Die Gänge so voll, dass man kaum laufen kann, auf den Ständen sind Dutzende neuer Autos zu sehen, und in den acht Hallen bleibt kein Quadratmeter ungenutzt. Während Automessen anderswo in der Bedeutungslosigkeit versinken, sind die Motorshows in China noch immer Magneten für die Massen, und die PS-Branche schaltet dafür in den Overdrive. Das zeigt aktuell die Messe Auto China in Peking.
Auf dem mit Abstand größten Automarkt der Welt präsentiert sie wahrscheinlich mehr neue Modelle und Marken als auf allen restlichen Messen zusammen. Nur dass sich die Vorzeichen mittlerweile geändert haben.
Denn gaben in China noch bis vor der Pandemie die Ausländer und allen voran die Deutschen den Ton an, stehen die Stars jetzt zumeist bei den heimischen Marken. Das macht den Blick aus der Ferne für deutsche Autokäufer aber nicht minder interessant. Schließlich haben viele Hersteller längst die Fühler zu uns ausgestreckt. Und ein paar Premieren haben Mercedes & Co ja auch noch zu bieten. Das sind die sieben Highlights:
Xiaomi SU7 – Die Antwort auf Apple
Während Apple seine Autopläne kürzlich offiziell beerdigt hat, startet Xiaomi als drittgrößter Smartphone-Hersteller der Welt jetzt auch auf der Straße durch. Die elektrische Stromlinienlimousine SU7 beeindruckt nicht nur durch ihr Design, sondern auch mit ihren technischen Eckdaten: So leistet der Wagen bis zu 495 kW/673 PS, kommt mit Akkus von bis zu 101 kWh über 800 Normkilometer weit. Er beschleunigt in 2,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht bis zu 265 km/h.
Zwar werden dem Konkurrenten von – je nach Modellvariante - Porsche Taycan oder VW ID.7 durchaus Exportchancen nachgesagt. Doch fürs Erste sind die Chinesen mit der Produktion für den Heimatmarkt voll ausgelastet: Seit der Vorstellung im Frühjahr haben sie zu Preisen ab umgerechnet knapp 30 000 Euro fast 100 000 Bestellungen angenommen und müssen die Kunden mehr als ein halbes Jahr vertrösten.
Denza Z9: Wer braucht da noch einen Porsche Panamera?
Als Denza noch ein gleichberechtigtes Joint Venture zwischen Mercedes und BYD war, ließen die Absatzzahlen arg zu wünschen übrig. Doch seit die Chinesen mehrheitlich das Sagen haben, weisen die Kurven steil nach oben und mit ihnen wächst der Mut der Entwickler. Jetzt legen sich die Chinesen sogar mit Porsche an und kontern den Panamera mit dem Z9 GT. Der zielt als eleganter Shooting Brake von 5,20 Metern Länge in die Oberklasse. Wie überraschend viele Neuheiten der Messe nicht rein elektrisch, sondern als Plug-in-Hybrid unterwegs, fährt er mit bis zu 710 kW/966 PS bis zu 240 km/h schnell.
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Der Denza Z9 ist nicht rein elektrisch, sondern als Plug-in-Hybrid unterwegs. Foto: Thomas Geiger/dpa-tmn/dpa
Er lockt dabei mit einem vergleichsweise klassischem Design des ehemaligen Audi-Kreativchefs Wolfgang Egger. Offiziell macht BYD noch keine Angaben zu den Exportchancen. Doch hört man in der Zentrale in Shenzhen immer wieder von den Ambitionen, Denza als Luxusmarke auch nach Europa zu bringen.
Zeekr Mix : Wenn Raum der wahre Luxus ist
Während sie bei uns zuweilen als Lastenesel verschrien sind, erleben Großraumlimousinen in Asien im Allgemeinen und in China im Besonderen gerade einen Boom bei der Premium-Kundschaft. Denn im Dauerstau von Peking oder Shanghai ist Platz offenbar wichtiger als Prestige und davon gibt es seit der Umstellung auf die flachen Elektroplattformen reichlich.
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Der Zeekr Mix präsentiert sich als Großraumlimousine, die mit Sesseln möbliert ist und den Insassen mit riesigen Bildschirmen und aufwendigem Infotainment die Zeit verkürzen soll. Foto: Thomas Geiger/dpa-tmn/dpa
Deshalb dreht sich auf der Auto China auf jedem zweiten Stand ein Raumkreuzer wie der Zeekr Mix, der mit großzügigen Sesseln möbliert ist und den Insassen mit riesigen Bildschirmen und aufwendigem Infotainment die Zeit verkürzt.
Zwar stehen viele dieser Vans vom Denza D9 bis zum Li Auto Mega in den Startlöchern für den Export. Doch nachdem Zeekr die ersten Modelle bereits in Europa verkauft, stehen die Chancen für den Mix offenbar am besten – zumal die Länge der Staus aus bei uns wächst und Raum deshalb in Paris oder Stuttgart als genauso luxuriös empfunden werden könnte wie in Peking oder Shanghai.
Mini Aceman: Die Trumpfkarte für die Fashion-Familie
Er trägt zwar einen britischen Namen und wurde maßgeblich in München entworfen, doch ist der Mini Aceman eigentlich ein Chinese – und feiert seine Premiere deshalb zurecht in Peking. Denn der einzige neue Mini, den es ausschließlich als E-Fahrzeug gibt, wurde gemeinsam mit Great Wall Motors entwickelt und läuft auch beim Kooperationspartner vom Band. Mit einer Länge von 4,08 Metern schließt er die Lücke zwischen dem kurzen Cooper und dem deutlich gewachsenen Countryman.
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Mit einer Länge von 4,08 Metern schließt der Mini Acemann die Lücke zwischen dem kurzen Cooper und dem deutlich gewachsenen Countryman. Foto: Thomas Geiger/dpa-tmn/dpa
So wird er als handlicher Viertürer zum vielleicht familienfreundlichsten Auto in der Palette. Und anders als bei den rein chinesischen Peking-Premieren gibt es hier kein Fragezeichen mehr hinter dem Ticket ins Ausland: Ab Herbst soll der Aceman auch bei uns fahren.
Smart Concept #5: Klein war gestern
Währen Mini nur mit den Chinesen kooperiert, hat Mercedes seinen Ableger Smart gleich in ein Joint Venture eingebracht und Geely das Sagen überlassen. Seitdem ist die Marke auf Wachstumskurs. Vielleicht noch nicht beim Absatz, zumindest aber bei den Abmessungen.
Denn schon #1 und #3 sind deutlich größer (und teurer) als die originalen Modelle Fortwo und Forfour je waren. Und jetzt wächst Smart vollends über sich hinaus und präsentiert in Peking das Concept #5. Das steigt mit einer Länge von 4,75 Metern in die Mittelklasse auf.
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Rein elektrisch angetrieben, soll die Studie Smart Concept #5 noch in diesem Jahr in China in Serie gehen und 2025 auch zu uns kommen. Foto: Thomas Geiger/dpa-tmn/dpa
Natürlich rein elektrisch angetrieben und fit für eine Landpartie auch ohne Asphalt unter den Rädern, soll die Studie noch in diesem Jahr in China in Serie gehen und 2025 auch zu uns kommen. Mit Akkus von bis zu 100 kWh, kurzen Ladezeiten dank 800 Volt-Technologie und bis zu 550 Kilometern Reichweite. Selbst einen Preis haben die Chinesen schon im Sinn – und wollen "deutlich unter 50 000 Euro" starten.
Mercedes G 580: Stromschlag in der Steinzeit
Die Dinosaurier mögen ausgestorben sein, aber das letzte Auto aus der Steinzeit der SUV rettet sich tapfer in die neue Welt. Denn 45 Jahre nach der Premiere der Mercedes G-Klasse haben die Schwaben den Vierkant aus Graz jetzt tatsächlich elektrifiziert und ihn so fit für die nächsten Jahre gemacht. Nach den Sommerferien gibt es als Alternative zum V8 von AMG, dem neuen Reihensechszylinder-Benziner im G 500 und einem milde hybridisierten Diesel deshalb vier E-Maschinen, die zusammen auf 432 kW/588 PS kommen und aus einem über 100 kWh großen Akku für rund 500 Kilometer Reichweite gespeist werden.
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45 Jahre nach der Premiere der Mercedes G-Klasse haben die Schwaben das SUV jetzt elektrifiziert und ihn so fit für die nächsten Jahre gemacht. Foto: Mercedes-Benz AG/Mercedes-Benz AG/dpa
Mit 180 km/h Spitze ist der Saurier unter Strom zwar etwas langsamer als die Verbrenner, erfordert dem Hersteller zufolge im Gelände aber keine Kompromisse.
Hongqi Batmobil – ein bisschen Spaß muss ein
Zwar ist der chinesische Markt längst viel zu wichtig und der Konkurrenzkampf zu hart, als dass sich die Industrie hier viele Spielereien leisten würde. Doch nicht alle Aussteller lassen sich den Spaß verderben und stützen mit dreisten Kopien oder schrägen Studien den Ruf der China-Messen als Kabinett der Karosserie-Kuriositäten.
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Das "Batmobil" der Staatsmarke Hongqi ist über sechs Meter lang, mit riesigen Flügeltüren ausgestattet und innen mit elektrischen Drehsesseln ausgestattet. Foto: Thomas Geiger/dpa-tmn/dpa
Das buchstäblich schillerndste Beispiel ist ein Luxuscoupé der Staatsmarke Hongqi, die traditionell die Regierungsfahrzeuge stellt und eine rote Fahne als Markenzeichen trägt: Über sechs Meter lang, mit riesigen Flügeltüren ausgestattet und innen mit elektrischen Drehsesseln möbliert, wirkt es wie Batmans neuer Dienstwagen – nur dass die von innen beleuchtete Karosserie lila schimmert und nicht nachtschwarz lackiert ist.
Wie wenig die Chinesen selbst an eine Serienfertigung glauben, lässt sich an zwei Details ablesen: Nicht nur, dass man am Stand nirgends einen Namen für die augenscheinlich elektrische Studie findet. Sondern es hat sich auch niemand die Mühe gemacht, irgendwelche technischen Daten anzugeben.
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