Das Forschungsteam der TU Chemnitz, als Teil des vom Bund geförderten Projektes "Automated Cars and Intelligent Traffic in the City", stellte Forschungsergebnisse zur Erwartung von Probandinnen und Probanden an das Verhalten autonomer Fahrzeuge vor. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über vier Jahre von Juli 2018 bis August 2022 mit insgesamt rund 45 Millionen Euro gefördert, davon entfallen rund 350.000 Euro an die TU Chemnitz.
Forschungsschwerpunkt und Ziel des Projekts
Ziel des Projekts ist es, die Grundlagen für sicheres, stressfreies, effizientes und komfortables automatisiertes Fahren in der Stadt zu schaffen. Nun stellte das Konsortium auf dem Versuchsgelände in Aldenhoven (NRW) seine Ergebnisse vor. Eine wesentliche Erkenntnis der Forschungsgruppe der TU Chemnitz betrifft die Erwartungshaltung menschlicher Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer an autonome Fahrzeuge. Diese müsse für verkehrstaugliche Fahrzeuge berücksichtigt werden, um die Akzeptanz zu erhöhen.
"Im Straßenverkehr treffen wir ständig Entscheidungen auf Basis des Verhaltens von Verkehrsteilnehmern. Zum Beispiel, ob vor einem herannahenden Fahrzeug noch genug Zeit ist, um die Straße zu queren und einzuparken. Diese Form der impliziten Kommunikation müssen auch automatisierte Fahrzeuge beherrschen, um sich entsprechend der Erwartung der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu verhalten", sagt Projektleiter Dr. Matthias Beggiato von der TU Chemnitz. Der Schwerpunkt des Forschungsteams der TU Chemnitz lag vor allem auf dem genannten Bereich der "impliziten Kommunikation" zwischen automatisierten Fahrzeugen und Verkehrsteilnehmerinnen sowie -teilnehmern. Dafür nutzen die Forscherinnen und Forscher Videos von stadttypischen Abbiege- und Einparksituationen, um das Verhalten der Probandinnen und Probanden zu erfassen. So untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die dahinterliegenden Entscheidungsprozesse und Einflussfaktoren.
Wichtige Entdeckungen durch Probanten
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass menschliche Erwartungen an den Ablauf von Interaktionen im Verkehr wie dem Queren und Einparken deutlich von technisch optimierten Lösungen abweichen", sagt Beggiato. Während sensortechnisch die Zeit für die Manöverausführung optimiert und mit der Lücke zum herannahenden Fahrzeug abgeglichen werden könne, würden solche knapp ausgeführten Manöver als unkomfortabel bis gefährlich empfunden werden. So stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer insbesondere bei geringen Geschwindigkeiten des Gegenverkehrs deutlich größere Zeitlücken für ein Abbiegemanöver erwarteten - zumal bei herannahenden Großfahrzeugen wie LKWs. Zusätzlich spielen auch individuelle Aspekte wie die eigene Risikobereitschaft eine wichtige Rolle. Um die Akzeptanz automatisierten Fahrens sicherzustellen, sollten Maschinen die Erwartungen menschlicher Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer bei Fahrmanövern berücksichtigen. Darüber hinaus können individuelle Präferenzen in automatisierten Fahrzeugen beispielsweise durch wählbare Fahrstilprofile von defensiv bis dynamisch berücksichtigt werden.