Letztlich ist Panik eine von Angst ausgelöste Stressreaktion, also eine evolutionär wichtige, gar lebensnotwendige Funktion unseres Körpers. Leider reagieren wir nicht nur auf tatsächliche, sondern auch angenommene Gefahren. Hier liegt das eigentliche Problem.
Kann wichtig sein, muss aber nicht
Gerade in prähistorischen Zeiten war es wichtig, auch angenommene Gefahren frühzeitig zu antizipieren, bevor sie zu tatsächlichen Konflikten mit dem Leben führen konnten. Doch darüber brauchen wir in heutigen Zeiten meist nicht mehr besorgt zu sein - insbesondere, wenn wir vor dem Fernseher oder Handy sitzen - und lediglich auf der Suche nach Informationen sind, die uns spannend erscheinen. Geschieht dann eine Krise, werden wir magisch angezogen, vielleicht, weil unser Trieb uns dazu verdammt, zwanghaft nach allem zu suchen, was uns irgendwann mal gefährlich werden könnte. Oder aber, weil uns langweilig ist. Wohin das dann führen kann, sieht man in heutigen Tagen, darunter zählen z.B. Hamsterkäufe, die angesichts der derzeitigen und prognostizierten Lage überhaupt nicht notwendig sind.
Daher die Frage: Welches Maß an Panik und Angst ist gerechtfertigt, angesichts der andauernden Präsenz der (negativen) Schlagzeilen und Horrorzahlen? Hier lässt sich natürlich keine pauschale Antwort finden, denn jede Krise ist anders und meist an individuelle Folgen geknüpft. Aber vielleicht sollte man auf seinen gesunden Menschenverstand hören, nicht nur auf die automatisch ablaufende Stressreaktion. Denn ab einem gewissen Grad schaden wir damit nicht nur entfernten Teilen der Gesellschaft, sondern vielleicht auch näheren, wenn wir den Hang zu Panik durch Gerüchte und Gerede weiter antreiben. Letzten Endes überschattet die Panik die eigentliche Krise, übernimmt das Zepter und führt zu einem schier nicht enden wollenden Teufelskreis.
Bereits jetzt führt genau dieser Teufelskreis zu unbesonnen Aktionen und Konsequenzen. Doch was ist, wenn wir irgendwann einer noch schlimmeren Bedrohung gegenüberstehen? Eine Bedrohung, die so wirklich und so tatsächlich ist, dass Panik wichtig, gar angebracht ist? Man möchte es sich nicht vorstellen. Doch es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass anarchistische Zustände erreicht werden könnten. Dass die niemand will, steht hoffentlich außer Frage.
erschienen am 15.04.2020