Im Homeoffice arbeiten, wann und wie man will - für viele Beschäftigte die Wunschvorstellung. Einige Arbeitgeber hingegen sehen ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen lieber im Büro - und verpflichten ihre Belegschaft vermehrt zu Präsenzarbeit. Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig, überrascht das nicht. Das Management verbringe häufig deutlich mehr Zeit im Büro und könne Führungsaufgaben in Präsenz besser nachkommen.
"Führungskräfte haben zudem häufig mehr Privilegien, etwa größere Büros oder eine tolle Kaffeemaschine. Und gehen deshalb davon aus, dass alle das Büro so lieben wie sie", sagt der Arbeitspsychologe. Der Trend zu mehr Präsenzarbeit werde wohl unter anderem aus diesen Gründen immer wieder aufploppen. Wie finden Beschäftigte einen guten Umgang mit solchen Entscheidungen?
1. Mit Job-Crafting zu mehr Zufriedenheit
Wo wieder verstärkt Präsenzarbeit angesagt ist, müssen sich Beschäftigte mit den neuen Regeln anfreunden. Hier hilft es, sich selbst zu fragen: Warum arbeite ich eigentlich so gerne im Homeoffice? Welche Merkmale machen es so angenehm für mich? Das kann etwa die flexible Zeiteinteilung oder das Gefühl der Unabhängigkeit sein.
"Dann kann ich darüber nachdenken, wie sich das auf meine Arbeit im Büro übertragen lässt", empfiehlt Zacher. Häufig könne man selbst an kleinen Stellschrauben drehen, so dass die Arbeit im Büro besser zu den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen passt. "Diesen Prozess nennen wir Job-Crafting." Die Auseinandersetzung trägt auch dazu bei, das eigene Mindset zur Präsenzarbeit zu verändern.
2. Remote- und Präsenzarbeit gut organisieren
Aus Sicht der Forschung sei es empfehlenswert, im moderaten Ausmaß im Homeoffice zu arbeiten, sagt Zacher. Bei zwei Tagen Homeoffice pro Woche würden sich positive Effekte auf Zufriedenheit und Produktivität zeigen.
Welche Wochentage sich für die Arbeit zu Hause anbieten, ist dem Arbeitspsychologen zufolge hingegen wenig erforscht. Montag und Freitag seien es aber in der Regel nicht. "Sie geben das Gefühl eines verlängerten Wochenendes, für die Arbeit ist das aber nicht motivierend", sagt Zacher. Grundsätzlich sei es wichtig, eine gute Mischung zu finden. Aus persönlichen Präferenzen und dem, was im Team am besten passt.
Die eigenen Aufgaben organisiert man am besten so, dass sie zur Umgebung passen. Interaktion findet nach Möglichkeit in Präsenz statt, "an Tagen, an denen man auch vor Ort ist", empfiehlt Hannes Zacher. Stillarbeit dagegen klappt oft besser zu Hause.
3. Flex-Desks attraktiver machen
In vielen Büros sind feste Arbeitsplätze passé, Beschäftigte müssen für Präsenztage einen Tisch buchen. "Die Forschung zeigt, dass solche Flex-Desk-Modelle nicht besonders beliebt sind", sagt Zacher.
Hier sollten sich Unternehmen bemühen, die Identifikation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dem Arbeitsort zu verstärken. Etwa, indem sie einen Spind mit Platz für persönliche Dinge bekommen, die sie auf ihrem Tisch platzieren können. "Viele Menschen wollen Routine", sagt Zacher. "Gut ist, wenn Beschäftigte den gleichen Tisch an mehreren Tagen hintereinander buchen können." Zudem motiviere es, an Präsenztagen die Menschen in der Nähe zu haben, mit denen man tatsächlich zusammenarbeitet.
4. Mit guten Argumenten überzeugen
Wer die Führungskraft doch wieder von mehr Homeoffice-Tagen überzeugen will, sollte sich seine Argumente gut überlegen. Hannes Zacher rät, zum Beispiel auf Aufgabenebene zu argumentieren. Etwa, indem Beschäftigte hervorheben, dass sie zu Hause ruhiger und konzentrierter an einem Bericht arbeiten können.
Ungünstig sind dagegen soziale Argumente im Sinne von "Die Kolleginnen und Kollegen stören mich". Auch die Begründung, im Homeoffice ließen sich Privatleben und Beruf besser vereinbaren, ist dem Arbeitspsychologen zufolge nicht hilfreich. Die Work-Life-Balance sei beim hybriden Arbeiten eine Frage der Selbstorganisation.