Die Ergebnisse einer Studie der Aktion Mensch anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai zeigen, dass allägliche Dinge Menschen mit Behinderung oft verwehrt werden. Dazu zählen Beratung auf Augenhöhe, berufliche Aufstiegschancen und spontanes Reisen.
Mehr als 1.000 Menschen mit einer Schwerbehinderung wurden dabei nach ihren größten Herausforderungen im Alltag befragt. Das Ergebnis: Die meisten Schwierigkeiten gibt es im Umgang mit Ämtern und Behörden. Auf Platz zwei und drei in diesem "Negativ-Ranking" folgen die Bereiche Beruf und Mobilität.
Nicht nur bauliche Barieren
"Barrierefreiheit wird oft mit Rampen, Aufzügen oder barrierefreien Eingängen gleichgesetzt", erklärt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. "Doch es sind längst nicht nur sichtbare Barrieren, die Menschen mit Behinderung das Leben schwer machen. Oft fangen die Probleme bereits im zwischenmenschlichen Umgang oder bei bürokratischen Hürden an."
Für einen Großteil der Befragten zählt der Umgang mit Ämtern und Behörden zu den größten Herausforderungen im Alltag. Für 58 Prozent dieser Gruppe fehlt es vor allem an Aufklärung und Informationen zu den persönlichen Ansprüchen und Rechten. Umfangreiche Anträge und bürokratischer Aufwand stellen 56 Prozent der Befragten vor Probleme. Auch ausgrenzendes Verhalten ist keine Seltenheit: Gut ein Drittel hat das bei Ämtern und Behörden bereits erlebt.
Uneingeschränkte Barrierefreiheit fehlt
Berufliche Entfaltung und uneingeschränkte Mobilität sind für eine selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft essenziell. Dennoch fehlt es auch hier nach wie vor an Barrierefreiheit. Folglich zählen für die meisten der Befragten auch diese beiden Lebensbereiche zu den schwierigsten. So vermissen 58 Prozent dieser Gruppe eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Vor allem die unzureichende Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln (48 Prozent) und fehlende Kostenübernahmen (49 Prozent) sind dabei zentrale Probleme. Auf beruflicher Ebene bemängelt fast die Hälfte (48 Prozent) die schlechte Verfügbarkeit von technischen Hilfsmitteln, 58 Prozent fehlt es aber auch an Verständnis seitens der Arbeitgeber.
Forderungen an Politik und Gesellschaft
Aus den Missständen ergeben sich klare Forderungen an die Politik und Gesellschaft. Dazu zählen mehr Aufklärung und ein stärkeres Bewusstsein für Barrieren in der Gesellschaft, sowie bessere Informationen über Rechte und Ansprüche durch Ämter und Behörden. Auch in der Privatwirtschaft muss sich etwas tun: Mehr als die Hälfte der Befragten fordert, dass auch Unternehmen der Privatwirtschaft zu umfassender Barrierefreiheit verpflichtet werden.
Europäischer Protesttag am 5. Mai
Auch am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, geht es darum, Missstände aufzudecken. Unter dem Motto "Deine Stimme für Inklusion - mach mit!" ruft die Aktion Mensch gemeinsam mit Verbänden und Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe alle Menschen dazu auf, aktiv zu werden, Teilhabe-Barrieren sichtbar zu machen und Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, sich für ihre Rechte einzusetzen.