70 Jahre Motorrad-Rennsport: Gustl Hobl wird am Dienstag 90 Jahre alt

Motorsport "Ich beginne mit DKW und höre mit DKW auch auf."

Ingolstadt. 

Ingolstadt. Der ehemalige Geländesportler und Straßenrennfahrer August Hobl begeht am Dienstag, dem 13. April, in Ingolstadt seinen 90. Geburtstag. Geboren in Frankfurt am Main, hatte die Familie Anfang der 1930er Jahre ihren Wohnsitz nach Ingolstadt verlagert. Nach Kriegsende entdeckte der junge August Hobl schon bald sein Faible für Zweiräder. Und mit dem Abschluss des Kfz-Mechanikers in der Tasche, fand August Hobl 1949 prompt eine Anstellung als Versuchsfahrer bei der dort aufstrebenden Auto Union, die nach dem Krieg ihr Werk in Ingolstadt errichtete, deren Wurzeln aber im sächsischen Zschopau und Chemnitz liegen. Der Zweirad-Enthusiast legte sich ein altes Vorkriegs-DKW-Motorrad vom Typ Luxus Sport zu, gebaut 1930. Das Zweirad für den Alltag wurde seinerzeit noch im sächsischen Zschopau produziert.

Wie August Hobl seine Leidenschaft zum Motorsport entwickelte

Doch August Hobl wollte mehr, er wollte Rennen fahren. Vor nunmehr 70 Jahren war es soweit. Beim Donau-Ring Rennen Anfang Juli 1951 fand er auf Anhieb Gefallen am Motorrad-Rennsport. "Meine Freunde und Kollegen Emil Wartenfelser und Gotthard Weber, der Sohn des Konstrukteurs der DKW RT125, Hermann Weber, planten am Ingolstädter Straßenrennen teilzunehmen. Ich sollte fahren, weil ich der kleinste und leichteste war. Da ich aber keine Rennmaschine hatte, lieh mir Emil seine, die wir aber noch entsprechend umbauen mussten. Damit nahm alles seinen Lauf", erinnert sich der Jubilar. Vor dem nächsten Rennen nur wenige Wochen später in Wunsiedel baute sich August Hobl, der im Freundeskreis nur "Gustl" genannt wird, eine eigene Rennmaschine auf Basis der RT 125 auf, mit der er auf Anhieb auf Platz 1 fuhr. Seine Erfolge im Premierenjahr bescherten ihm bereits ein Jahr später die Lizenz. "Dass ich 1952 zum Sachsenring kam und starten konnte, ging auf die Verbindung zu Ewald Kluge zurück, der das für mich arrangierte", erinnerte sich der Ingolstädter an seinen ersten Auftritt auf der Rennstrecke in Hohenstein-Ernstthal im anderen Teil Deutschlands, wo er in der 125ccm-Klasse Siebter wurde.

Im Folgejahr war er mit seinem Vorbild und Freund, die Vorkriegs-DKW-Legende Ewald Kluge unter anderem am Nürburgring unterwegs. Doch Kluge stürzte bei jenem für ihn schicksalshaften Rennen schwer. Der Unfall beendete seine Rennfahrerkarriere abrupt. August Hobl sprang in die Bresche und gehörte fortan als offizielles Mitglied zum DKW-Rennstall. Ein Jahr später gewann der Ingolstädter auf dem Sachsenring die Achtelliterklasse mit einer brandneuen DKW mit nur 116ccm Hubraum souverän mit neuem Rundenrekord vor seinem Freund, dem Chemnitzer Horst Fügner auf IFA. Doch sah das Protokoll den Start am Sachsenring gar nicht vor, es war vielmehr der Hartnäckigkeit des Rennfahrers zuzuschreiben.

Die Sachsen sind durch eine besondere Beziehung zum "Ring" verbunden

"Wenn du irgendetwas vorhattest, musstest du dir von den Verantwortlichen immer anhören, muss das wirklich sein. Die Entwicklung der 116er habe ich innerbetrieblich vorangetrieben, weil ich von der Figur und vom Gewicht her der geeignetste war. Ich wollte unheimlich gern diese Rennmaschine haben. Ich bin dafür sogar beim Ingolstädter Technischen Direktor Zerbst vorstellig geworden und habe ihn überzeugen wollen. Denn es hat zu dem Zeitpunkt niemand geglaubt, dass mit diesem Motorrad etwas zu machen wäre. Herr Zerbst hat sich dann doch zusammengerungen und mir zu verstehen gegeben, ich könne mir das Ding zusammenbauen, aber nicht als offizieller Werksfahrer auftreten. Und so ist das zustande gekommen. Dann kam er mir noch entgegen, hatte ohne mein Wissen eine Nennung für den Sachsenring abgegeben. Ursprünglich hatte der Privatfahrer Alfred Hoser den Vorzug bekommen, doch er stürzte ein Rennen vor dem Sachsenring. Telefonisch ersuchte ich, an seiner Stelle starten zu dürfen und man hat mich tatsächlich zugelassen. Das war auch die Premiere für mein neues Motorrad. Hierfür hatten wir uns eines alten Fahrwerks und des Motors von der singenden Säge bedient. Wir verwendeten das Motorgehäuse der 3-Zylinders, hatten aber nur den liegenden Zylinder im Einsatz, weil dieser auf dem Prüfstand die meiste Leistung brachte. Damit bin ich losgefahren. Und der Sieg war so haushoch, dass man in Ingolstadt beschloss, weitere Achtelliter-Rennmaschinen zu bauen, unter anderem für die Fahrer Siegfried Wünsche und Karl Hofmann", erinnert sich der Ingolstädter an seinen ersten Sieg auf dem Sachsenring. Im Folgejahr sollte er den Erfolg mit erneutem Rundenrekord wiederholen, allerdings in der Klasse 350ccm. In jener Klasse, in der er 1955 und 1956 Deutscher Meister wurde. Hinzu kam der 3. Platz 1955 in der Motorrad-WM auf der legendären "singenden Säge". "Der Sachsenring war für mich immer ein außerordentliches Erlebnis. Für uns aus dem Westen sowieso. Die Menschenmassen im Fahrerlager, im Start- und Zielbereich und unmittelbar an der Strecke jubelten uns begeistert zu. Einfach eine ergreifende Atmosphäre. Der Sachsenring hat in meinen Augen bis heute nichts vor seiner Anziehungskraft eingebüßt und die Sachsen verbindet ohnehin diese besondere Beziehung zum "Ring", so der Ingolstädter, der bis heute die Begeisterung der Menschen spürt, wenn er um Autogramme gebeten wird.

Über die letzte Etappe seiner Karriere

1956 war das Jahr seiner sechsten und letzten Saison und mit den DM-Titeln in der 125er- und 350er-Klasse sowie dem Vize-WM-Titel bei den 350ern auch der Höhepunkt in seiner Karriere. Doch darauf folgte die Zäsur für den Rennfahrer, denn Auto Union löste die Rennabteilung auf. "Mein Entschluss, mit der Rennfahrerei aufzuhören, stand schon 1955 fest. Nachdem aber klar wurde, dass doch noch eine weitere Saison ranggehängt wird, habe ich natürlich auch weiter gemacht. Denn es kam für mich nicht infrage, bei einer anderen Firma als DKW Rennen zu fahren, obwohl eine Reihe lukrativer Angebote anderer Hersteller auf dem Tisch lagen. Für mich stand von Anfang an fest: Ich beginne mit DKW und höre mit DKW auch auf."

Nach dem Ende seiner Motosportlaufbahn machte August Hobl erfolgreich seinen Kfz-Meister und kehrte in den Technischen Kundendienst zurück. "Ab 1975 dann war ich in der technischen Motorenentwicklung", sagte Gustl, der im Geländesport seine ersten Siegerlorbeeren einfuhr. Hier war er von 1951 bis 1953 bei 15 Gelände- und Zuverlässigkeitsfahrten dabei und holte 13 Medaillen, davon 9 goldene und vier bronzene. Eine von letzterer holte er bei der Sechstagefahrt 1952 in Bad Aussee, bei welcher er bis zum letzten Tag strafpunktfrei war, aber wenige Meter vor dem Ziel Motorprobleme bekam und dadurch nur Bronze statt Gold erhielt. Des Weiteren gelang es ihm bei seinem einzigen Motocross-Start jeweils Gold (125ccm-Klasse) und Silber (250ccm-Klasse) beim Ingolstädter Motocross zu holen.

1960 heiratete Gustl Hobl seine Partnerin Hannelore, mit der er zuvor sieben Jahre liiert war. Zusammen gehen sie seitdem durch dick und dünn. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Mittlerweile ist August Hobl, der nach wie vor die Verbindung zum Rennsport hält, ob in Weixdorf, Zschorlau oder am Sachsenring beliebter Ehrengast und Gesprächspartner im Fahrerlager.

 

Seine größten Erfolge:

1952

Sechstagefahrt Bad Aussee Bronze

1953

250ccm 5. Platz DM und 8. Platz WM bei nur 3 Starts

350ccm WM-Platz 11 bei nur einem Start

1954

Deutscher Vize Meister in der 350ccm Klasse

1955

DM Platz 5 in der Klasse bis 125ccm Klasse auf der 116ccm DKW RM

Deutscher Meister 350ccm

WM 350ccm 3. Platz

WM 125ccm 9. Platz

1956

Deutscher Meister 125ccm

Deutscher Meister 350ccm

WM 125ccm Platz 7

WM 350ccm Vizeweltmeister

Sachsenring:

1952 Klasse bis 125 Platz 7

1955 Klasse bis 125ccm 1. Platz und neuen Rundenrekord aufgestellt

1956 Klasse bis 350ccm 1. Platz und neuen Rundenrekord aufgestellt

 



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