Wie bewerten sächsische Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen? Dieser Frage ging der DGB-Index Gute Arbeit in Sachsen zum fünften Mal in Folge nach. Mittels Telefonbefragung wurde im Zeitraum zwischen Januar und Mai 2021 eine Stichprobe für die Bundesrepublik sowie eine Zusatzstichprobe für Sachsen erhoben. Im Bericht werden schwerpunktmäßig die Auswirkungen der Corona-Pandemie im zweiten Jahr beleuchtet. Betrachtet wurden unter anderem die Auswirkungen von Arbeits- und Infektionsschutz, Digitalisierung, Homeoffice und Kurzarbeit auf die Arbeitszufriedenheit sächsischer Beschäftigter.
Qualität der Arbeitsbedingungen: Leichter Rückgang im zweiten Corona-Jahr
Sächsische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bewerten ihre allgemeine Arbeitsqualität 2021 insgesamt etwas schlechter als im Jahr zuvor. Besonders gravierend: Die Bewertung der Arbeitsqualität im Freistaat liegt weiterhin hinter der in Ost- und besonders in Gesamtdeutschland.
Bundesweit schätzen 57 Prozent ihre Arbeitsbedingungen als gut ein, in Ostdeutschland sind es lediglich 47 Prozent. Sachsen liegt mit 43 Prozent deutlich darunter. Hierbei spielen strukturelle Unterschiede wie beispielsweise die hohe Schichtarbeitsquote eine Rolle.
Alarmsignal für Arbeitgeber
"Wenn nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten in Sachsen die Arbeitsbedingungen als gut bewertet, müssen bei den Arbeitgebern alle Alarmglocken klingeln", sagt der sächsische DGB-Vorsitzende Markus Schlimbach. Mit im Bundesvergleich niedrigen Löhnen, einer höheren Arbeitsbelastung und einer geringeren Jobsicherheit stehe Sachsen bei der Attraktivität noch nicht gut da. "Zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Sachsen müssen die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen über alle Branchen hinweg verbessert werden. Ein wirksames Mittel ist die Erhöhung der Tarifbindung in Sachsen, für die wir als Gewerkschaften auch im nächsten Jahr kämpfen werden."
Höhere Belastung durch Personalknappheit
Laut DGB-Index unterscheidet sich die Arbeitsqualität nach Wirtschaftszweigen. Sie ist in der öffentlichen Verwaltung und im Informations- und Kommunikationsbereich am höchsten. Die beschäftigungsstärksten Bereiche in Sachsen, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Verarbeitendes Gewerbe, sind auf die letzten Rangplätze gerutscht, weil sich dort im Vergleich zu den anderen Wirtschaftszweigen die Arbeitsqualität nicht verbessert hat. Die Differenzierung nach Berufsgruppen zeigt einen Anstieg der bereits hohen Belastungen in den sozialen und kulturellen Berufen, zu denen auch die Lehrerinnen und Lehrer zählen, ebenso wie bei den medizinischen Gesundheitsberufen. Das sei ein Indiz dafür, dass Personalknappheit und Ausfall während der Corona-Pandemie zu weiteren Belastungen der verbleibenden Beschäftigten geführt hat.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitsqualität
Homeoffice wurde seit Beginn der Pandemie von einem Viertel der sächsischen Befragten praktiziert, vor allem von Jüngeren und von akademisch Qualifizierten. Eine starke Verlagerung innerbetrieblicher Kontakte in den virtuellen Raum führte oft zu einer Belastungszunahme, vor allem durch die Verschlechterung der Arbeitszeitlage und Problemen der Vereinbarkeit der Arbeit mit der Kinderbetreuung angesichts von geschlossenen Schulen und Kitas. Auch eine geringe Eignung der Wohnung als Arbeitsplatz verstärkte die Belastungen.
Einkommensverlust bei mehr als 20 Prozent der Beschäftigten
Deutliche Einkommensverluste entstanden in der Pandemie insgesamt bei einer Minderheit von 6 Prozent der Beschäftigten, meist durch Kurzarbeit im Zuge von Lockdowns und Schließungen. Signifikante Verluste erlitten vor allem nicht akademisch qualifizierte Beschäftigte im Gastgewerbe, in Reinigungsberufen sowie in Berufen der Unternehmensführung und -organisation. Weitere 15 Prozent der Befragten berichteten in Sachsen von einem geringen Einkommensverlust.
erschienen am 02.01.2023