aus Sicherheitsgründen.
Das beginnt bei immer größeren Bildschirmen mit immer umfangreicheren App- oder Streaming-Angeboten. Und geht, etwa bei BMW, weiter zu Computerspielen, die sich Sensoren, Rechner und Anzeigen des Autos zunutze machen - zumindest, wenn das Fahrzeug steht. Der Gipfel sind Mixed-Reality-Anwendungen, bei denen der Fahrer die Wirklichkeit durch eine AR-Brille mit der virtuellen Welt verschwimmen sieht.
3. Raum auf Rädern
Die Idee vom Auto als Third Place - dem dritten Lebensraum neben Wohnung und Büro - geistert schon lange durch die Entwicklungsabteilungen der Hersteller. Doch Kia spinnt den Faden jetzt weiter und macht das Auto vollends zum Raum auf Rädern.
Extrem verwandelbare Vans mit dem Kürzel PV sollen mal Lieferwagen sein, mal Ladengeschäft, mal Familienauto und mal Robotaxi. Und wenn es sein muss auch Schreibtisch oder Schlafzimmer. Das klingt zwar abgehoben und ist eine eher ferne Vision, um den Raum in den Städten besser zu nutzen. Doch im Kleinen will Kia damit schon bald beginnen.
Denn als Basis für diese schöne neue Welt gibt es eine modular aufgebaute und extrem vielseitige Familie mit drei elektrischen Kleintransportern vom PV 3 bis zum PV 7, von denen der mittlere als PV 5 noch 2025 in den Handel kommen soll.
4. Wer wird denn gleich in die Luft gehen?
Den Traum vom Fliegen träumen nicht nur Piloten und Flugzeugbauer. Sondern im Kampf gegen den Verkehrsinfarkt offenbar auch immer mal wieder ein paar Autohersteller. Und beim ersten geht er jetzt auch in Erfüllung: Hyundai hat auf der CES das Serienmodell seines Flugtaxis Supernal S-A2 vorgestellt.
Das soll als elektrischer Fünfsitzer bis 2028 in die Luft gehen. Und das immerhin bis zu 200 km/h schnell, bis zu 500 Meter hoch und mit genügend Batteriekapazität für Flüge von mehr als 50 Kilometern.
Hyundai zeigt in Las Vegas dieses Flugfahrzeug.
Nur eine exotische Spinnerei? Offenbar nicht. Neben Hyundai zeigen noch zwei andere Aussteller fliegende Fahrzeuge: Pivotal präsentiert den einsitzigen Helix, den man im Anhänger hinter dem Auto herzieht. Xpeng zeigt das Konzept eines aggressiv gezeichneten Sportwagens, der dem Stau ein Schnippchen schlägt, weil er auf Knopfdruck vier Rotoren ausfährt und so vom Auto zum Flugzeug wird.
5. Modelle von Morgen
Zwar geht es auf der CES vor allem um Trends und Technologien. Doch in Ermangelung bedeutender Automessen zeigen viele Hersteller hier auch ihre vergleichsweise klassischen Modellneuheiten oder zumindest die entsprechenden Designstudien dafür.
Volkswagen präsentiert in Las Vegas das Facelift des VW Golf GTI.
In diesem Jahr dabei: Ein erster Ausblick auf das kurz bevorstehende Facelift des VW Golf, der erste dynamische Eindruck von der elektrischen Mercedes G-Klasse, EV4 und EV3 als die nächsten zwei Elektromodelle von Kia sowie die neue Null-Serie von Honda.
Mit dieser Serie will Honda nach eigenen Angaben den Reset-Knopf drücken und elektrisch in die Zukunft fahren. Weil die allerdings erst 2026 beginnt, sind die Limousine Saloon und der Van Space-Hub noch stark überzeichnet. Sie wirken entsprechend fremd und frisch - und passen damit von allen neuen Autos am besten nach Las Vegas.
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