Imola (Italien). Vor 30 Jahren fiel der 1. Mai auf einen Sonntag. Es war ein typischer Renn-Sonntag mit allerlei Motorsport an allerlei Orten. Das Ereignis schlechthin war an jenem Wochenende der Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft im italienischen Imola, doch es sollte ein weitere schwarzer Tag werden.
Einen Tag nachdem der Österreicher Roland Ratzenberger im Qualifying um die Startplätze bei einem Unfall in der Villeneuve-Kurve sein Leben verlor, fiel der Stern Ayrton Senna vom Motorsport-Himmel. In der ultraschnellen dritten Tamburello-Kurve kam der Rothmans-Williams FW16 des dreifachen Weltmeisters und Superstars nach rechts von der Strecke ab und zerschellte an der Beton-Begrenzungsmauer. Die Unfallursache wurde nie restlos geklärt, aber als ziemlich sicher gilt ein technischer Defekt. Als Theorien werden bis heute ein Lenkungsbruch, ein Druckverlust in den Reifen und dadurch eine zu geringe Bodenfreiheit sowie ein Konstruktionsfehler bei der Aerodynamik genannt, was den Wagen ausbrechen lies.
Im Schnelldurchlauf durch die Nachwuchsklassen
Ayrton Senna da Silva wurde am 21. März 1960 in der brasilianischen Metropole Sao Paulo als mittleres von drei Kindern, einem Mädchen und zwei Jungen, einer wohlhabenden Familie geboren.
Mit 13 Jahren bestritt er sein erstes Kart-Rennen und wurde 1977 und 1978 südamerikanischer Kart-Meister sowie von 1978 bis 1981 viermal in Folge brasilianischer Kart-Meister. Bei der Kart-Weltmeisterschaft waren seine Vizetitel 1979 und 1980 seine größten Erfolge.
Parallel dazu bestritt er 1981 in der britischen Formel-Ford-1600-Meisterschaft seine erste Auto-Rennsaison, die er auf Anhieb mit zwölf von 19 möglichen Siegen gewann.
Im darauffolgenden Jahr wurde er mit 21 Siegen von 27 möglichen ebenso britischer Formel-Ford-2000-Meister.
Zwölf Saisonsiege feierte Ayrton Senna auch 1983, diesmal allerdings in der noch härter umkämpften und international noch stärker beachteten britischen Formel-3-Meisterschaft.
Wiederum parallel zu seinem Hauptbetätigungsfeld bestritt er zudem seine ersten Probefahrten bei verschiedenen Formel-1-Teams und unterschrieb schließlich beim Hinterbänkler-Team Toleman für die Jahre von 1984 bis 1986.
In der Königsklasse angekommen
Der erste Formel-1-WM-Lauf 1984 wurde in Jacarepagua, einem Vorort von Rio de Janeiro, ausgetragen, sodass er sein Formel-1-Debüt gleich mit einem Heimrennen feiern konnte. Schon bei seinem zweiten Formel-1-Rennen holte er im unterlegenen Toleman im südafrikanischen Kyalami als Sechster seinen ersten WM-Punkt. Diesem ließ er beim nachfolgenden Grand Prix im belgischen Spa-Francorchamps, wiederum als Sechster, einen zweiten folgen.
Am am 12. Mai 1984 erstaunte Ayrton Senna die Fachwelt, indem er bei der Eröffnung des Nürburgring-Grand-Prix-Kurses das mit zahlreichen erfolgreichen und aktuellen Formel-1-Fahrern gespickte Rennen in identischen Mercedes-190E-Tourenwagen gewann. Danach war der Monaco-Grand-Prix jenes Jahres der nächste Meilenstein seiner Karriere.
Ins Regenrennen war er von weit hinten gestartet und pflügte dermaßen rasant durchs Feld, dass er rasch bis auf die zweite Position hinter dem Franzosen Alain Prost vorgedrungen war. Zu einem Angriff auf seinen späteren Erzfeind sollte es nicht mehr kommen, denn das Rennen wurde in der 31. von 78 geplanten Runden abgebrochen. Später stand er in jenem Jahr noch im englischen Brands Hatch sowie im portugiesischen Estoril jeweils als Dritter auf dem Podest.
Neue Möglichkeiten
Vor allem seine Glanzleistung in Monaco eröffnete ihm neue Möglichkeiten, sodass er sich im Lauf des Jahres aus seinem Toleman-Vertrag heraus kaufte und für 1985 zum deutlich besser aufgestellten Rennstall Lotus wechselte.
Beim zweiten Saisonrennen in Estoril gewann er schließlich seinen ersten Formel-1-Grand-Prix. Mit einem zweiten Triumph in Spa-Francorchamps sowie vier weiteren Podestplätzen beendete er die Saison auf dem vierten Rang der WM.
Ebenso gewann er 1986 und 1987 je zwei Grand Prix und wurde erneut WM-Vierter bzw. 1987 sogar WM-Dritter.
1988 wechselte Ayrton Senna zum inzwischen übermächtigen Rennstall McLaren und wurde mit acht Saisonsiegen vor seinem Teamkollegen Alain Prost (sieben Siege) erstmals Formel-1-Weltmeister.
Die große Fehde
Das lag für ihn auch 1989 im Bereich des Möglichen, doch beim vorletzten Saisonrennen im japanischen Suzuka, provozierte sein streitbarer Teamkollege Alain Prost in der Schikane vor Start und Ziel einen Unfall, der ihm nach einer Disqualifikation des Rennsiegers Ayrton Senna letztlich zum Titel verhelfen sollte.
Ein Jahr später wiederholte sich das Szenario in leicht abgewandelter Form. Diesmal hätte Senna vom Ausscheiden beider Langzeit-Streithähne in Sachen Titel profitiert. Gleich in der ersten Kurve machte der innen positionierte Brasilianer wenig Anstalten, einen Unfall zu verhindern und nahm dem auf der äußeren Bahn angreifenden Franzosen, inzwischen bei Ferrari, fast ungebremst mit ins Kiesbett und entstieg seinem Boliden äußerlich emotionslos, hatte er doch sein Tageswerk mit der Folge Weltmeister 1990 getan.
1991 gewann Ayrton Senna seinen dritten WM-Titel, diesmal souveräner und ohne theatralischem Show Down.
So nach und nach hatte jedoch Williams einen fast unschlagbaren Siegerwagen kreiert, und nachdem Alain Prost als Weltmeister 1993 zurücktrat und ein Platz bei Williams frei war, wechselte Ayrton Senna zum Team des an den Rollstuhl gefesselten Frank Williams. Zwar holte Senna bei den ersten beiden Saisonrennen 1994 in Sao Paulo und im japanischen Aida jeweils die Pole Position, schied in den Rennen aber jeweils aus.
Erfolgreiche Karriere - schicksalhaftes Ende
Der Große Preis von San Marino in Imala war am 1. Mai 1994 Ayrton Sennas 161. Formel-1-WM-Lauf. Von diesen hatte er 41 gewonnen und stand 39 weitere Male auf dem zweiten oder dritten Platz des Podests. Ayrton Senna, der beim Saisonfinale 1993 im australischen Adelaide seinen letzten Grand-Prix-Sieg gefeiert hatte, wurde nur 34 Jahre alt und hätte trotz des aufstrebenden Michael Schumachers durchaus seinen drei eroberten WM-Titeln noch den einen oder anderen mehr hinzufügen können. Doch das Schicksal wollte es anders.