Bestimmte Medikamente wie Fiebermittel oder einige Antibiotika waren zuletzt oft knapp. Engpässe in der Arzneimittelversorgung machen vielen Menschen auch in Sachsen zu schaffen. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen herrscht aktuell aufgrund einer anhaltenden Krankheitswelle eine äußerst hohe Nachfrage. Zum anderen bestehen in der Versorgung mit Medikamenten tiefergehende strukturelle Probleme. Das Bundesgesundheitsministerium hat mittlerweile Eckpunkte für ein Gesetz zum Umsteuern vorgelegt.
Engpässe bei fast 400 Arzneimitteln
Dass dieses Gesetz kaum kurzfristige Wirkungen zeigen kann, ist allen Experten klar. Aktuell gibt es bundesweit bei etwa 380 Arzneimitteln Lieferengpässe. Um die Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten so gering wie möglich zu halten, seien daher auch auf Länderebene sinnvolle und schnell wirkende Maßnahmen notwendig. Staatsministerin Petra Köpping: "Egal ob Antibiotika, Blutdruckmedikamente oder Arzneimittel zur Behandlung von Tumorerkrankungen - jeder Engpass ist einer zu viel und für die betroffenen Patientinnen und Patienten oftmals ein großer Grund zur Sorge. Wir müssen hier unbedingt klug und schnell gegensteuern! Und auch wenn die grundlegenden Lösungen auf Ebene der Bundesregierung oder der EU gefunden werden müssen, darf Sachsen nicht untätig bleiben. Und genau deshalb haben wir schon eine Reihe von Maßnahmen ergriffen."
Weniger Bürokratie für Apotheken
So sagen die Landesdirektion und das Sozialministerium unnötiger Bürokratie aktuell den Kampf an. Sie haben beispielsweise klargestellt, dass Apotheken einander kurzfristig und ohne gesonderte Erlaubnis aushelfen dürfen - auch wenn sie nicht zum selben Filialverbund gehören. Die Apotheken dürfen zudem auch größere Mengen eines Arzneimittels erlaubnisfrei herstellen und ohne Zulassung in den Verkehr bringen. Voraussetzung: Ein ansonsten industriell gefertigtes Medikament ist nicht verfügbar. Auch aus dem Ausland importierte Arzneimittel dürfen heute schon vollkommen legal abgeben werden.
Verband rät zu systematischen Stresstests
Angesichts der Engpässe spricht sich die Pharmaindustrie aktuell für systematische Stresstests zu den industriellen Lieferketten aus. Laut des Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) seien solche Tests nach dem Vorbild der USA dazu geeignet, zu große Abhängigkeiten von einzelnen Standorten oder Produzenten ausfindig zu machen. Dies könnte zwar bedeuten, dass Medikamente am Ende teurer werden, jedoch habe Liefersicherheit "einen Preis", so der Verband. Das Problem sei weder neu noch ist es überraschen, sagte VFA-Präsident Han Steutel der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Es werde schon lange davor gewarnt, dass zum Beispiel Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten. "Doch passiert ist fast nichts."