Die schlechte Stimmung in weiten Teilen der Wirtschaft schlägt auf Sachsens Arbeitsmarkt durch. Erstmals seit gut 30 Jahren sei die Arbeitslosigkeit in einem Oktober gestiegen, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Chemnitz mit. Die unsichere Wirtschaftslage und konjunkturelle Risiken wirkten sich spürbar auf den Arbeitsmarkt aus - so stark, dass nun langjährige Trends unterbrochen würden, konstatierte der Chef der Regionaldirektion, Klaus-Peter Hansen. Ein Stimmungsumschwung bei den Unternehmen ist laut aktuellen Zahlen des Ifo-Instituts derweil nicht in Sicht.
Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen im Oktober um 329 auf rund 139.600 Menschen im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Vor einem Jahr waren hierzulande noch rund 9.000 Männer und Frauen weniger arbeitslos gewesen. Die Arbeitslosenquote wurde mit 6,5 Prozent ausgewiesen, vor einem Jahr hatte sie sie bei 6,2 Prozent gelegen. "Die Herbstbelebung fällt aus", erklärte Hansen mit Blick auf die jüngsten Zahlen. Die Arbeitsagentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 14. Oktober vorlag.
DGB-Landeschef: "Alarmsignal"
Laut Regionaldirektion sind viele Unternehmen vor allem in konjunkturabhängigen Branchen zurückhaltend bei Neueinstellungen. Zugleich sei die Zahl der Menschen gestiegen, die sich arbeitslos melden. Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach sprach von einem Alarmsignal. Er rief die Bundesregierung auf, in Maßnahmen zu investieren, bei denen Arbeitslose qualifiziert werden. Kürzungen im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit wären Gift angesichts der wachsenden Arbeitslosigkeit, betonte er.
Die Stimmung in der ostdeutschen Wirtschaft bleibt laut einer Analyse des Ifo-Instituts in Dresden derweil unverändert auf niedrigem Niveau. Der Geschäftsklimaindex stagnierte im Oktober bei 88,3 Punkten. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage etwas besser als im Vormonat, die Geschäftserwartungen waren hingegen geringfügig ungünstiger als im September. Das Ifo-Geschäftsklima Ostdeutschland basiert auf etwa 1.700 Meldungen von Unternehmen. Dazu wird jeden Monat nach der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die kommenden sechs Monate gefragt.
Höchster Anstieg der Arbeitslosigkeit im Kreis Zwickau
Beschäftigungszuwächse hat es laut Regionaldirektion zuletzt etwa in Heimen und im Sozialwesen, dem Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung gegeben. Deutliche Rückgänge wurden aus dem Verarbeitenden Gewerbe, der Arbeitnehmerüberlassung und dem Baugewerbe gemeldet.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit war regional unterschiedlich. Während vor allem in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (-1,6 Prozent), Görlitz (-1,5) und Vogtland (-1,4) weniger Arbeitslose gemeldet waren, stieg ihre Zahl im Landkreis Zwickau (+4,1 Prozent) sowie den Städten Leipzig (+1,8 Prozent) und Chemnitz (+1,0 Prozent). Landesweit am niedrigsten war die Arbeitslosenquote in den Landkreisen Erzgebirge und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit jeweils 5,1 Prozent, am höchsten in Chemnitz mit 9,0 Prozent.