Rund 70 Prozent der Deutschen sind vollständig gegen Corona geimpft. Dass diese Impfquote lange nicht ausreicht, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, zeigt die aktuelle Entwicklung der Fallzahlen. Eine lückenlose Nachverfolgung ist in sächsischen Gesundheitsämtern schon lange nicht mehr möglich. Auf Anfrage der 1&1 Mail & Media GmbH erklärte ein Sprecher des Landkreises Zwickau: "Wie in den anderen sächsischen Landkreisen ist auch das Gesundheitsamt des Landkreises Zwickau aufgrund der aktuellen pandemischen Lage nicht mehr in der Lage, alle Kontakte nachzuverfolgen." Die Behörde sehe sich außerstande sogenannte Freizeitkontakte nachzuverfolgen.
"Hier sollte der Quellfall selbst tätig werden und informieren." Noch dazu hat auch der vollständige Impfschutz ein Verfallsdatum. Je länger die zweite Impfung her ist, desto öfter kommt es zu sogenannten Impfdurchbrüchen, weshalb die Ständige Impfkommission mittlerweile für alle Menschen ab 18 Jahre eine Booster-Impfung empfiehlt - und das sogar vor Ablauf der ursprünglich empfohlenen sechs Monate nach der Zweitimpfung. Die Sächsische Impfkommission (Siko) empfiehlt Booster-Impfungen sogar für alle Geimpften ab 12 Jahren. Mehr als 6,6 Millionen mal (Stand: 24. November) wurde der dritte Piks hierzulande bereits verabreicht. Doch welche Impfstoffe werden dafür verwendet? Wie sehen die Nebenwirkungen gibt es? Und wo wird die dritte Impfung verabreicht?
Mobile Impfteams werden aufgestockt
Um auf die gestiegene Nachfrage insbesondere nach Auffrischungsimpfungen zu reagieren, verdreifacht der Freistaat jetzt die Kapazitäten des staatlichen Zusatzangebotes. Bereits vergangenen Woche wurde die Kapazität der 30 mobilen Teams durch personelle Verstärkung verdoppelt, auf nunmehr insgesamt bis zu 6.000 Impfungen pro Tag und 36.000 Impfungen pro Woche. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt, möglichst ab 1. Dezember, soll die Zahl der mobilen Impfteams erhöht werden, um dann eine Tageskapazität der Teams von 9.000 Impfungen (54.000 Impfungen pro Woche) zu erreichen. In jedem Landkreis und jeder Kreisfreien Stadt soll es mindestens einen festen Standort der mobilen Teams als verlässlichen Anlaufpunkt geben. Die Absprachen zur Einrichtung laufen derzeit. Die Teams sollen nach derzeitigem Stand bis Ende März 2022 im Einsatz sein. Ein Terminmanagement-System zur Buchung eines Impftermins ist in Vorbereitung.
Impfstellen per App oder im Internet finden
Darüber hinaus können Impfwillige Termine bei ihren Haus-, Kinder-, Fach- und Betriebsärzten vereinbaren. Wer keinen Haus- oder Facharzt hat, der gegen COVID-19 impft, kann für die Vereinbarung der Impftermine die App "Impf-Finder" genutzt werden. Der Impf-Finder ist als kostenlose App für Android und iOS verfügbar. Auch die Kassenärztlichen Vereinigung bietet unter https://www.kvs-sachsen.de/buerger/corona-virus/impfende-praxen/ eine Übersicht über impfende Praxen an.
Zudem können Impfstellen in Krankenhäusern und Medizinischen Versorgungszentren nach voriger Terminvereinbarung besucht werden. Eine Übersicht der Kliniken samt Adressen gibt es unter https://www.coronavirus.sachsen.de/impfen-in-sachsen-9339.html
Welche Impfstoffe werden für eine Booster-Impfung verwendet?
Die Ständige Impfkommission empfiehlt für die Auffrischungsimpfung, ganz unabhängig von verwendeten Impfstoffen bei Erst- und Zweitimpfung, einen mRNA-Impfstoff. Für die Kreuzimpfung sollten also die Impfstoffe von Biontech oder Moderna verwendet werden. Wer bereits mit einem mRNA-Imfpstoff geimpft wurde, sollte bei der Booster-Impfung möglichst denselben Impfstoff erhalten, heißt es. Durch den Booster wird das Immunsystem angeregt, neue Antikörper zu produzieren.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bisher gibt es keine Erkenntnisse über schwerwiegende Nebenwirkungen nach dem dritten Piks. Sie seien denen nach der Zweitimpfung je nach verwendetem Impfstoff sehr ähnlich. Doch nicht zwangsläufig müssen diese auch auftreten. Das Robert Koch-Institut (RKI) teilt zur Booster-Impfung mit: "Die Impfreaktionen sind zumeist mild oder mäßig ausgeprägt." Bei beiden mRNA-Impfstoffen gehören Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Schüttelfrost und Fieber zu den häufigsten Nebenwirkungen. Das Vakzin von Biotech kann zudem Durchfall und Muskelschmerzen verursachen. Nach der Verabreichung von Moderna können außerdem Übelkeit oder Erbrechen sowie Schmerzempfindlichkeit der Lymphknoten in der Achselhöhle auftreten. Ausschlag, Rötungen oder Nesselsucht an der Einstichstelle oder auch Rötungen allgemein wurden am seltensten als Nebenwirkung einer Moderna-Impfung von den Geimpften angegeben.
Kann die Booster-Impfung die vierte Corona-Welle brechen?
Experten gehen davon aus, dass die Booster-Impfungen in Deutschland zu spät kommen, um als Wellenbrecher zu dienen. Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, sagte im NDR-Podcasts "Coronavirus-Update": "Für die akute Situation in den nächsten drei, vier Wochen bringt das Boostern Stand heute natürlich nichts." Nichtsdestotrotz zeigen jüngst veröffentlichte Studien, dass die Auffrischung das Risiko für eine Infektion senkt, schwere Verläufe mindert und Krankenhauseinweisungen verhindert. Die Studien beziehen sich dabei auf Daten aus Israel, wo die dritte Impfung seit Ende Juli zum Einsatz kommt und dort sehr wahrscheinlich entscheidend zur Senkung der Fallzahlen beitrug.
Für wen ist die Booster-Impfung besonders sinnvoll?
Vor allem Menschen mit einem unterdrückten Immunsystem, einer sogenannten Immunsuppression, wird die Booster-Impfung ans Herz gelegt. Sie bilden nach der Impfung weniger Antikörper und können so ihren Schutz gegen Covid-19 auffrischen. Auch vulnerablen Gruppen wird die Auffrischungsimpfung empfohlen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt vor allem älteren Menschen über 70 Jahre eine Booster-Impfung. Personen, die mit den Vektorimpfstoffen von Johnson & Johnson oder Astrazeneca geimpft wurden, wird ebenfalls eine Booster-Impfung angeraten. Experten sehen hier nach wenigen Monaten schon Bedarf.
erschienen am 25.11.2021