Kinder und Jugendliche stecken eine Corona-Infektion in der Regel gut weg. Dennoch ist Covid-19 für die Kleinen nicht ganz ungefährlich.

Dieser Ratgeber bringt Eltern auf den aktuellen Stand.

Wie äußert sich Corona bei Kindern?

Eine Corona-Erkrankung verläuft bei Kindern in aller Regel sehr mild.

Der wichtigste Unterschied im Vergleich zu Erwachsenen: "Selbst in den Risikogruppen verläuft die Erkrankung meist ohne Komplikationen", sagt die Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert aus Göttingen. Kinder neigten nicht zu einem schweren Verlauf.

Steckt sich ein Kind an, zeigt es häufig Erkältungssymptome: "Die Corona-Infektion äußert sich mit den typischen Symptomen eines Luftwegsinfektes, wenn sie denn überhaupt symptomatisch verläuft", sagt Brunnert. Heißt: Oft fällt die Infektion gar nicht auf.

Bagatellisieren sollte man die Erkrankung aber nicht. Ähnlich wie bei Grippe gebe es eine Reihe von infizierten Kindern und Jugendlichen, die mit hohem Fieber und Abgeschlagenheit kämpften.

Der weitaus häufigste Verlauf bei Kindern und Jugendlichen sei selbstlimitierend, so Brunnert. Das bedeutet: Das Kind bekommt die Ansteckung in der Regel aus eigener Kraft in den Griff. "Eine spezifische Therapie ist nahezu nie erforderlich."

Tanja Brunnert ist auch stellvertretende Bundespressesprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Köln.

Welche Kinder sind für Corona besonders anfällig?

"Bezogen auf das Alter richten wir unsere Aufmerksamkeit insbesondere auf erkrankte Säuglinge und Neugeborene infizierter Mütter", berichtet Brunnert. "Sie sind aufgrund ihres Alters immer bei fieberhaften Erkrankungen in unserem besonderen Fokus."

Auch bestimmte Vorerkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf. Hier seien es insbesondere neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen, die ein Risiko für einen potenziell komplizierten Verlauf darstellten, so die Expertin.

Auch Übergewicht (Adipositas) gilt als Risikofaktor für Corona.

Welche Folgen kann Corona bei Kindern haben?

Auch wenn die meisten Infektionen mild oder symptomlos verlaufen - ganz ungefährlich ist Corona für Kinder nicht.

Im schlimmsten Fall führt eine Infektion zu Long Covid.

Beobachtungen sprechen aber dafür, dass Kinder nicht so gefährdet sind wie Erwachsene: "Im ambulanten Bereich können wir aus den Rückmeldungen der niedergelassenen Kinder- und Jugendärztinnen sagen, dass Long Covid weiterhin eher eine untergeordnete Rolle spielt", sagt Brunnert. Das zeigten auch die neueren Studien.

Und: Long Covid verläuft bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen, so Brunnert. Außerdem heile die Erkrankung in der Regel komplett aus. Kinder werden also nicht chronisch krank.

Die Häufigkeit von Long Covid bei Kindern könne derzeit noch nicht verlässlich erfasst werden, heißt es von der Stiko. Insgesamt scheine Long Covid für die Altersgruppe der Kinder aber eine geringere Bedeutung zu haben als für Jugendliche und Erwachsene.

Wie wird Corona bei Kindern behandelt?

In der Regel reicht es aus, wenn sich das Kind zu Hause ausruht. "Kinder und Jugendliche mit fieberhaften Infekten sollen generell zu Hause bleiben und sich auskurieren", rät Brunnert.

"Im ambulanten Bereich ist keine spezifische Therapie erforderlich", sagt die Ärztin. "Die Fiebersenkung kann mit Paracetamol oder Ibuprofen erfolgen." Negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf gebe es durch Einsatz dieser Medikamente nicht.

"Wenn ich abends den Eindruck habe, mein Kind hätte heute einen Kindergarten- oder Schultag gut meistern können, dann darf es morgen wieder los", sagt Brunnert. "So wie bei anderen Erkrankungen auch."

Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt?

Brunnert empfiehlt den Arztbesuch, wenn das Kind noch ein Säugling ist und Fieber entwickelt.

In anderen Altersgruppen ist etwa bei folgenden Symptomen ein Arztbesuch angeraten:

  • anhaltend hohes Fieber über mehrere Tage
  • angestrengter Husten mit Atemgeräuschen, die durch Abhusten nicht besser werden
  • Schmerzen im Brustkorb

Wie teste ich mein Kind auf Corona, ohne dass es unangenehm ist?

Tiefe Abstriche im Rachen sind Brunnert zufolge nicht notwendig. Ein Nasenabstrich reicht. Für Kinder gibt es auch die Möglichkeit, mittels Lolli- oder Spucktests zu untersuchen.

"Wir testen in den meisten Praxen nicht mehr regelhaft auf Corona", berichtet Brunnert. "Es hat sich in die Riege der Luftwegserreger eingereiht. Ein Kind mit einem positiven Corona-Nachweis erhält keine andere Behandlung als ein Kind ohne diesen. "

Was kann ich tun, wenn mein Kind Corona hat?

Prof. Renate Schepker ist Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am ZfP Weissenau in Ravensburg. Sie rät Eltern zu den gleichen Maßnahmen wie bei jeder anderen Krankheit auch:

  • fiebersenkende Mittel geben
  • eine ruhige Atmosphäre schaffen
  • trösten, Mut machen und vermitteln, dass bald alles gut ist
  • etwas vorlesen
  • die Krankschreibung bis zum Ende ausschöpfen
  • selbst keine Angst zeigen

"Bei den meisten Kindern ist Corona schneller vorbei als bei Erwachsenen", sagt Schepker, die auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) ist.

Eltern müssten davon ausgehen, sich selbst anzustecken. "Immungeschwächte Eltern sollten natürlich selbst geimpft sein, um sich bestmöglich zu schützen", sagt die Ärztin.

Sollte ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?

Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) keine Covid-19-Impfung, weder eine Grundimmunisierung noch eine Auffrischungsimpfung.

Der Grund: Die Impfung soll vor allem schwere Krankheitsverläufe und Krankenhauseinweisungen verhindern. Bei Kindern und Jugendlichen verläuft die Infektion aber überwiegend mild oder asymptomatisch.

Die Experten betonen: Es bestehen weiterhin keine besonderen Sicherheitsbedenken bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen. Das heißt, dass Eltern ihre Kinder durchaus impfen lassen können, sofern sie das nicht ohnehin schon getan haben.

Unerwünschte - wenn auch sehr seltene - Ereignisse wie eine Herzmuskelentzündung können laut Stiko aber auch in dieser Altersgruppe nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden.

Empfohlen wird die Impfung für Kinder und Jugendliche ab einem Alter von sechs Monaten aus, die ein erhöhtes Risiko haben. Dazu gehören:

  • Kinder und Jugendliche mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben
  • Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen
  • Jugendliche mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegerischen Versorgung

Die Stiko empfiehlt diesen Personen eine jährliche Auffrischung der Impfung im Herbst.

Mit einer Ausnahme: Kinder und Jugendliche, die zur Risikogruppe gehören, können auf die Auffrischimpfung verzichten, wenn sie immungesund sind und sich schon im Laufe des Jahres mit Sars-Cov-2 infiziert haben.

Die Entscheidung über weitere Impfungen sollte mit der Ärztin oder dem Arzt unter Berücksichtigung des individuellen Risikos getroffen werden, heißt es bei der Stiko.

Außerdem gilt:

  • Kleinkinder ab 6 Monaten ohne Basisimmunität sollten die dafür fehlenden Kontakte durch die Impfung nachholen, rät die Stiko. Eine Basisimmunität besteht bei drei Kontakten mit dem Erreger. Einer dieser Kontakte sollte laut Stiko durch die Impfung erfolgen.
  • Kinder und Jugendliche ab 5 Jahre mit erhöhtem Risiko, die bislang ungeimpft sind und sich noch nicht mit Corona infiziert haben, sollten dreimal gegen Covid-19 geimpft werden, so die Stiko.