Dieser Tag wurde 2014 von einem australischen Fotografen, Autoren und Künstler namens Richard Simpkin ins Leben gerufen. Der Grund: Ihm fehlt bei all den SMS-, WhatsApp- und Facebook-Nachrichten das Persönliche. Eine persönliche Note verleiht dem Brief seine eigene Handschrift, die sehr wohl viel über den Verfasser bzw. dem Sender desgleichen verraten kann. Heute wird dieser etwas kuriose Tag am 1. September weltweit als "World Letter Writing Day" gefeiert.
Relikte vergangener Zeiten?
Besonders in der Geschichte konnten Briefe erhalten bleiben und erzählen uns als Relikte vergangener Zeit eigene kleine Geschichten über große Freundschaften, Liebe oder allgemeiner gesagt über Erinnerungen an längst vergangene Tage. Man denke an die großen Liebesbriefe von Goethe an seine Hofdame Charlotte von Stein oder an Briefe von Soldaten aus dem Krieg. Auch Brieffreundschaften mit Häftlingen sind keine Seltenheit. Zum Beispiel vermittelt der Verein Initiative gegen die Todesstrafe Brieffreundschaften mit Häftlingen in den USA, die zum Tode verurteilt sind.
Wertschätzung
Angesichts der Vielzahl an Kommunikationskanälen sei der Brief heute umso mehr geeignet, Wertschätzung auszudrücken, sagt der Medienpsychologe Tobias Dienlin von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Ein Brief sage viel über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger aus - man denke nur an den Liebesbrief oder den Dankesbrief, so Dienlin.
Viele neue Medien, beispielsweise Snapchat, hätten den Vorteil, dass sich Nachrichten wieder auflösen, sich löschen. "Der Brief ist explizit darauf angelegt, überdauernd zu sein, nochmal gelesen zu werden", sagt Dienlin. Weil man im handgeschriebenen Brief nichts durchstreichen wolle, sei er auch viel überlegter formuliert als beispielsweise eine E-Mail.
Das digitale Zeitalter
Heutzutage im Zeitalter digitaler Kommunikation kennt man die Freude auf einen Brief gar nicht mehr. In der Schule wurde zwar mal gelernt, einen Briefkopf zu schreiben, aber im Alltag ist der Briefaustausch äußerst altmodisch geworden. "Man könnte meinen, der Brief stammt aus dem vorigen Jahrhundert, aber er spielt nach wie vor auch in den neuen Bildungsplänen eine Rolle", sagt ein Sprecher des baden-württembergischen Kultusministeriums.
Das Fazit über das Briefeschreiben in der heutigen postdigitalen Gesellschaft fällt etwas nüchtern aus: man schätzt als Empfänger des Briefes die Nachricht wohl etwas mehr als eine WhatsApp, weil diese Art der Kommunikation so selten geworden ist. Oder haben Sie in letzter Zeit Liebesbriefe per Post erhalten wie Goethes Hofdame?