Viele Menschen stehen jetzt, fast in der Mitte des Jahres 2020 angekommen, vor einem riesigen Haufen Probleme. Schulden, Insolvenz, Pleite - der Verlust von Existenzen, Zukunftsplänen und Hoffnungen. Niemand würde sich anmaßen, dies in Frage zu stellen, auch nicht, wenn es darum geht, die Notwendigkeit der Unterstützung hervorzuheben.
Nun aber hat die Bundesliga einen Restart gefeiert, viele sind in heller Aufregung: Warum, fragen Sie sich, warum spielen elf Millionäre mal wieder Fußball, während ihre Kinder im eigenen Heim bespaßt werden müssen? Warum fahren weiterhin Existenzen an die Wand, während der Ball wieder rollen darf, Zweikämpfe wieder geführt werden und der Schrei der Trainer die leeren Tribünen beschallt? Verdammte Geldmaschinerie, denken die einen, ein längst überfälliger Neustart des gewohnten Entertainment- und Identifikationsmagneten Fußball, die anderen. Wer hat denn nun Recht?
Viele profitieren
Ich denke, es ist schwer, selbst als Anhänger einer der beiden Meinungen völlig unparteiisch zu bleiben. Denn: Profitiert oder erfährt man Verluste, entscheidet es sich leicht, welchem Lager man angehören möchte. Aber auch hinter der Bundesliga stecken eine Menge Jobs und Existenzen. Es sind nicht nur TV-Rechte, Werbungen, Sponsoren und alle Akteure, die in den Vereinen aktiv sind und das gesamte Gerüst aufrechterhalten, sondern auch Bars und Kneipen, die allwöchentlich Fans und Fußballbegeisterte in ihre heiligen Hallen einladen und den Spieltag übertragen. Hier vergrößert sich die Zahl der Mitbeteiligten (und ihrer Umsatzeinbuße) noch einmal um einen Faktor, der schwer zu berechnen, aber leicht zu erahnen ist.
Nicht erwähnt sind unzählige Fußballfans, deren plötzlich eine gewohnte, gar eingebürgerte Beschäftigung, Identifikation und vor allem ein Zeitvertreib flöten geht. Für viele klingt es unglaublich, vielleicht sogar lächerlich, sich in solchem Maße einem Sport oder Verein hinzugeben, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Es wird geschätzt, dass um die 60% der Deutschen bekennende Fußballfans sind und diesen Sport auch - mehr oder weniger regelmäßig - verfolgen.
Zweifel sind angebracht
Es mag verrückt klingen, aber letztlich ist nicht die Bundesliga verantwortlich für ihr frühzeitiges Come-Back. Sie nahmen, was der Gesetzgeber möglich machte, selbst wenn es "nur" Geisterspiele mit eingespielten Fangesängen waren. Viele sind darüber froh, auch wenn Zweifel, ob dies wirklich fair ist, durchaus angebracht sind. Man sollte aber nie vergessen, welcher Rückhalt und gesellschaftlicher Einfluss wirklich vom Sport Nr.1 in Deutschland ausgeht.
erschienen am 29.05.2020