Ostwärts - Eine Reise durch das Baltikum

MDR 16.11. 12:15 - 12:58 Uhr
Dokumentation | Entdeckung

Beschreibung

Ein Rucksack, ein Fährticket nach Klaipeda und ein paar Wochen Zeit - das ist alles was Julia Finkernagel mit auf ihre Reise durch das Baltikum nimmt. Auf der Suche nach besonderen Menschen und Orten wird es für Julia eine erlebnisreiche Reise durch Litauen, Lettland und Estland. Nach 18 Stunden Überfahrt erreicht Julia die Kurische Nehrung. Mitten im Nationalpark hinter den Wanderdünen wohnt sie in einem Gästehaus, das zu Sowjetzeiten als Poliklinik genutzt wurde. Eine der Ärztinnen hat es nach der Unabhängigkeit Litauens in eine Pension verwandelt. In der litauischen Hauptstadt Vilnius liegt die kleine Republik Uzupis: größer als der Vatikan, kleiner als Andorra, 7000 Einwohner. Diese haben sich 1997 selbstständig gemacht - mit eigener Hymne und Flagge, einer exzentrischen Verfassung und sogar einem Präsidenten. Den will Julia unbedingt treffen und verabredet sich mit Staatsmann Romas Lileikis in seinem Regierungssitz - einem Café. Im lettischen Ligatne stößt Julia auf ein verborgenes Militärgeheimnis aus der Zeit des eisernen Vorhangs: Unter einem Erholungsheim für Parteimitglieder war ein riesiger Bunker versteckt um im Falle eines atomaren Angriffs die lettische Staatselite aufzunehmen. Julia erkundet den Bunker und staunt nicht schlecht über die Gepflogenheiten aus der Zeit der Lettischen Sowjetrepublik. Riga ist die Hauptstadt Lettlands und europäische Kulturhauptstadt 2014. Nicht nur die Altstadt mit ihren engen Gassen fasziniert Julia, sondern auch ein Ereignis, das das Baltikum am 23.08.1989 grundlegend verändert hat. Millionen Esten, Letten und Litauer gingen auf die Straße und sangen sich frei - frei von der sowjetischen Besetzung. Es war der friedliche Höhepunkt der "Singenden Revolution". An der Küste stolpert Julia über einen unvergessenen deutschen Hochstapler. Dass es den Freiherrn von Münchhausen tatsächlich gegeben hat, erfährt Julia jetzt hier. Auf seinem ehemaligen Landgut steht heute ein Museum. Die Direktorin lässt nichts auf den angeblichen Lügenbaron kommen und überzeugt Julia innerhalb einer Stunde: Baron von Münchhausen war eine ganz ehrliche Haut. Die Esten sagen: wer böse war, muss nach Ruhnu. Die winzige Insel liegt weit ab vom Schuss im Golf von Riga. Klingt wirklich ein wenig nach Verbannung. Das erfährt Julia aber erst im Propellerflugzeug dorthin. Auf Ruhnu gibt es ein Dorf, sechzig Einwohner und ein paar Holzhütten zum Mieten. Pionierromantik für alle, die mal ohne Wasser klar kommen und denen der Gang zum Plumpsklo keine Schauder über den Rücken laufen lässt. Julia nimmt es mit Humor und Abenteuergeist. Im früheren Kapitänsdorf Käsmu steht ein schräges Museum: Der Künstler Arne Vaik hortet alles, was mit dem Meer zu tun hat. Anfassen ist ausdrücklich erlaubt, das gilt sogar für das tausend Jahre alte Wikingerschwert. Arne wohnt in einem ehemaligen Leuchtturm - und Julia becirct ihn so lange, bis er ihr sein Refugium zeigt. Die letzte Station auf Julias Reise ist die mittelalterliche Hansestadt und estnische Hauptstadt Tallinn. Es ist der nördlichste Punkt der Reise und kurz nach Mittsommer: Julia nimmt sich an ihrem letzten Abend vor, erst dann ins Bett zu gehen, wenn es wirklich dunkel geworden ist in Tallinn - und erlebt so eine der berühmten Weißen Nächte.

Mitwirkende

Regisseur

Julia Finkernagel