Heerenveen / NED. Hans Weber aus dem bayrischen Valley wollte der erste deutsche Eisspeedway-Einzel-Weltmeister der 57-jährigen WM-Geschichte dieses Sports werden und hatte auch beste Chancen. Am Ende wurde es nur Silber, wobei der 37-jährige Bayer vor allem sich selbst schlug. Dass er und der letztlich verdiente 2022er-Weltmeister Martin Haarahiltunen aus Schweden überhaupt in Titelnähe kamen, war begünstigt durch den Ausschluss der russischen Fahrer wegen des Ukraine-Krieges. In den ersten 56 Jahren der 1966 eingeführten Eisspeedway-Einzel-Weltmeisterschaft kam 49 Mal der Titelträger aus der Sowjetunion, der GUS oder Russland. Hatten bis 2002 hin und wieder Westeuropäer den Männern aus dem Land von Väterchen Frost ein Schnippchen schlagen können, waren die russischen Fahrer seit dem ungeschlagen. Bis zum 3. April 2022, der somit in die Geschichte eingegangen ist. Nicht nur, weil Martin Haarhiltunen der erste nicht-russische Weltmeister seit seinem Landsmann Per-Olof Serenius 20 Jahre zuvor ist, sondern auch als dunkler Fleck der Geschichte. Ebenso wenig wie Martin Haarahiltunen wie auch der Vizwe-Weltmeister Hans Weber etwas dafür können, dass die Russen am Mitmachen gehindert wurden, können die russischen Sportler etwas für den Krieg. Ob mit diesem Vorgehen die selbsternannten unreligiösen und unpolitischen Sportfunktionäre den Krieg beeinflussen können, ist ungewiss - bisher nicht ...

Pleiten, Pech und Pannen

Wie dem auch sei, Corona-Maßnahmen-bedingt war auch in der Eisspeedway-Saison 2022 nur ein Rumpfprogramm möglich. Die ersten beiden Läufe fanden Mitte Februar im russischen Togliatti statt und wurden in gewohnter Manier von den russischen Spikerittern dominiert. Nikita Bogdanov gewann die beiden Rennen und war somit der WM-Führende. Der in dieser Saison viel in Russland als Gast im Einsatz befindliche Hans Weber konnte immerhin einigermaßen mit den Russen mithalten und stand einmal sogar im Finale der besten vier. Zum Finale am ersten April-Wochenende reiste der Bayer zwar mit 15 Punkten Rückstand auf Nikita Bogdanov nach Heerenveen, jedoch auch deren elf Vorsprung auf den nun einzigen ernstzunehmenden Kontrahenten Martin Haarahiltunen aus Schweden. Am ersten Abend gewann Haarahiltunen das mit 20 WM-Punkten dotierte Finale, doch Hans Weber konnte als Zweiter 18 Zähler auf sein Konto verbuchen, sodass er weiter voll im Fahrplan lag. Am zweiten Fahrtag im Land der Tulpen hätte dem "Eishans" der Einzug ins Finale gereicht, um vorzeitig den mit einem Makel behafteten WM-Titel sicherzustellen. Allerdings erlebte er einen rabenschwarzen Tag und schlug sich selbst. Am Ende kam er nicht einmal über den neunten Tagesrang hinaus und musste sich so mit Silber begnügen. Martin Haarahiltunen liefert eine astreine Vorstellung ab, gewann auch den zweiten Tag in Herrenveen und somit der Goldmedaillengewinner 2022. Der erste deutsche Eisspeedway-Weltmeister wäre Hans Weber ohnehin nicht geworden, denn 1982 gewannen sein Vater Helmut, Max Niedermeier und Gunter Brandt in Berlin überraschend und viel umjubelt den Mannschaftstitel.

Weitere deutsche Achtungserfolge

Mit Luca Bauer aus Reit im Winkl und Franz Mayerbüchler aus Inzell waren zwei weitere Deutsche am Start. Sie belegten im WM-Endklassement die Plätze zehn und 13. Wie vor Corona traditionell wurde in Heerenveen am Freitagabend vorab ein international offenes Einladungsrennen gefahren, bei dem Benedikt Monn, ebenfalls aus der deutschen Eisspeedway-Hochburg Bayern, mit Platz zwei hinter dem jungen Finnen Henry Ahlbom den bisher größten Erfolg seiner ebenfalls noch jungen Karriere feierte.