Wo kämen wir nur hin, würden uns stetige Sorgen, die Arbeit oder der facettenreiche Leistungsdruck nicht ständig antreiben? Eine solche Welt erscheint trostlos, gar wenig lebenswert, denn kein Peitschenhieb im stressgeplagten Rücken bahnt uns den Weg durch das Leben. Kein Zeitdruck zwingt zur stetigen Organisation und Durchplanung aller Tage bis zur Rente, nie müssen Termine eingehalten und eigene Bedürfnisse zurückgestellt werden. Als wäre das nicht genug, müsste dann die Erfüllung des Ichs, der eigenen naturgegebenen Anlagen und Möglichkeiten im Vordergrund stehen, statt Karrierepfade anzunehmen, die mehr monetäre als glückserfüllende Vorteile bringen. Gott, verschone uns vor diesem grausamen Szenario!

Na gut, bei aller Grausamkeit des menschlichen, von Arbeit gefüllten Alltags, genieße ich die Vorzüge eben dieses durch Fleiß erreichten Lebensstandards in vollem Maße. Und das jeden Tag. Denn: Wir haben uns daran gewöhnt, wir mögen es, wir möchten nicht darauf verzichten. Paradox, dass gerade dann Ansprüche laut werden, die eben diese komplexe Arbeitsmoral hinterfragen. Und doch erscheint es fraglich, ob das eine ohne das andere geht - ob alle auf der faulen Haut liegen oder eben das tun können, was sie wirklich möchten - aber gleichzeitig alle die Genüße des alltäglichen Lebens in Anspruch nehmen, die heutzutage nun einmal von jedem vorausgesetzt werden.

Die Antwort ist rein rhetorischer Natur. Eine solche Koexistenz wird es wohl nicht geben - wenn nur für den Einzelnen -  aber ein Anspruch im gesellschaftlichen Ausmaß ist (noch) eine utopische Vorstellung . Das muss aber kein Grund sein, die Welt negativ getrübt zu sehen! Hinter Leistungs- und Anspruchsdruck verbergen sich oft Ziele, die dem Leben einen Sinn, vielleicht sogar eine Identität geben! Und letztlich darf jeder den Weg gehen, den er gehen möchte. Meistens jedenfalls.

 (Ernsthaftigkeit bzw. ironische Anteile etwaiger Passagen ohne Gewähr.)