Happy birthday, BLICK.de! Unser Webauftritt feiert in diesem Jahr seinen fünften Geburtstag. Um dieses kleine Jubiläum zu feiern, haben wir die News der letzten fünf Jahre Revue passieren lassen und die wichtigsten Ereignisse in dieser Rubrik für euch zusammengetragen.
Am 14. und 15. Juli letzten Jahres änderte sich für viele Menschen im Westen Deutschlands schlagartig ihr Leben. Sie verloren Häuser, Grundstücke, geliebte Menschen, Lebensexistenzen. Wir sprechen von der Flutkatastrophe im Ahrtal im November 2021.
Kurzer Rückblick
Es ist kurz nach 19 Uhr. Es regnet bereits seit Stunden unaufhörlich, der Wasserpegel steigt. Und dann erreicht er die historische Marke von 3,21 Metern am Pegel in der Altenahr. Die Städte sind in Aufruhr, viele Menschen vollkommen überrascht von der Flut, Panik macht sich breit. In der Nacht zum 15. sollte dann die Flutwelle alle bisherigen Rekorde brechen und bis zu fünf Meter ansteigen - dann überspülen Sturzfluten endgültig das Messgerät. Experten schätzen im Nachgang den Anstieg der Welle auf sieben Meter. Und erst nach 23 Uhr wurde der Katastrophenalarm ausgerufen.
Bis zum November 2021 wurden aufgrund der Flutkatastrophe 134 Tote im Ahrtal, ein Toter in Trier und insgesamt 766 (!) Verletzte gezählt. Zwar wurden insgesamt 143 Leichen geborgen, allerdings sind laut Polizei acht davon keine Flutopfer und wurden bereits zuvor beerdigt, aufgebahrt oder sind vor der Flut verstorben. Alle Toten konnten identifiziert werden, das jüngste war gerade einmal vier Jahre alt. Bis zum heutigen Tag werden noch zwei Männer vermisst.
Insgesamt leben im Landkreis Ahrweiler um die 56.000 Menschen. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) geht von 42.000 Betroffenen der Flutkatastrophe aus, mindestens 17.000 sollen unmittelbar Hab und Gut verloren haben oder vor erheblichen Schäden stehen. Das ist das Resultat einer Satellitenauswertung. Viele Betroffene warten heute immer noch auf Hilfe.
So tragisch dieses Unglück war und auch noch ist, so fragt ihr euch vielleicht, warum ausgerechnet BLICK.de das als sächsisches Medienportal in dieser Rubrik thematisiert. Uns nimmt nicht nur die Katastrophe mit, sondern wir waren und sind auch begeistert von Nächstenliebe in dieser Zeit: von der Hilfsbereitschaft der Sachsen. Denn mehrere Helferteams aus dem Freistaat waren nicht nur im letzten Sommer vor Ort, um Hilfe zu leisten.
Die Sachsen kommen - zum Helfen!
Die Sturzfluten zerstörten tausende Häuser, Menschen verlieren ihr Hab und Gut. Doch als der Wasserpegel wieder zu sinken beginnt, macht sich vor allem folgender Gedanke breit: Wo soll man da anfangen? Und vor allem wie? Jegliche Werkzeuge, Reinigungsmittel, einfachstes Aufräum-Equipment - das meiste wurde weggespült, teilweise auch inklusive benötigter Fahrzeuge, um von A nach B zu kommen. Klamotten zum Wechseln hat auch keiner, geschweige denn von Strom, um Aggregate und Geräte zu betreiben.
Genau da sind viele helfende Hände aus Sachsen eingesprungen. Teams aus Grimma und Colditz, die selber 2002 und 2003 Opfer von Hochwasserkatastrophen wurden, wissen genau, wie sich die Menschen im Ahrtal fühlen und was sie jetzt benötigen. Mit Kleidung, elektronischen Geräten, Konservenessen, Arbeitskleidung, Werkzeug, Reifen und einfach viel "Menpower" reisen sie nach Ahrweiler. Auch Geldspenden werden dabei natürlich nicht vergessen.
Die Helfertrupps unterstützen die Flutopfer hauptsächlich dabei, Räume und Häuser auszupumpen und vom Dreck zu befreien, um überhaupt eine Übersicht der Lage zu ermöglichen - und irgendwann mal eine Sanierung oder Reparatur. Auch psychologisch geschulte Seelsorger aus Dresden machten sich auf den Weg, um die Betroffenen in dieser hilflosen Lage auch mental zu unterstützen. Städte und Gemeinde aus dem Landkreis Leipzig richten unter Leitung des Landrates ein zentrales Spendenkonto ein. Zschopauer Gymnasiasten sammeln Spenden für die Flutopfer.
Weitere Transporte folgen
In Satzung im Erzgebirge haben ebenfalls vier Helfer in Verbindung mit der örtlichen Karnevalsgesellschaft einen Hilfstransport organisiert. Zuvor sammelten sie neben Spenden auch Baumaterialien, Werkzeuge, technischen Geräten wie Notstromaggregaten und Arbeitsschutzkleidung, um dann mit zwei Transportern ins Flutgebiet zu fahren. "Die Leute haben streckenweise gar nichts mehr und fangen von Null an", sagte beispielsweise ein Helfer. Vorher haben sich die Satzunger genau informiert, wo sie ihre Güter abgeben können. Denn es wurde empfohlen, nicht auf eigene Faust ins Katastrophengebiet zu fahren, um weder Rettungsfahrzeugen im Weg zu stehen, noch sich selbst in Gefahr zu bringen, da die Straßen noch nicht wieder alle befahrbar waren.
Auch Ende des Jahres 2021 waren sächsische Helfer noch unterwegs. Mitte Dezember fuhr beispielsweise noch ein LKW aus dem Ahrtal zurück nach Zschopau. Er war mit Spenden vollbeladen zu den Flutopfern gefahren, auch in Form von kleinen Weihnachtsgeschenken, um den Menschen eine Freude in der Weihnachtszeit machen zu können. Ganze zwölf Tonnen kamen dann im Ahrtal an. "Wir sind überwältigt von der großen Resonanz", sagt die Organisatorin, die von Lebensmitteln über Spielzeug bis hin zu Möbel und Haushaltsgeräten viel in der Heimat bekommt. Das wird in einer Halle zwischengelagert und dann ins Ahrtal gebracht. Sechs Transporte hat es inzwischen gegeben - und weitere werden folgen.
Nachdem die Sachsen in den letzten Jahrzehnten ebenfalls große Flutwellen überstehen mussten, wussten sie ganz genau, wo ihre Hilfe im Ahrtal gebraucht wird. Diese Geschichten zeigen vor allem eins: Nur gemeinsam sind wir stark. Und deshalb ist dies ein wichtiger Bestandteil unserer Jubiläums-Rubrik.
erschienen am 22.01.2022