Leipzig. "Letzte Runde, liebe Leipzigerinnen und Leipziger, die Stühle sind schon hochgestellt, das Licht geht gleich aus". Dieser verzweifelte Hilferuf von Leipziger Gastronomen verbreitet sich derzeit über soziale Netzwerke. Betroffene appellieren an die Politiker, versprochene Corona-Hilfen zu zahlen und sie mit Hygienekonzepten wieder die Türen öffnen zu lassen. - Aktuell jedoch schwindet in Sachsen ob steigender Infektionszahlen gerade wieder die zum 22. März angesteuerte Freisitz-Öffnung.
"Wir, Ihre Gastronominnen und Gastronomen, stehen mit leeren Händen und ratsuchend vor Ihnen. Nach monatelangem Verbot, für unser Überleben selbst aufkommen zu dürfen, nachdem die Reserven fast aller KollegInnen aufgebraucht sind, nachdem MitarbeiterInnen auf der Suche nach Lebensunterhalt scharenweise die Branche wechselten, nachdem wir unsere Lager räumten, weil Haltbarkeitsdaten überschritten sind, nach all dem und weiterem Übel stehen wir weitgehend hilflos da", heißt es in dem bewegenden Post.
Besser kann man die Not nicht ausdrücken
"Der Text sagt komplett alles aus, wie es uns gerade geht ", bestätigt etwa auch Mandy Kriese, Betreiberin von "Sole Mio" im Leipziger Südosten, einem Restaurant mit Freisitz und italienischer Küche. Besser könne man die Not nicht ausdrücken, meint sie.
Die Gastronomen schreiben weiter: Es sei kaum planbar, die Lager wieder zu befüllen - um schlimmstenfalls eine Woche später Lebensmittel ersatzlos verrotten lassen zu müssen - oder für MitarbeiterInnen Dienstpläne zu gestalten. Bei Wiedereröffnung stellten sich neue Fragen: "Welche Tests dürfen wir akzeptieren? Wer führt bei uns Tests durch? Was machen Gäste, während sie auf das Ergebnis Ihres vor Ort durchgeführten Selbsttests warten? Wie ist bei einem positiven Test zu verfahren? Wem werden welche Verantwortungen aufgebürdet? Oder was machen unsere Gäste bei einsetzendem Regen, sie dürfen doch nur draußen sitzen ...". Von den Bürgern wünschen sich die Gastronomen daher Verständnis, wenn so nicht alle oder wenige Lokale öffnen könnten. "Dieses Mitgefühl wäre eine große Erleichterung", sagen sie.
Bedingungen wie Sommer 2020
"REISST EUCH ENDLICH ZUSAMMEN UND TUT DAS NÖTIGSTE! RETTET UNS UNSERE, DURCH DIE PANDEMIE UND EURE ENTSCHEIDUNGEN BEDROHTEN EXISTENZEN!", heißt es hingegen im Wortlaut an die Politik gerichtet. Man wolle mindestens eine Öffnung der Gastronomie unter den Bedingungen des Sommers 2020 unter Einhaltung bestehender Hygienekonzepte mit geöffneten Innenbereichen und ausgelasteten Freisitzen erreichen.
Betroffene rufen: Haltet uns am Leben!
Eindrücklich bitten sie: "Haltet uns am Leben, zahlt endlich die versprochenen Hilfen und gebt uns endlich die Gelegenheit, unsere unverschuldet aufgelaufenen Schulden zu bezahlen. Rettet Pauschalkräfte und Betreiber, die seit Monaten ohne Einkünfte sind, aber privat auch Kosten für Miete, Krankenversicherungen und Lebensunterhalt zu stemmen haben! Zahlt Hilfen wie im November und Dezember!"
Ihre vehemente Forderung an die Politik: " Angesichts der drohenden Kosten trefft Ihr vielleicht endlich konsequente Entscheidungen für intelligente Impf- und Test-Konzepte sowie andere Maßnahmen, die zu einer schnelleren Überwindung der Pandemie oder auch realistischeren Bewertung der Gefahrenlage führen. Mit Tränen in den Augen - Wirtinnen und Wirte Leipzigs".
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