Trotz staatlicher Hilfen zur Bewältigung der Corona-Pandemie geht es den Krankenhäusern hierzulande wirtschaftlich so schlecht wie seit über 20 Jahren nicht. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). 60 Prozent der Kliniken in Deutschland rechnen demnach mit wirtschaftlichen Verlusten. Gegenüber dem Vorjahr hat sich damit der Anteil der Kliniken verdoppelt, die rote Zahlen schreiben. Aktuell stufen nur noch 11 Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Eine so düstere Lage habe es seit der erstmaligen Erhebung des Krankenhaus-Barometers im Jahre 2000 noch nicht gegeben, sagt Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Welche Rolle spielt das Corona-Virus?
Ein maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme und die aktuelle Situation sind laut Krankenhaus-Barometer die Belegungsrückgänge infolge der Verbreitung des Corona-Virus und damit zusammenhängender Einschränkungen des Regelbetriebs. So wurden planbare Operationen abgesagt, um Behandlungskapazitäten für Corona-Infizierte frei zu halten. Zudem sind die Behandlungszahlen insgesamt gesunken, weil Patienten aus Sorge vor einer Ansteckung nicht zum Arzt oder in die Klinik gehen. Zum Befragungszeitpunkt beklagte jedes zweite Krankenhaus eine geringere Auslastung als im Vorjahr. Ein Rückgang der Auslastung zeigte sich besonders deutlich für den Bereich der Normalstation, bei dem es bei 53 Prozent der befragten Krankenhäuser zu einer geringeren Auslastung im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt kam. Intensivstationen hingegen wiesen bei 43 Prozent eine höhere Beanspruchung auf. "Angesichts der dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie war es richtig, dass die Bundesregierung noch vor Weihnachten gehandelt und die Ausgleichszahlungen bis in den März 2022 verlängert sowie einen Ganzjahresausgleich eingeführt hat", so Gerald Gaß. Problematisch sei jedoch, dass die psychiatrischen Kliniken weiter außen vor blieben. "Die dramatische wirtschaftliche Lage der Kliniken macht unübersehbar deutlich, dass die konkrete Umsetzung der Finanzierungsreform aus dem Koalitionsvertrag keinen Aufschub duldet."
Bundesweit 22.300 offene Pflegestellen
Zugespitzt hat sich auch die Situation der Mitarbeiter in der Pflege. Vier von fünf Kliniken haben Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen. Bundesweit sind rund 22.300 Pflegestellen vakant. Seit 2016 hat sich die Zahl damit verdreifacht. Auch die Zukunftsaussichten sind laut Umfrage düster. Jedes zweite Krankenhaus erwartet in den nächsten drei Jahren, dass sich die Personalsituation in der Pflege verschlechtert. Drei von vier Krankenhäusern sehen gar einen Mehrbedarf an ausländischen Pflegefachkräften auf ihren Allgemeinstationen. ."Der Pflegepersonalmangel ist das drängendste Problem der Gesundheitspolitik. Er muss nach ganz oben auf die politische Tagesordnung. Wir haben hier einige Erwartungen an die neue Bundesregierung", sagt Gaß.
"Pflegebudgets nicht weiter blockieren"
Die noch von der alten Bundesregierung aufs Gleis gesetzte Finanzierungsreform der Pflegepersonalkosten wird nach wie vor in einigen Bundesländern von den Krankenkassen massiv blockiert. Im Frühjahr 2021 hatte erst ein Fünftel der Krankenhäuser ein hausindividuelles Pflegebudget abgeschlossen. Die dadurch bedingten Verzögerungen torpedieren das zentrale Ziel, die Pflegepersonalausstattung nachhaltig zu verbessern. Dies erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem corona-bedingt viele Pflegekräfte an der Belastungsgrenze arbeiten und dringend zusätzlicher Unterstützung bedürfen. "Wir appellieren an die Krankenkassen, gemeinsam Verantwortung für die Pflege zu übernehmen. Dazu zählt nun vor allem, Pflegebudgets nicht weiter zu blockieren, so dass wir die Pflegekräfte für ihre anspruchsvolle Arbeit auch angemessen und verlässlich entlohnen können", erklärt Gaß.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2021 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Ende Mai bis Ende Juli 2021 durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich insgesamt 291 Kliniken.
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