An diesem Wochenende geht in Le Mans der Große Preis von Frankreich für Motorräder über die Bühne, der der fünfte GP des Jahres 2023 der Premium-Motorradrennserie sein wird. So weit, so gut. Viel bedeutender ist allerdings, dass dieser einen echten Meilenstein in der Geschichte der Weltmeisterschaft darstellt. Dieser ist nämlich der 1.000. Grand Prix der 1949 begonnenen Motorrad-WM.
Erste Weltmeisterschaft im Motorrad-Straßenrennsport
Nachdem vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die Europameisterschaft das höchste internationale Prädikat ist, schrieb der Motorrad-Weltverband FIM (Federation Internationale de Motocyclisme) 1949 erstmals eine Weltmeisterschaft im Motorrad-Straßenrennsport aus. Der erste Grand Prix in der Geschichte war jener von Großbritannien mit der Tourist Trophy auf der Isle of Man in der irischen See. Bei diesem waren alle vier Solo-WM-Klassen des Premierenjahres vertreten, also die 125-, 250-, 350- und 500-ccm-Kategorie. Gemäß dem Austragungsmodus der TT mit Trainings und Rennen auf über eine Woche verteilt fand als erstes WM-Rennen jenes der 350er am Montag, dem 13. Juni 1949, statt. Dieses gewann der Brite Freddie Frith auf einer britischen Velocette.
Die ersten (Solo-)Weltmeister hießen am Saisonende Nello Pagani (ITA, Mondial, 125 ccm), Bruno Ruffo (ITA, Moto Guzzi, 250 ccm), besagter Freddie Frith (GBR, Velocette, 350 ccm) und Les Graham (GBR, AJS, 500 ccm) sowie bei den Gespannen Eric Oliver/Denis Jenkinson (GBR, Norton).
Statistik ohne Ende
Der erfolgreichste Rennfahrer der nun 74 Jahre alten Motorrad-WM ist der Italiener Giacomo Agostini mit 15 gewonnenen WM-Titeln. Der Zweiterfolgreichste ist der 2017 im Alter von 70 Jahren verstorbene Angel Nieto. Der Spanier errang 13 Mal die Krone, sprach aber zu seinen Lebzeiten aus Aberglauben immer von 12 + 1 Titeln. 284 WM-Titel wurden bisher an 125 verschiedene Fahrer insgesamt vergeben. Während davon 70 nur einen Titel gewann, gab es 55 Zwei- oder Mehrfach-Weltmeister.
In Sachen Grand-Prix-Siege ist ebenfalls Giacomo Agostini mit deren 122 der absolut Beste. Ihm folgen Agostinis Ende 2021 zurückgetretener Landsmann Valentino Rossi mit 115 Triumphfahrten und Angel Nieto mit 90 Siegen. Auf Platz vier dieses Rankings folgt der noch aktive Spanier Marc Marquez mit 85 GP-Siegen, gefolgt vom Star der 1960er- und 1970er-Jahre Mike Hailwood aus Großbritannien mit deren 76.
Die meisten Grand-Prix-Siege als Hersteller konnte Honda feiern, die 817 Mal einen Fahrer ihrer Marke auf dem obersten Treppchen bejubeln konnten. Es folgen Yamaha (520) und Aprilia (295). 30 verschiedene Hersteller konnten seit 1949 einen oder überwiegend mehrere WM-Titel erringen. Mit 72 die meisten ebenfalls Honda vor den gleichauf liegenden Herstellern Yamaha und MV Agusta mit jeweils 37.
Bei den meisten der nun 1.000 GPs stand Valentino Rossi am Start, nämlich 432 Mal, was nach Adam Ries eine Beteiligung von 43,2 Prozent entspricht.
Und noch mehr Zahlen
Bei den bisherigen Grand Prix standen 393 verschiedene Fahrer auf dem Siegerpodest. Mit 235 Podiumsplatzierungen ist auch in dieser Statistik Valentino Rossi einsame Spitze, denn die nachfolgenden Giacomo Agostini und der Spanier Dani Pedrosa kommen nur auf 159 bzw. 153 aktiv mitgestalteten Siegerehrungen.
Der erfolgreichste deutsche Rennfahrer ist Toni Mang. Der Bayer gewann 42 Grand Prix und fünf Weltmeistertitel. Ebenfalls fünf WM-Titel gelangen dem deutschen Seitenwagen-Ass Ralf Engelhardt. Allerdings stand er, größtenteils mit Ralf Engelhardt als Schmiermax, "nur" 27 Mal auf der obersten Stufe eines WM-Podestes.
Die Strecke, auf denen die meisten WM-Läufe veranstaltet wurden, ist der TT-Circuit im niederländischen Assen. Wäre das Corona-Jahr 2020 nicht gewesen, wären in der "Cathedral of Speed" in jedem der 74 Jahre ein GP ausgetragen worden. So sind es "nur" 73. Die zweitmeisten erlebte das tschechische Brno. Auf ebenfalls 74 verschiedenen WM-Strecken in 29 Ländern wurde bisher gefahren, davon 143 Mal in Spanien und 103 Mal in Italien.
Die Zahl 29 ist auch jene für die Anzahl an Ländern, aus denen Grand-Prix-Sieger kamen. Hier führt Italien mit 876 Siegen vor Spanien mit 700 sowie Großbritannien mit 413. Während 1949 nur sechs Grand Prix allesamt in Europa ausgetragen wurden, umfasst die WM-Saison 2023 20 GP in 17 verschiedenen Ländern. Geplant waren sogar 21 in 18 Ländern, doch Kasachstan wurde vor kurzem ersatzlos abgesagt.
Liqui Moly Motorrad Grand Prix auf dem Sachsenring
Die siebente Saisonstation dieses Jahres ist der Sachsenring, auf dem vom 16. bis 18. Juni der Liqui Moly Motorrad Grand Prix Deutschland stattfindet, der der 1.002. der Geschichte sein wird. Der Sachsenring erlebte bisher 36 WM-Läufe, davon von 1961 bis 1972 zwölf der alte Kurs und seit 1998 24 der neue. Auch hier musste 2020 wegen der Corona-Maßnahmen ausgesetzt werden.