Der Frust bei Mitarbeitern der Lufthansa-Töchter ASL und ASD an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden sitzt tief: Nicht nur, dass sie 34 Jahre nach der deutschen Einheit nach wie vor weit weniger Geld für ihre Arbeit bekommen als Kollegen im Westen. Nun sollen sie ihre Jobs ganz verlieren. Das sei alles sehr, sehr bitter, sagte Eva Richter, die nach eigenen Angaben seit 1991 am Flughafen Dresden arbeitet. Wie das Unternehmen agiere, sei erbärmlich, ergänzt ihre Kollegin Carmen Gebauer. "Ich habe meine Lufthansa-Uniform mit Stolz getragen. Aber es ist traurig, wie man uns hier abspeisen möchte."

Hintergrund sind Tarifverhandlungen zwischen Verdi und den beiden Gesellschaften. Dabei forciert die Gewerkschaft eine Angleichung an den Westen. Konkret geht es um eine Lohnerhöhung von 850 Euro und eine Inflationsausgleichszahlung von 3.000 Euro. Laut aktueller Tariftabelle bekämen sie bis zu 1.300 Euro weniger als ihre Kollegen an anderen Standorten - und das Monat für Monat. Die Arbeitgeberseite bietet den Angaben zufolge bisher drei Prozent mehr ab Februar und 1.000 Euro Inflationszahlung. Zugleich hat das Unternehmen angekündigt, die beiden Töchter mit rund 140 Beschäftigten zu schließen. Für die Gewerkschaft ein Skandal. 

Weitere Warnstreiks vor Weihnachten?

Bei Warnstreiks hatten die Beschäftigten im Oktober Druck gemacht, sodass die Lufthansa etliche Flüge streichen musste. Am kommenden Dienstag steht laut Verdi ein nächster Verhandlungstermin an. Danach werde man über weitere Arbeitskampfmaßnahmen beraten, kündigte Gewerkschafter Lou Hauser an. Ob davon auch Flüge vor den Weihnachtstagen betroffen sein werden, wollte er noch nicht sagen. "Unser Ziel ist nicht eine Eskalation des Konflikts, sondern eine Lösung."

Doch warum streiken die Beschäftigten noch für höhere Löhne, wenn ihre Jobs auf dem Spiel stehen? Auch bei Fragen zu Abfindung und Arbeitslosengeld spielten die Löhne eine wichtige Rolle, erklärte Hauser. Zudem gebe es bislang kein konkretes Datum für die Schließung von ASL und ASD. Würde den Beschäftigten bis Jahresende gekündigt, liefen die Verträge noch bis Ende Juni, rechnete Hauser vor.