Dem neuen Drogen- und Suchtbericht der Landesregierung zufolge war zuletzt bei etwa 420.000 Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren der Alkoholkonsum riskant. Das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Besonders fatal ist es Experten zufolge, wenn Frauen während der Schwangerschaft zur Flasche greifen.
Risiken von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
Rauschtrinken und riskanter Konsum sei auch unter Frauen in Sachsen weit verbreitet, heißt es in dem Bericht. Während der Schwangerschaft kann dies die Entwicklung ungeborener Kinder beeinflussen und zu lebenslangen Schäden und Verhaltensauffälligkeiten führen. Fachleute sprechen von Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD). Daneben ist manchmal auch die Bezeichnung alkoholbedingte Geburtsschäden (alcohol-related birth defects (ARBD)) gebräuchlich.
Auswirkungen auf betroffene Kinder und Unterstützung
Dies sei die häufigste Ursache für eine angeborene, lebenslange Behinderung. Berechnungen zufolge werden im Freistaat jedes Jahr 500 bis 600 Kinder mit FASD geboren. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) bezeichnete diese Zahlen als "besonders tragisch". Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führt nicht nur zu Wachstumsminderung und Gesichtsauffälligkeiten, sondern auch zu Verhaltensstörungen, beeinträchtigten Alltagskompetenzen, kognitiven Defiziten und Teilleistungsstörungen sowie zu zahlreichen körperlichen Erkrankungen des Kindes.
Herausforderungen und Unterstützung für Betroffene
Die Beeinträchtigung durch eine Fetale Alkoholspektrumstörung ist in der Regel so schwerwiegend, dass die Voraussetzungen einer Schwerbehinderung gegeben sind. Das teilte Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, mit.
Unumkehrbare Schäden und Unterstützungsmöglichkeiten
Die Schädigung durch Alkohol in der Schwangerschaft ist als solche unumkehrbar. Eine frühzeitige Diagnostik und zielgenaue Hilfen können die Auswirkungen der damit einhergehenden Beeinträchtigungen mildern und unter Voraussetzung eines adäquat informierten sozialen Umfelds zur Verbesserung der Lebensqualität führen.
Kinder mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung sollten erfahrungsgemäß eher eine "Stufe niedriger" beschult werden, als es ihre Intelligenzdiagnostik ergibt. Sie benötigen häufig eine schulische Integrationshilfe zur "Übersetzung" der Aufgaben und zur Gewährleistung einer Auszeit in Stresssituationen.
Schutz und Unterstützung für Betroffene
Menschen mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung sind aufgrund ihrer gestörten Impulssteuerung häufig besonders unfallgefährdet und aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten oft potenzielle Opfer von Übergriffen und Manipulationen durch Dritte.
Rechtliche Aspekte
Ansprüche auf Opferentschädigung sind bei einer Fetalen Alkoholspektrumstörung in der Regel ausgeschlossen. Zu beachten ist jedoch, dass eine Vielzahl der von FASD Betroffenen auch missbraucht, misshandelt oder vernachlässigt wurden und ihnen aus diesem Grund Ansprüche auf Opferentschädigung zustehen können.
Unterbringung und Unterstützungsmöglichkeiten
Kann ein Kind mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung nicht in seiner Herkunftsfamilie aufwachsen, so ist seine Unterbringung in einer Pflegefamilie einer Heimunterbringung vorzuziehen. Die Pflegefamilie bedarf einer engen professionellen Begleitung und verlässlicher Rahmenleistungen wie Entlastung und Fortbildungen. Die Aufklärung und die Fortbildung bzgl. der Beeinträchtigungen durch die Fetale Alkoholspektrumstörung müssen Bestandteil dieser Begleitung sein.
Folgen der Pandemie
Die Pandemie hat den Medienkonsum und den Konsum von Suchtmitteln beeinflusst. Sucht ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und erfordert Prävention und Unterstützung. In Sachsen gibt es 47 Stellen zur Suchthilfe.
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Die Beeinträchtigung durch eine Fetale Alkoholspektrumstörung ist in der Regel so schwerwiegend, dass die Voraussetzungen einer Schwerbehinderung gegeben sind. Foto: Adobe Stock/ freshidea
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