Die Brücke der Einheit in Vacha

MDR 09.11. 12:30 - 13:15 Uhr
Dokumentation | Geschichtsfilm

Beschreibung

Wenn Frank und Sylvia Langer aus Vacha gemeinsam über die Werrabrücke gehen, werden sie nachdenklich. 40 Jahre lang war diese mittelalterliche Steinbogenbrücke gesperrt. Schon als Sylvia am 3. Oktober 1965 im thüringischen Vacha das Licht der Welt erblickte und Frank 1961 in Philipsthal auf hessischer Seite. Bis 1989 weiß keiner der beiden vom Anderen. Dabei wohnen sie nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Und das liegt an diesem schicksalhaften Ort. Dort, wo von 1949 bis 1990 die Grenze verläuft, die Deutschland teilt. Niemand darf die 225 Meter überqueren. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass es hier damals nicht weitergeht. Sylvia kennt viele tragische Geschichten. So auch die von Bernhard Fey. Am 23. Mai 1975 wagt er die Flucht. Während er seinem Freund über den letzten Absperrzaun hilft, zerfetzt ein Geschoss aus einer Selbstschussanlage sein rechtes Bein. Nach drei Jahren Zuchthaus kann er dann in den Westen ausreisen. Bis heute erinnern ihn seine Verletzungen jeden Tag daran. Bei Jürgen Pabst nimmt die Flucht einen unerwarteten Lauf. Gemeinsam mit seinem Kumpel fährt er 1973 per Lkw an den Zaun und rüber. Womit er nicht rechnet: Ihn holt das Heimweh ein. Nach drei Wochen kehrt der damals 19-jährige zurück in die DDR. Zwischen Sylvia und Frank hätte es wahrscheinlich wesentlich eher gefunkt, hätte die Werrabrücke damals Ihren eigentlichen Zweck erfüllt. Im 15. Jahrhundert wird mit dem Bau begonnen, um Philipsthal in Hessen und Vacha im heutigen Thüringen miteinander zu verbinden. Glaubt man mysteriösen Sagen, werden hier als Opfergaben Köpfe von Kindern eingemauert. Ein Gerücht dessen Wahrheitsgehalt von seriösen Experten angezweifelt wird. Wahr hingegen ist, dass mitten durch das Hoßfeldsche Haus direkt neben der Brücke, bis 1990 die Staatsgrenze verläuft. Hinter einer dünnen Ziegelwand beginnt plötzlich eine andere Welt. So nah wie hier, ist der DDR damals kein anderer Westdeutscher. Bis am 11. November 1989 plötzlich Planierraupen anrücken. Auf hessischer Seite läuft eine Video-Kamera. Es entsteht ein einzigartiges Zeitdokument, das weltweit für Furore sorgt: Wenn Grenzsoldaten die Mauer auf der Werratalbrücke einreißen, ist das 30 Jahre später noch immer ein Gänsehautmoment. Die Aufnahmen zeigen auch den stimmungsvollen Marsch des Vachaer Karnevalsvereins über die Brücke der Einheit. Sylvia Langer mittendrin. Heute ist sie Vizechefin des Vereins und lebt mit ihrem Mann aus Phillipsthal in Vacha. Die Brücke der Einheit ist nur einen Steinwurf entfernt

Mitwirkende

Regisseur

Stephan Heise