Berlin. Das 48. Eisspeedway Berlin war wieder ein voller Erfolg. Zur Deutschen Meisterschaft am Freitag und zum "Ice Speedway for Europe" am Samstag kamen insgesamt rund 7.500 Zuschauer und Gäste. Sie bildeten bei der Kult-Veranstaltung im Horst-Dohm-Eisstadion im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf einen würdigen Rahmen. Beim alles entscheidenden und an Spannung kaum zu überbietenden Finale des Europa-offenen Rennens am zweiten Renntag gewann der Bayer Max Niedermaier in souveräner Manier. Der Fahrer vom Team der gastgebenden Eisspeedwayunion Berlin verwies dabei den am Vortag gekürten neuen Deutschen Meister Markus Jell, ebenfalls aus dem Freistaat, und den Tschechen Jan Klatovsky auf die Plätze.
Deutscher Meister und Vizemeister auch im internationalen Rennen top
Besser hätte es für Max Niedermaier nicht laufen können. Nachdem er am Freitag hinter Markus Jell Deutscher Vizemeister geworden war, drehte er beim "ICE SPEEDWAY FOR EUROPE / GERMAN CHAMPIONSHIP BERLIN 2023" am zweiten Berliner Renntag so richtig auf. Nach seinen fünf Vorläufen verließ er jeweils als Heat-Sieger das Eis und qualifizierte sich so mit Punktemaximum 15 (5 x 3) direkt für das Finale. Das gleiche Kunststück war am Freitag Markus Jell gelungen, womit er sich den DM-Titel 2023, seinen zweiten nach 2019, sichern konnte. Tags darauf hatte beim direkten Vergleich in Heat 8 nun Max Niedermaier das bessere Ende für sich, doch auch mit seinen 14 Vorlaufpunkten stand er sicher im Finale. Die beiden Tschechen Jan Klatovsky und Lukas Hutla qualifizierten sich ebenfalls für dieses, wobei sie über den Last-Chance-Heat praktisch kampflos weiterkamen. Im Rennen der in den Heats Dritt- bis Sechstplatzierten mussten die Österreicher Franz Zorn ("... ich habe Covid und wurde während des Rennen immer kraftloser ...") und Harald Simon nacheinander vorzeitig die Waffen strecken. Beim finalen Rennen setzte sich Max Niedermaier sofort an die Spitze und gab diese nicht mehr ab. So sehr sich Markus Jell auch mühte, seinen (Bundes-)Landsmann konnte er nicht gefährden. Noch sicherer hielt Jan Klatovsky beim Kampf um Platz drei Lukas Hutla in Schach.
Sprachloser Sieger
"Ich bin sprachlos, denn das hätte ich nicht gedacht", sagte der sichtlich gerührte Max Niedermaier nach seinem Sieg und fand nach einer kurzen Pause doch noch ein paar Worte: "Ich bin seit 2020 kein Eisspeedway gefahren und habe in diesem Winter mit nur vier Trainingstagen in Schweden wieder angefangen. Berlin waren meine ersten und sind wahrscheinlich auch schon wieder meine letzten Rennen in diesem Jahr. Nach dem ersten Rennen habe ich schon gemerkt, dass es heute nicht schlecht laufen könnte. Dann war ich in einem Flow, das war der Wahnsinn. Ich kann es kaum beschreiben." Wenngleich das Ergebnis auf den ersten beiden Plätzen umgekehrt zum Freitag war, hatte Markus Jell daran nichts auszusetzen. "Ich bin mit diesem zweiten Platz keineswegs unglücklich. Es war für mich ein perfektes Training für das WM-Finale in zwei Wochen in Inzell. Ich wollte wieder gut fahren und mich nicht verletzen. Das ist mir gelungen", sagte dieser anschließend und ergänzte dazu: "Max war heute eine mega Kanone und nahezu unschlagbar. Klar, er hatte nichts zu verlieren, aber ich bin auch nicht gerade sparsam gefahren. Gratulation an ihn."
Stolzer Veranstalter
Nachdem der DM-Lauf am Freitag mit 3.000 Fans schon besser besucht war als beim zuvor letzten Eisspeedway Berlin im Jahr 2020, waren auch am Samstag mit 4.500 Zuschauern und Gästen mehr Besucher gekommen als vor Corona. Demzufolge sah man bei den Veranstaltern strahlende Gesichter, die der 1. Vorsitzende der gastgebenden Eisspeedwayunion Berlin (ESU), Olaf Ehrke, in folgende Worte kleidete: "Es macht uns stolz, dass das Berliner Eisspeedway auch ohne WM-Prädikat so gut angenommen wurde. Wir hatten ja dem Motorrad-Weltverband FIM mitgeteilt, dass wir nicht gewillt sind, bei sich massiv veränderten Rahmenbedingungen nach Corona und der Energiekosten-Explosion, einen WM-Lauf um jeden Preis zu machen. Die beiden Tage haben uns nun gezeigt, dass unser Konzept voll aufgegangen ist. Ich bedanke mich bei allen Helfern, Sponsoren, und Partnern sowie bei den Fans. Auch beim Berliner Senat möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bedanken, wünsche mir allerdings zukünftig in Sachen Absprachen eine bessere Kommunikation." Dazu ergänzte der 2. Vorsitzende der ESU, Bernd Sagert: "Wir sind sehr zufrieden. Mir bleibt nur, einen Dank an alle auszusprechen, die ihren Teil wieder zum Gelingen beigetragen haben. Die Rennen waren spannend und dass am Ende auch noch der Fahrer unserer Eisspeedwayunion gewonnen hat, war natürlich das i-Tüpfelchen. Das freut mich sehr."
Tolles Spektakel auch ohne internationalem Prädikat
Zur Nichtberücksichtigung im WM-Kalender bzw. als EM-Lauf führte Bernd Sagert des Weiteren aus: "Auch ich möchte festhalten, dass sich unser Weg durchgesetzt hat. Ich glaube, wenn die internationalen Motorradverbände mit uns weiterhin zusammenarbeiten wollen, können sie sich gern mit uns auf Augenhöhe begeben. An unserem Konzept wird sich nichts ändern. Darüber müssen sich andere Leute Gedanken machen, ob ihr Konzept zukunftssicher ist. Ich denke, unseres sehr wohl. Ein weiterer Punkt ist die Terminkoordination. Wir hatten, bis auf die Schweden, die gleichzeitig ein Meisterschaftsrennen hatten, den Großteil des WM-Feldes von Inzell bei uns am Start. Berlin ist immer am ersten März-Wochenende. Um so etwas zu vermeiden, sollten die Termine besser aufeinander abgestimmt werden. Ich denke, dass die internationalen Rennen auf den mitteleuropäischen Kunsteisbahnen für den Sport sehr, sehr wichtig sind. Wenn so etwas nicht besser gehandhabt wird, ist der Sport wahrscheinlich nicht überlebensfähig." Für das nächste Jahr ist das Berliner Eis-Spektakel wieder für das erste März-Wochenende geplant.
erschienen am 05.03.2023