Die Zahlen sind alarmierend: Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 935 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Stand: 24. November) belegt Sachsen den bundesweiten Spitzenplatz. Acht Landkreise haben die 1.000er-Marke sogar schon überschritten. 12.431 neue Fälle wurden allein am Mittwoch von den Gesundheitsämtern übermittelt. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Dunkelziffer sogar doppelt oder dreimal so hoch. Jetzt sieht Sachsens Staatsregierung offenbar nur noch einen Ausweg: den kompletten Lockdown, um die außer Kontrolle geratene vierte Infektionswelle zu brechen.
"Aktuelle Maßnahmen reichen nicht aus"
Bereits seit Montag sind Freizeit- und Kultureinrichtungen flächendeckend geschlossen. Im Einzelhandel erhalten nur Geimpfte oder Genesene Zutritt, Weihnachtsmärkte sind abgesagt. Laut Informationen der Bild-Zeitung werden "die aktuellen Maßnahmen und das, was die Ampel in Berlin da gerade beschlossen hat, nicht ausreichen, um die Lage in den Griff zu bekommen", heißt es aus Regierungskreisen. Der Ministerpräsident sei hochbesorgt. Die Chefs der Staatskanzleien hätten am Mittwochnachmittag mit Kanzleramtschef Helge Braun über die Möglichkeiten eines kompletten Lockdown gesprochen. Demnach sollen Kitas, Schulen, Gastronomie und Handel bis zum 9. Dezember komplett schließen. Aber: Solche flächendeckenden Schließungen sind aufgrund des neuen Infektionsschutzgesetzes nicht mehr möglich. Auch Sachsens aktueller Teil-Lockdown hat nur eine Übergangsfrist bis zum 15. Dezember.
++ Update Donnerstag, 10 Uhr ++
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schließt einen Lockdown vor Weihnachten nicht mehr aus. "Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten", sagte der CDU-Politiker der "Sächsischen Zeitung". Wenn es in der kommenden Woche nicht einen positiven Effekt gebe, "müssen wir diese Diskussion führen".
Wird es eine Impflicht geben?
Eine generelle Impfpflicht sieht Kretschmer dagegen skeptisch. "Ich persönlich bin in meinem Erleben eher immer derjenige gewesen, der nicht mit Zwang agiert, sondern mit Überzeugung und mit Erkenntnis." Ob es bundespolitisch anders entschieden werde, so dass es möglicherweise eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen gebe, bleibe abzuwarten. "Aber ich glaube, es ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft und dafür, dass wir auch nach dieser Pandemie das Vertrauen ineinander haben, besser, wenn wir vor allen Dingen fürs Impfen werben und die Menschen es aus eigener Überzeugung tun."
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