Der Fußball-Nationalspieler Toni Kroos trägt nur weiße Schuhe auf dem Platz, andere Profis betreten nicht ohne Stirnband den Rasen. Und der argentinische Weltstar Lionel Messi zeigte sich sogar schon mal mit einem Fußball-BH.
Meist geht es weniger ums Aussehen. Spieler müssen optimal ausgestattet sein, um Spitzenleistungen zu bringen. Doch der Rahmen für individuelle Extras ist beim Fußball eng gesteckt. Für die Ausrüstung gelten strenge Regeln.
Es gibt in den Fußballregeln des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sogar einen eigenen Paragrafen für Unterwäsche. Laut DFB-Regel 4, Punkt 3, müssen Unterhemden einfarbig und in der Hauptfarbe der Trikotärmel sein. Auch Unterhosen oder Leggings müssen in der Hauptfarbe der Hose oder des untersten Teils der Hose gehalten sein.
Hobbykicker haben mehr Freiheiten. Lese hier, welche Ausrüstung Du als Fußballerin oder Fußballer wirklich brauchst.
1. Wie sieht die Basis-Ausrüstung beim Fußball aus?
Es lohnt sich, einen Blick in das offizielle DFB-Regelwerk zu werfen, wenn man sich mit der Basisausrüstung für Fußballer beschäftigt. Dort lässt sich nachlesen, welche Gegenstände vorgeschrieben sind:
- Trikot mit Ärmeln
- kurze Hose
- Stutzen
Vorgabe vom DFB für die Profis: Wird außen Klebeband oder anderes Material angebracht, damit die Stutzen nicht herunterrutschen, muss dieses die gleiche Farbe haben wie der Teil der Stutzen, auf dem es angebracht ist oder den es bedeckt.
- Schienbeinschoner
Sie müssen aus einem geeigneten Material wie Metall, Kunststoff oder Schaumstoff bestehen, das angemessenen Schutz bietet. Und sie müssen von den Stutzen abgedeckt werden.
- Schuhe
2. Was ist bei Fußballschuhen zu beachten?
Der DFB rät dazu, sich nicht auf eine Marke oder ein spezielles Modell festzulegen, sondern auf die Passform zu achten. Nur ein gut sitzender Fußballschuh bietet optimalen Halt und schützt vor Verletzungen.
Christopher Sprick, Trainer der Vierten Herren des FC St. Pauli, gibt einige Tipps für den Kauf vernünftiger Fußballschuhe:
1. Fußballschuh in Aktion ausprobieren: Du solltest ausreichend Zeit einplanen. "Im Idealfall hat der Laden einen kleinen Kunstrasen, auf dem die Schuhe nicht nur an-, sondern auch eine halbe Stunde mit dem Ball ausprobiert werden können", sagt Sprick, der seit seinem fünften Lebensjahr Fußball spielt und in der E-Jugend begonnen hat.
2. Hochwertige, enge Schuhe wählen: Rund 100 Euro pro Paar solltest Du für qualitativ gute Fußballschuhe einplanen.
Sprick selbst setzt auf Lederschuhe. Aus jahrelanger Erfahrung hat er einen Tipp: "Der Schuh sollte anfangs nicht hundertprozentig sitzen, sondern etwas zu eng sein." Der Schuh gebe mit der Zeit nach. "Wenn der bei den ersten beiden Trainings noch etwas unbequem ist, dann ist das ganz normal." Beim dritten Training sitzt der Schuh.
Wegen eines schlecht sitzenden Fußballschuhs umzuknicken, ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch überflüssig. Doch bei der Wahl eines Fußballschuhs ist nicht allein die passende Größe für optimalen Halt entscheidend.
3. Passende Sohlen finden: Vor einem Kauf sollten Fußballspieler auch den Platz berücksichtigen, auf dem sie künftig kicken wollen. Abhängig vom Untergrund bieten verschiedene Sohlen optimalen Halt.
"Die allermeisten Plätze sind heutzutage Kunstrasenplätze, die Naturrasen teilweise schon sehr nahekommen, manchmal aber auch noch älteren Jahrgangs sind", sagt Sprick.
Seine Empfehlung: Mit einem Nockenschuh sind Einsteiger für alle Fälle gut gerüstet. Im Zweifel kauft man sich noch einen Multinockenschuh. "Einen Stollenschuh brauchen Anfänger nicht."
Gut zu wissen:
- Nocken aus Gummi oder Kunststoff sind ein fester Bestandteil der Sohle - je nach Untergrund unterscheiden sie sich in ihrer Größe, Länge und Anordnung.
- Stollen sind separat an der Sohle angebracht und auswechselbar. Sie können aus unterschiedlichen Materialien wie Gummi, Aluminium oder Kunststoff bestehen.
- Schuhe mit vielen kleinen Noppen werden als "Tausendfüßler" bezeichnet.
3. Was gibt es bei den Stutzen zu beachten?
Die Stutzen müssen gut sitzen, ohne einzuengen. Sie müssen die Schienbeinschoner fixieren, sodass diese beim Spielen nicht verrutschen können, erklärt Sprick. Sie müssen die Schienbeinschoner laut Regelwerk komplett abdecken.
Die Stutzen sind meistens aus Polyester mit einem Elasthan-Anteil, was noch einen leichten Kompressionseffekt mit sich bringt. Sprick rät zu Modellen mit Socken, nicht mit einem Steg.
Zusätzliche Verstärkungen an den Druckpunkten an Ballen und Hacke seien ebenfalls empfehlenswert. "In die Stutzen muss man so reinschliddern, sie müssen leicht übers Knie gehen, dürfen nicht rutschen und müssen schön eng sein", sagt Sprick.
4. Worauf ist bei Schienbeinschonern zu achten?
Wer sich schon mal das Schienbein gestoßen hat, der kennt den fiesen Schmerz. Auf dem Fußballplatz stößt man sich nicht an einem Stuhl, sondern es treffen einen beispielsweise Tritte von Stollenschuhen.
Schienbeinschoner schützen vor Prellungen und Brüchen. Sie sind deshalb keine Nice-to-have-Ausrüstung, sondern Pflicht.
In der entsprechenden DFB-Regel 4 heißt es, dass Schienbeinschoner aus einem geeigneten Material bestehen müssen, das einen angemessenen Schutz bietet. Denkbar sind Schoner aus Hartplastik oder High-Tech-Varianten aus Carbon oder Glasfaser.
Folgendes ist beim Kauf von Schienbeinschonern zu beachten:
- Um optimalen Schutz zu bieten, sollte der Schoner auf dem gesamten Schienbein aufliegen.
- Die Schoner sollten leicht sein und gut sitzen.
- Sie müssen von der Passform und der Größe zum Stutzen passen.
"Die Schienbeinschoner sollten so groß wie nötig, aber so klein wie möglich sein und vorne auf dem Schienbein schön eng anliegen", sagt Sprick. Das Ding müsse sitzen, sonst könne es passieren, dass man im Spiel die ganze Zeit den Schoner zurecht schiebe.
Fußballer-Lifehack von Sprick: Schienbeinschonerhalter nutzen. Die sehen aus wie Socken ohne Füße. Da schiebt man die Schoner vorne rein und zieht die Stutzen drüber. "Die sind sehr hilfreich, weil die Schienbeinschoner dann festen Halt haben."
Viele Fußballprofis kleben die Schoner unten und oben mit Tapeband ab, um sie zusätzlich zu fixieren.
Mit oder ohne Knöchelschutz? Das ist eine Frage, die jeder für sich beantworten muss. Viele Spieler fühlen sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und verzichten darauf. Vorgeschrieben sind die Knöchelschoner nicht.
Weitere Fußballbekleidung:
- Die Hose: Die kurze Hose ist Pflicht für Feldspieler. Nur Torhüter dürfen eine lange Trainingshose tragen.
- Das Trikot: Ein atmungsaktives Sportshirt mit Ärmeln reicht völlig aus, sagt Sprick.
Ein Tipp aus Erfahrung: "Ich finde Einheitlichkeit wichtig. Hose, Trikot und Stutzen sollten farblich zusammenpassen. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Man geht dann anders auf den Platz. Beim Fußball kommt sehr viel über den Wohlfühlfaktor."
- Die Unterwäsche: Unter der Sporthose und dem Trikot empfiehlt Sprick eng anliegende Wäsche mit leichtem Kompressionseffekt. Auch unter dem Trikot trage er immer ein Unterziehshirt, das den Schweiß aufnimmt. "Nur ein Trikot ist mir persönlich auch zu labberig."
- Der Sport-BH: Für Frauen ist ein gut sitzender Sport-BH obligatorisch. Denn durch die Bewegung werden das Brust- und Bindegewebe sowie die Nackenmuskulatur stark beansprucht. Ein Sport-BH kann diesen Effekt verringern.
Übrigens: Bei den BH's, mit denen auch männliche Fußballprofis gelegentlich gesichtet werden, handelt es sich um GPS-Tops. Damit können Laufweg, Geschwindigkeit und Interaktion mit dem Gegner gemessen werden, erklärt Sportwissenschaftler Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).
Die Daten dienen dazu, die individuelle Leistung, aber auch die Mannschaftstaktik zu verbessern. Proficlubs haben extra Analysten für diese Daten. Im Amateurbereich sind die teuren Messgeräte die Ausnahme.
- Die Trainingsjacke: Jeder kennt es von den Fußballübertragungen im Fernsehen: Ist das Spiel zu Ende, ziehen sich die Spieler meist zügig eine Trainingsjacke an. Das ist wichtig, um nicht auszukühlen.
5. Wie sieht die perfekte Ausrüstung für Fußballer bei Hitze aus?
Die DFB-Kommission Sportmedizin warnt auf der Internet-Seite des DFB vor medizinischen Gefahren für Spieler bei extremer Hitze.
So bestehe die Gefahr "eines hitzebedingten Kreislaufkollapses oder im Extremfall eines Sonnenstichs und Hitzschlags", mahnt Professor Tim Meyer, ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und ehemaliger DFB-Mannschaftsarzt.
Die Empfehlungen der DFB-Kommission lauten unter anderem:
• Viel trinken: Wasser, Saftschorlen oder Tee
• Ein Eimer mit kaltem Wasser am Spielfeldrand kann als kurze Erfrischung dienen, zum Beispiel indem Du die Arme eintauchst.
• Spielunterbrechungen mit Trinkpausen
• Eiswickel, feuchte Handtücher oder kühle Bäder für die Halbzeit vorbereiten, um die Körpertemperatur herunter zu kühlen
• Lieber abends spielen
Was für St.-Pauli-Trainer Christopher Sprick ein absolutes No-Go beim Fußball ist: ein nackter Oberkörper.
Auf einem Fußballplatz gebe es eine gewisse Kleiderordnung auch beim Training. "Die gilt auch bei Hitze."
Zumindest erlaubt die offizielle Kleiderordnung dem Torwart, eine Kappe gegen die Sonneneinstrahlung zu tragen.
6. Wie sieht die perfekte Ausrüstung für Fußballer bei Kälte aus?
Für den Winter braucht ein Fußballer die Unterwäsche-Ausrüstung noch einmal in lang: eine lange, enge Tight und ein Longsleeve zum Darunterziehen. Beim Training darf es eine lange Hose sein.
Tipp von Christopher Sprick: "Die langen Klamotten dürfen nicht zu groß und zu weit sein. Besonders die Hose muss unten am Schienbein eng anliegen und darf nicht rumflattern." Das störe beim Spielen. "Man fühlt sich kompakter und besser, sicherer in der Bewegung, wenn die Sachen enger sitzen", sagt Sprick.
Weitere Faustregel: Niemals einen Hoody tragen, lieber einen Zipper mit Stehkragen. Ein paar Handschuhe und eine Mütze seien im Winter ebenfalls hilfreich. Alle Sachen sollten atmungsaktiv sein.
Wichtig: "Nicht zu dick anziehen!"
7. Wie Fußball-Trikots & Co. richtig waschen, damit nichts müffelt?
Wer kennt ihn noch, diesen speziellen Schweißgeruch aus der Umkleidekabine im Sportunterricht?
"Verschwitztes sollte nicht feucht über mehrere Stunden und Tage hinweg in der Sporttasche oder im Wäschekorb liegen bleiben", rät die Stiftung Warentest.
Der einfachste und effektivste Trick, um müffelnde Wäsche zu vermeiden: Die Sachen trocknen, bevor sie zur Schmutzwäsche kommen, oder sie sofort waschen.
Viele Kleidungsstücke können bei 40 Grad im Schonwaschgang oder Sportwaschgang gewaschen werden, je nach Maschine. Ein Blick auf das Etikett gibt Gewissheit zur richtigen Pflege.
Achtung: Auf Weichspüler sollte verzichtet werden, da es das Material beschädigen und die Atmungsaktivität beeinträchtigen kann.
2 Milliarden Euro für Fußballausrüstung pro Jahr
Insgesamt geben die 8,2 Millionen aktiven Fußballerinnen und Fußballer rund 2 Milliarden Euro pro Jahr aus. Das geht aus einer Erhebung des Bundeswirtschaftsministerium und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISP) für das Jahr 2022 hervor.
Pro Kopf gibt demnach jeder etwa 250 Euro im Jahr aus - für Schuhe rund 29 Euro, für Sportbekleidung rund 33 Euro und für Sportgeräte rund 5 Euro. Hinzu kommen etwa noch Kosten für Vereinsmitgliedschaften, Nutzung von Sportanlagen und Fahrten zum Sport.
Bei Fußballern unter 16 summierten sich die Ausgaben im Jahr 2019 auf 920 Millionen Euro - das entspricht sogar 410 Euro pro Kopf. Grund: Kinder und Jugendliche spielen Fußball verstärkt im Verein und üben den Sport daher regelmäßig aus - während ältere Fußballer eher gelegentlich kicken. Außerdem wachsen Kinder schnell aus der Kleidung heraus.