Atemwegserkrankungen nehmen im Herbst und Winter zu, auch Corona scheint wieder auf dem Vormarsch zu sein. Dafür sprechen drei Indikatoren: die Analyse des Abwassers, die aktuellen Infektionszahlen sowie direkte Angaben zu Infektionen aus der Bevölkerung an das Robert-Koch-Institut (RKI). Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz des RKI bei 6,6 Infektionen, pro 100.000 Einwohner. Im Vorjahr war die Sieben-Tage-Inzidenz zum gleichen Zeitpunkt mit 8,7 Infektionen pro 100.000 Einwohner sogar leicht höher.

Doch im Wochenbericht des Instituts wird davon ausgegangen, dass sich in der Bevölkerung und im ambulanten Bereich ein erneuter Anstieg der SARS-CoV-2-Aktivität ankündigt. Denn die amtliche Corona-Statistik gibt ein verzerrtes Bild der Lage wieder, da hierzulande nur noch wenig getestet wird. Zwei andere Indikatoren liefern ein genaueres Bild.

Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz tatsächlich bei 900?

Laut "Berliner Morgenpost" zeigen die Daten von GrippeWeb, einem Online-Portal des RKI, bei dem Registrierte wöchentlich nach Atemwegserkrankungen gefragt werden, dass die aktuellen Infektionszahlen viel höher sein müssten. Denn nach den Auskünften der Teilnehmer läge die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 900 infizierten pro 100.000 Einwohner. Anfang September des vergangenen Jahres hat GrippeWeb die Zahl der Infektionen auf 450 pro 100.000 Einwohner geschätzt. Legt man diese Daten zugrunde, so zeigt sich, dass das Infektionsgeschehen aktuell doppelt so hoch ist wie im Vorjahr um diese Zeit.

Abwasseruntersuchung bestätigt höheres Infektionsgeschehen

Das Bild, das GrippeWeb liefert, wird auch durch die Daten der Abwasseruntersuchung bestätigt. Im Abwasser liegt die Viruslast laut RKI derzeit bei 130.000 Genkopien pro Liter. Im Vorjahr waren es Anfang September dagegen nur 84.000 Genkopien pro Liter, was auf mehr Infektionen hinweist als bei Herbstbeginn des letzten Jahres. Die Viruslast im Abwasser steigt bereits deutlich. Anfang August lag sie bei 101.000 Genkopien pro Liter.

Da sich in den Sommerferien in Deutschland weniger Personen in geschlossenen Räumen aufhalten, geht das RKI zudem davon aus, dass das Infektionsgeschehen nach dem Ende der Sommerferien zusätzlich ansteigt.

Trotz der steigenden Zahlen ist ein schlimmer Corona-Herbst nicht zu befürchten. Wer allerdings eine (erneute) Ansteckung vermeiden möchte, sollte sich in den nächsten Monaten wieder öfter die Hände waschen und in der Öffentlichkeit ein wenig auf Abstand gehen.